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Colin und Joel sind mit einem, von Herr Zech gerufenem, Taxi direkt ins Krankenhaus gefahren, wo schon Alva und Joels Vater Lutz bereits auf die beiden warten. Lutz sieht gestresst ins Leere und hat die Hände vor den Mund geschlagen. Alva spielt abwechselnd an ihren Haaren und ihren Ringen herum, um ihre Finger beschäftigt zu lassen. Dabei wippt ihr Bein schnell auf und ab. Sobald sie ihren Bruder sieht, springt sie auf und schlingt schnell ihre Arme um ihn. 

„Du bist endlich da", meint sie erleichtert und schaut ihren Bruder aus traurigen Augen an. 

„Gibts schon etwas Neues?", fragt Joel direkt, während er auch von seinem Vater in den Arm genommen wird. Alva schüttelt den gesenkten Kopf. 

„Nein, noch nicht". 

Colin legt fürsorglich einen Arm um Alvas Schultern und sie lehnt sich dankbar auf seine Schulter. Colin kennt Joels Familie schon sehr lange und vorallem Joels kleine Schwestern sehen ihn als Bruder an. Auch Lutz ist dankbar, dass Colin mit da ist und versucht für die Familie da zu sein. 

Wieder lassen sie sich auf die Stühle sinken und warten. Alva hat Joel darüber informiert, dass ihre Oma ihre kleinen Schwestern von der Schule abholen wird und sie dann ebenfalls ins Krankenhaus kommen würden.


Die Wartezeit zieht sich in die Ewigkeit. Lutz geht immermal zum Tresen, um nach Informationen zu fragen. Jedes Mal geht er leer aus. Alva ist hibbelig und versucht die ganze Zeit ihre Finger in Bewegung zu halten und sich irgendwie abzulenken. Joel ist nach einiger Zeit wieder aufgestanden und tigert auf dem Gang entlang, was Colin etwas nervös macht. Aber der Lockenkopf sagt nichts, sondern sitzt nur still und beobachtet die langsam tickende Uhr. 

Wie schon von Alva angekündigt kommt Lutz's Mutter Wilhelmine mit den 4 kleinen Schwestern von Joel und Alva nach einiger Zeit zu ihnen. 

Madita, die jüngste der Familie, spielt mit Nora, die nur ein Jahr älter ist, Karten. Wilma, die älteste nach Joel und Alva, versucht ein Buch zu lesen, allerdings ist es eher so, als ob ihre Augen über die Wörter fliegen, ihr Gehirn sich aber kein Sinn daraus schließen konnte. Sie hat es auch schon ein paar Mal zugeschlagen, da sie sich nicht konzentrieren kann. Aber nach einigen Sekunden hat sie es doch wieder aufgemacht, weil sie ansonsten keine Ablenkung findet. Lutz beruhigt seine fünfte Tochter Amalia, die komplett aufgelöst im Krankenhaus angekommen ist. 

Lutz's Mutter ist nochmal zu der Familie nach Hause gefahren, um sowohl ein paar Sachen von ihrem Sohn, als auch von Sabine zu holen. Die Kinder würden für die Nacht wieder nach Hause fahren und am nächsten Morgen wiederkommen. Wilhelmine wird sich um die Entschuldigungen kümmern. Colin wird bei Joel schlafen, aber am nächsten Tag wieder zur Schule gehen. Seine Betreuer hat er darüber schon informiert. 

Es neigt sich dem Abend zu und endlich, nach Stunden des Wartens, kommt eine in blau gekleidete Krankenschwester auf die Familie zu. Lutz vorne ran, Alva und Joel nehmen die 4 kleinen Mädchen zu sich. Colin hält sich im Hintergrund. 

„Wie geht es ihr?", fragt der Mann direkt aufgeregt. 

„Ihr Zustand ist nach wie vor kritisch. Ihre Frau liegt in einem Koma. Niemand kann sagen, wann sie aufwachen wird. Der Schlaganfall wurde durch eine Aneurysma verursacht". Die Krankenschwester sieht in ratlose Gesichter. 

„Eine Aneurysma ist eine örtliche Begrenzung einer Arterie beim Gehirn. Das ist meistens angeboren und kann selten früh genug festgestellt werden. Wir haben ihre Frau operiert und nun ist sie in einem Koma". 

Die Krankenschwester, laut der Plakette an ihrem Kittel heißt sie Katrin, erklärt der Familie noch ein wenig mehr über den Verlauf der Operation, den Zustand von Sabine und weitere Schritte, die nun eingeleitet werden. Lutz wird angeboten im Krankenhaus zu bleiben, darf allerdings noch nicht zu seiner Frau, da sie auf der Intensivstation liegt. Er nimmt trotzdem dankend eins der Gästezimmer an. 

Seine Kinder und er warten nur noch auf Wilhelmine.


Alle Kinder sind im Auto verstaut und Wilhelmine fährt durch die Nacht zu dem Haus. Sie wird ebenfalls über Nacht da bleiben, um ein Auge auf die Kinder zu haben. Alva sitzt neben ihr auf dem Beifahrersitz und versucht sie durch die Stadt zu leiten, damit sie sich nicht verfahren. 

Die 4 Mädchen sind schon auf ihren Plätzen eingeschlafen, für sie waren die Stunden im Krankenhaus zu viel Stress, der sie direkt in einen Schlaf befördert hatte. 

Und Colin und Joel schauen ohne ein Wort zu sagen, aus ihrem jeweiligen Fenster und lassen die Stadt mit all ihren Lichtern an sich vorbeiziehen.

An ihrem Haus kommt die Familie übermüdet nach einer halben Stunde Autofahrt an. Wilhelmine, Alva, Joel und Colin nehmen jeweils ein der Mädchen auf den Arm, um sie in ihre Betten zu tragen. Nach ein paar Minuten ist das geschafft und alle liegen in den Betten und versuchen Schlaf zu finden. 

Allerdings hängen alle Gedanken bei Sabine und dem Leben, das jetzt folgen wird. Es wird sich viel verändern, das spüren alle. 

Gleichgewicht || NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt