Kapitel 9

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L O U I S

Meine Hände zittern, als ich an Harrys Bürotür klopfe. Ob ich ein Déjà-vu bekomme? Eine Trilliarden auf einen Schlag. Leider.

„Herein" Seine Stimme ist dunkel und weich wie eh und je. Die plötzliche Nostalgie, die sich bei dem Klang seiner Stimme in mir ausbreitet, lässt mich in meiner Bewegung verharren. Denn: Was genau mache ich noch hier? Ich könnte mir einen neuen Job suchen. Die Stadt hat noch andere Verlage zu bieten und außer Clark hält mich in Nashville nichts. Es könnte mich zurück nach New York treiben, jetzt wo Harry hier lebt. Oder nach Phönix. Großer Gott, ich habe diese Stadt schon immer geliebt.

Warum möchte ein Teil meines Herzen hier bleiben? Schlägt es für Nashville oder liegt es an... Harry?

Ich nehme einen tiefen Atemzug, ehe ich die Tür öffne. Wird schon schiefgehen. „Guten Nachmittag, Boss. Sie wollten mich sprechen." Ein Vorteil hatte es, mich völlig von Harry abzuschirmen – ich bin selbstbewusster geworden. Auch er kann die Festigkeit in meinem Ton nicht niederreißen, nur weil er... er ist.

Harry hockt auf demselben Schreibtischstuhl, den er in dem alten Sitz hatte. Vermutlich hat er sein ganzes Büro einpacken, nach Nashville hinüberschippen und wieder aufbauen lassen. Genug Angestellte, die ihm die Füße lecken würde, hat er jedenfalls. Ich ignoriere das enganliegende, schwarze Hemd und ebenfalls die Knöpfe, die nicht geschlossen sind und damit seine trainierte Brust offenbaren. Die grünen Augen haben ebenso wenig einen Effekt auf mich und von seinen Haaren gar nicht erst angefangen. Pff. Von wegen wir sind nie vorbei. Wir haben ein Ende gefunden. Zumindest flößt mir das der rationale Teil meines Hirns ein.

„Oh, hi, Louis." Er wirkt verblüfft. Harry erhebt sich und deutet auf den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches. „Setz dich doch."

„Mr. Tomlinson", korrigiere ich mit erhobenem Finger, lasse mich nichtsdestotrotz auf dem Stuhl nieder.

„Genau genommen ist es Mr. Styles.", fügt er kleinlaut hinzu und plumpst mit dem Hintern zeitgleich auf seinen Schreibtischstuhl zurück.

Ich ignoriere seinen Kommentar. Bis wir nicht offiziell geschiedene Leute sind, heiße ich auf dem Papier noch Mr. Styles, allerdings spricht mich niemand mehr mit diesem Namen an und alle, denen ich mich vorstelle, kennen mich nur unter dem Namen Louis Tomlinson.

„Es tut mir leid, wie wir auf der Party aufeinander getroffen sind. Ich weiß, dass ich dir Antworten schuldig bin."

Ich winke ab und mustere ihn mit ausdrucksloser Miene. „Schon gut. Ich möchte mich gar nicht mehr mit dem Geist der Vergangenheit beschäftigen oder mit einem Mann für den ich das Dreifache an Hass empfinde, als damals an Liebe.", erwidere ich furztrocken.

„Wow, okay.", krächzt er und fährt sich durch die schulterlangen Locken, die noch immer viel zu weich und vertraut aussehen. Automatisch balle ich meine Hände zu Fäusten, um sie vor vernunftwidrigen Bewegungen zu schützen. „Ähm, also worüber ich mit dir sprechen-"

Ich unterbreche ich ihn prompt. „Das hier ist geschäftlich, nicht wahr? Zumindest klang es bei dem Meeting verdächtig danach."

Er nickt sofort.

Ich fixiere ihn mit meinem Blick und es fällt mir nicht länger so schwer wie beim ersten Mal, ihn anzusehen. „Dann sollten Sie mich Siezen, Boss. So wie alle anderen Mitarbeiter auch. Mehr als das bin ich schließlich nicht. Ein Mitarbeiter."

Er beißt sich auf die Unterlippe, so wie er es schon immer getan hat und nickt erneut. Dieses Mal ist es ein zustimmendes Nicken. „Jedenfalls habe ich noch etwas, was di- Ihnen gehört. Als Sie damals abgehauen sind- findest du es nicht seltsam, dass ich dich sieze, während ich von unserer Vergangenheit rede?"

When It Is All Over - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt