Kapitel 38

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L O U I S

Ich sitze auf einem unbequemen Flughafenstuhl, der meine Gedanken nicht im Geringsten von der quälenden Leere ablenken kann. Der geschäftige Flughafenbetrieb um mich herum verschwimmt zu einem unscharfen Hintergrund, während ich meinen Blick stur auf die startenden Flugzeuge gerichtet halte. Ein Knoten aus Gefühlen schnürt meine Kehle zu, als wären meine eigenen Emotionen die einzigen Passagiere, die heute nicht abfliegen können.

Meine Hände umklammern den Koffergriff so fest, dass meine Finger beinahe weiß werden. Dieser Koffer ist das Einzige, was ich noch von dem habe, was gerade auseinanderzubrechen droht.

Das Gemurmel der Menschen um mich herum dringt nur gedämpft an mein Ohr. Die Anzeigetafeln flimmern mit unzähligen Informationen, aber alles, was ich sehen kann, ist das Bild des Briefes auf meinem Handy, den ich Harry geschrieben habe. Worte, die sich plötzlich so hohl anfühlen, als hätten sie nie existiert.

Mein Blick wandert zu den Paaren, die sich liebevoll verabschieden, zu den Familien, die erwartungsvoll auf ihre Abflüge warten. Ein Stich geht durch mein Herz bei dem Gedanken, dass ich gerade etwas Unersetzliches verloren habe. Harry und ich waren nicht gewöhnlich. Wir hatten etwas Besonderes, etwas Seltenes und trotzdem reicht es nicht. Eine Träne bahnt sich ihren Weg über meine Wange, und ich wische sie schnell weg, als könnte ich so auch die Schmerzen wegwischen.

Um mich abzulenken, greife ich nach meinem Reisepass und blättere durch die Seiten. Die Stempel und Visen darauf erzählen Geschichten von vergangenen Reisen, aber auch diese erinnern mich nur an die schönen Zeiten, die ich mit Harry erlebt habe. Es waren nicht viele Reise, da er mit seiner Arbeit eingespannt war, aber die Urlaube, die wir hatten, waren traumhaft.

Plötzlich sehe ich auf das Armband an meinem Handgelenk, auf die eingravierte 143 und zücke mein Handy. Ich gebe die Bedeutung dieser Zahlen ein und mein Herz sinkt in die Kniekehlen. I love you. Ich kneife die Augen zusammen, um mich davor zu bewahren, zu weinen.

Ich stehe auf und laufe ziellos durch die Terminalhallen, meine Füße bewegen sich, aber mein Kopf ist in den Wolken. Die bunten Lichter der Duty-Free-Shops verschwimmen vor meinen Augen. Die Entscheidung, die ich getroffen habe, nagt an mir. War es die richtige Wahl? Habe ich alles aufs Spiel gesetzt, obwohl wir es vielleicht hätten hinbekommen können?

Schließlich setze ich mich in ein Café, bestelle einen Kaffee, doch der Geschmack ist mir gleichgültig. Mein Blick haftet auf den vorbeiströmenden Menschen, die mit ihren Alltagsgeschäften beschäftigt sind, während ich selbst in einer Blase der Unentschlossenheit gefangen bin.

Die Zeit verstreicht, unbarmherzig und unaufhaltsam. Die Entscheidung, Harry zu verlassen, hat einen unauslöschlichen Abdruck auf meiner Seele hinterlassen.

Eine Stimme holt mich aus meinen Gedanken. „Ist hier noch frei?"

Ich schaue auf und sehe einen Fremden vor mir stehen. Sein Blick ruht auf dem freien Platz gegenüber mir. Ein leichtes Nicken meinerseits signalisiert, dass er sich setzen kann. Er lässt sich geräuschvoll auf den Stuhl fallen, während ich meine Gedanken weiter in der Leere verliere.

„Entschuldige, dass ich so überstürzt aufgekreuzt bin, aber ich habe dich gesehen und du wirkst irgendwie... verloren?", ratet er mit einem freundlichen Lächeln, während er die Kaffeetasse in seiner Hand abstellt und sie in Richtung Mitte schiebt. „Alles in Ordnung?"

Ich zögere einen Moment, bevor ich antworte. „Nicht wirklich", murmele ich und versuche, die aufsteigende Verzweiflung zu unterdrücken. Ich sehe ihn mir genauer an. Leichte Falten umrahmen seine Augen, die von einer warmen, braunen Farbe sind. Er ist ein durchschnittlich großer Mann mit kurz geschnittenen, dunkelbraunen Haaren. Ein Dreitagebart betont seine markanten Gesichtszüge und verleiht ihm einen charmanten, lässigen Touch.

When It Is All Over - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt