32

293 16 10
                                    

„Sucht euch einen Partner und wärmt euch wie gewohnt auf. Heute überprüfe ich eure Angaben", ruft Herr Hauser Mittwoch früh in der Halle. Seine Schüler:innen beginnen sofort sich zu Paaren aufzuteilen und sich den Ball in oberen Zuspiel zuzuspielen. 

„Noah? Machen wir zusammen?", fragt Colin, als er samt Volleyball neben dem Blonden zum Stehen kommt. Noah, etwas irritiert, nickt bloß. Er dachte, Colin würde wieder mit Julia spielen und für ihn würde Joel übrig bleiben. Dank Philip ist Joel nicht gut auf ihn zu sprechen. Er spürt die genervten Blicke in seinem Nacken. 

Zufrieden stellt sich Colin an die andere Seite des Feldes und spielt den Ball zu Noah. Dieser spielt ihn zielsicher mit Leichtigkeit zurück. Sie spielen sie ein paar Minuten und wie angekündigt prüft Herr Hauser die Angaben. 

Noah spielt 5 Bälle als erstes über das Netz und bekommt dafür eine glatte 1. Er kann sich dann an den Rand setzten und seinen Mitschüler:innen bei der Leistungskontrolle zusehen. Bei den meisten sieht es sehr gut aus, sie verpassen nur einen oder zwei Würfe. 

Lediglich Joel und Caspar bekommen weniger als die Hälfte über das Netz. Etwas sauer auf sich selbst, lässt sich Joel neben Colin auf die Bank fallen. Flüsternd flucht er über sich selbst und Colin versucht ihn zu trösten und streicht ihm fürsorglich über den Rücken. 

Noah sitzt weiter entfernt von den beiden und sieht Colin zu. Ein Stechen macht sich in seiner Brust breit. Dann zwingt er sich den Blick abzuwenden, damit der Schmerz aufhört.

In der Umkleide zieht sich Noah schnell um. Wie immer ist es sehr chaotisch und laut. Caspar und Mikka beschweren sich über Herr Hauser, Leon versucht die beiden zu beruhigen, verschlimmert das Ganze allerdings eher. 

Sirius und Colin werfen sich Sachen zu, stehen dabei aber an anderen Ende des Zimmers, sodass diese Sachen über die Köpfe aller anderen hinwegfliegen. Marlon steigt schnell mit ein und plötzlich fliegen Federtaschen, Schuhe und Wasserflaschen durch die Luft. Noah zieht seinen Kopf ein, damit er nicht getroffen werden kann. Neben Colin ist in diesem Moment vielleicht nicht der sicherste Ort. 

Einzig Joel ist nicht in der Umkleide. Der Junge ist fast direkt aus der Halle auf die Toilette gegangen, um sich dort umzuziehen. Noah versteht nicht ganz, warum er das tut, lässt es aber unkommentiert. Alle anderen lassen sich davon ja auch nicht aus dem Konzept bringen.


Am Nachmittag nach der Schule gehen Colin und Noah noch ein wenig im Stadtpark spazieren. Philip hat noch Schicht im Café und wird erst später nach Hause kommen und im Heim will Colin gerade noch nicht sein. Nicht, wenn er die Chance hat, seine Zeit mit Noah zu verbringen. 

Das es Noah ist, da ist er sich ganz sicher. Sein Herz rast, er kann sich nur noch auf den Blonden konzentrieren und seine Hände sind leicht schwitzig. Das Lächeln steht ihm im Gesicht und ist auch nicht wegzubekommen. Seine Grübchen stechen dabei besonders hervor. 

Auch Noah fühlt sich in dem Moment sehr wohl. Bei Colin fühlt er sich so wohl, wie er es bisher nur bei Philip konnte. Colin lässt ihn frei von Sorgen fühlen, so als hätte er keine Probleme und alles würde tatsächlich gut werden. 

Sie laufen an einem kleinen Teich vorbei, auf dem 2 Enten schwimmen. Sie schlugen leichte Wellen, sonst war der Teich spiegelglatt. Die Sonne schien hell vom Himmel und es waren einzelne weiße Wolken zu sehen. Trotz der scheinenden Sonne war es herbstlich kühl und Noah steckte seine Hände tief in seine Jackentaschen. 

Colin schaut in den Himmel und bleibt stehen. Noah stoppt kurz vor ihm und schaut seinerseits nur den Lockenkopf an. Er beginnt unbewusst zu lächeln, breit, hell und unbeschwert. Nun schaut Colin zurück zu dem Blonden, sieht, dass er ihn schon ansieht und lächelt. Er streckt seinen Arm aus, um ihn anzudeuten, zu ihm zurück zu kommen. Doch Noah versteht die Geste anders. 

Er streckt seinen Arm ebenfalls aus, und berührt mit den Fingerspitzen sanft die Finger Colins. Ein kleines angenehmes Kribbeln breitet sich in seinem Körper aus, kleine Blitzschläge zucken durch seine Finger, an den Stellen, wo sie sich berührten. Colins Augen folgten dem Spiel ihrer Hände und auch Noahs Blick ist stur auf ihre Finger gerichtet. Sie spürten die Wärme ihrer Hände durch ihre Körper fliegen. Die Welt um sie herum verschwimmt in ein buntes Wirrwarr aus orangen und gelben Blättern, dem blauen Himmel, die Enten und der Teich. 

Alles verschwimmt zu einem Bild, dass die beiden nicht mehr sehen. Sie sehen sich, ihre Hände. Je länger sich ihre Hände berühren, desto sicherer ist sich Colin. Er will mehr von Noah spüren, ihn näher an sich fühlen. Also greift er sanft aber bestimmend nach der Hand und zieht Noah sanft zu sich. Noah merkt, dass er es auch will und leistet der stillen Bitte Colins direkt Folge. 

Mit leichte Schritten, beinahe als würde er schweben, geht er auf Colin zu, bleibt nur wenige Zentimeter vor ihm stehen. Sein Finger verschränkt er mit Colins. 

„Du wolltest Zeit", bemerkt Colin flüsternd. Obwohl er es will, will er mehr, dass Noah es auch will. 

„Zeit haben wir genug, da können wir sie auch zusammen verbringen", antwortet Noah und lächelt Colin sanft an. Er stellt Ängste und Sorgen hinter sich, lässt seine großen Gefühlen freien Lauf und hört endlich auf sein Herz. 

Vorsichtig streifen seine Lippen die von Colin, ehe der Lockenkopf mutig ihre Lippen miteinander verbindet. In den Jungen macht sich ein Feuerwerk breit, ihre Herzen schlagen schnell im selben Rhythmus, ihre Köpfe haben sie ausgeschaltet. Ihre Lippen bewegten sich sanft im Einklang, nicht hektisch oder unruhig. 

Die Berührung ist sanft, langsam, zergeht wie Honig. Noah schmeckt Colin auf seinen Lippen. 

Gleichgewicht || NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt