Kapitel 3

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H A R R Y

„Du bist hackevoll, Mann. Lass mich dich heimbringen.", säuselt Cameron über die laute Musik im Pub hinweg, als wäre der Kerl nicht selber fucking besoffen wie Captain Jack Sparrow höchstpersönlich in Fluch der Karibik. Dem berühmt berüchtigten „Drunk Walk" kommt er jedenfalls verdächtig nahe. Zudem vertrage ich um einiges mehr, als drei läppische Bier und zwei Shots. Vielleicht habe ich zwischenzeitlich auch mehr hinuntergewürgt, aber so genau habe ich es nicht mitgezählt.

Mein Blick fällt auf die Holzuhr an der Wand hinter der Bar, dessen oberste Garnitur bereits abblättert. Ich lehne mich auf die Theke. „Sei keine Spaßbremse, Alter. Es ist erst ein Uhr." Ich winke den alten Phil zu mir heran und bestelle einen Shot. Der Barkeeper lacht schäbig, wodurch sein ergrautes Haar wippt. Schade um ihn. Ich hätte liebend gerne weiterhin meine Kohle in seine Visage geschmissen, als wäre er mein Sugarbaby. Er würde nicht unbedingt in meine bevorzugte Altersklasse fallen, aber sein Laden läuft nur aufgrund meiner Besuche und meines großzügigen Trinkgelds.

Und wenn wir ehrlich sind, habe ich diesen Schuppen für die nächsten drei Jahren mit dem heutigen Abend gerettet. Man könnte beinahe annehmen, dass ich den alten Phil mag – dieses Wort breitet sich wie eine Plage auf meiner Zunge aus – denn ich habe seinen Pub auserwählt, um mich gebührlich von New York zu verabschieden.

Oh verdammt, ich hätte den Ort um Haaresbreite als mein Zuhause betitelt. Immerhin habe ich es hier neun Jahre ausgehalten, bevor ich weiterziehe. Besser ausgedrückt: hinterherziehe. Aber ich habe mir fest vorgenommen, dass ein gewisser Name, der mit L beginnt und mit ouis endet, tabu ist. Absolut tabu. Weder gehört er laut ausgesprochen, noch kehrt er in meine Gedanken.

Cameron stößt einen verächtlichen Laut hervor. Seine Augen sind glasig, weshalb ich präsumiere, dass er klammheimlich in der heruntergekommenen Toilette gekifft hat. „Ich möchte dich bloß davor bewahren, in ein Blitzlichtgewitter hinein zu torkeln." Damit hat er einen Punkt, die Scheißpaparazzi lauern an jeder Straßenecke. Er zuckt schließlich teilnahmslos die Schultern. „Lass dir mal einen blasen. Du bist heute kaum zu ertragen."

Meine Lider verengen sich zu Schlitzen, doch ich bringe erst gar nicht die Energie auf, etwas auf seine Worte zu erwidern.

Wäre das mein Vorhaben gewesen, wäre ich diesem Plan schon vor Stunden nachgegangen. Etliche Mädchen, sogar einige Jungs, hingen mit der Zunge aus dem Mund hängend wie ein Cavalier King Charles Spaniel an meinem Rockzipfel und versuchten meinen Schwanz zu lutschen. Vor allen anwesenden Gästen. Ich meine, bitte? Wie ist es möglich, so tief hinab zu sinken, nur um in die Hose eines Milliardärs zu gelangen? Eine davon rieb sich sogar schamlos an meinem Oberschenkel.

Ich blickte ihr jedoch nur ungerührt entgegen, völlig unbeeindruckt von dieser lahmen Anmache. Es braucht schon ein wenig mehr, um mich zwischen die Laken zu bringen.

Der alte Phil schiebt mir den Shot über die Theke und ich leere ihn in einem schnellen Zug. Das harte Zeug brennt in meiner Kehle, aber nicht genug, um das Bild eines gewissen Jungens aus meinem Kopf zu verbannen.

Fucking L... ouis.

„Noch einen.", ordere ich in meiner bestimmenden Chefstimme an und werfe Phil eine eindeutige Miene zu.

„Sei bloß nicht allzu höflich, Styles.", grummelt er und schießt mir einen vernichtenden Blick durch die Augen zu.

Mit gestütztem Arm auf der klebrigen Oberfläche beuge ich mich vor, seinem Gesicht gefährlich nahe. Ein düsterer Glanz liegt auf meinen Zügen. Ich entsende ihm nicht nur einen vernichtenden Blick durch die Augen, sondern verdammte Pfeile, die ihn hoffentlich bis ins Mark durchbohren würden. „Ein weiteres Wort und der Schuppen verschließt sich schneller, als das Wort Tequila in deinem Geiste erscheint.", drohe ich knurrend.

When It Is All Over - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt