Prolog

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„Hier sind wir also", meint Philip und nimmt einen Schluck seiner Limo. „In Erfurt?", fragt Noah todernst. „Nein. In unserem neuen Leben". „Aha".

Noah und Philip stehen vor dem großen Ortsschild mit der Aufschrift ‚Erfurt' . Beide haben eine Sporttasche in der Hand und eine Rucksack auf dem Rücken. Gleichzeitig schauen sie sich an und beginnen trotz aller Umstände zu lächeln. Wie immer fühlen sie sich, als würden sie in einen Spiegel schauen. Die gleichen Gesichtszüge, die selben Haare, das selbe Lächeln und das selbe Strahlen in den blauen Augen. Angst und Wut verfliegt, genauso wie der Frust und die Anstrengung. Nur die Zwillinge sind da, stehen in Erfurt, in ihrem neuen Leben.

„Also, wir suchen uns erstmal eine Bleibe. Du gehst dann zu dieser Schule und ich suche einen Job. Dann sehen wir weiter", erklärt Philip seinem Zwilling, als sie sich in einem Park auf eine Bank gesetzt haben. Noah nickt und nippt an seiner Dose Cola, die er schon eine Weile in der Hand hält. Die Ereignisse der letzten Tage verfolgen ihn noch und er kann noch nicht glauben, dass seine Eltern ihn aus dem Haus gekickt haben. Ihn und Philip. 

„Hörst du mir zu?", fragt Philip und wirbelt mit einer Hand vor Noahs Gesicht herum. 

„Was? Klar, natürlich". 

„Super. Also die Schule heißt ‚Albert-Einstein-Gymnasium'. Du hast alle Dokumente?", vergewissert sich der jüngere Zwilling und Noah nickt zustimmend. „Sehr gut. Denk dran, du meldest nur Noah an. Philip wird arbeiten gehen, damit wir nicht pleite gehen. Ich denke, das Geld von unseren Konten wird erstmal reichen, aber davon dürfen wir nicht ausgehen". 

„Du klingst, als hättest du das alles schonmal geplant", unterbricht Noah seinen Bruder, welcher daraufhin nur mit den Schultern zuckt. „Ich hab nur darauf gewartet, endlich da ausbrechen zu können. Was glaubst du, warum ich Ewigkeiten gesparrt habe?"

Noah zuckt grinsend mit den Schultern und lässt Philip mit seiner Erklärung fortfahren. „Wir suchen uns jetzt eine billige Mietwohnung, damit wir eine neue Adresse haben, ansonsten können wir Schule und Arbeit direkt vergessen. Ich gehe uns dann noch ein neues Konto bei der Bank einrichten". 

Noah hört Philip aufmerksam zu und nimmt immermal einen Schluck Cola. Alles, was sein Bruder von sich gibt, scheint ihm so surreal. Allerdings ist das nun sein Leben und er kann sich glücklich schätzen, dass Philip einen klaren Kopf bewahrt und sie aus ihrer misslichen Lage bringen kann.

„Wir schaffen das schon, okay Noah?". Noah kann nur nicken. 

Gleichgewicht || NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt