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„Philip", ruft Noah in die Wohnung, als Colin und er die Wohnung betreten, „ganz theoretisch. Was würdest du sagen, wenn ich uns einen Hund hole?". Keine drei Sekunden später steht Philip im Flur und schaut entgeistert den Hund an. 

„Noah, bist du vollkommen durchgedreht?", fragt er und schlägt die Hände über seinem Kopf zusammen. 

„Wir haben wir schon zu dritt keinen Platz und du holst uns einen HUND?" Philip ist mit der Situation überfordert. Noah hat oft dumme Ideen, aber meistens hat er die nicht umgesetzt. Warum also diese? 

„Philip, ich weiß, im Moment erscheint es dumm und voreilig, aber", versucht Noah sich zu retten, „schau in diese Augen und sag ‚nein'". 

„Nein", antwortet Philip trocken und geht verzweifelt in die Küche. 

Noah nimmt den Hund auf den Arm und tippelt seinem Zwilling hinterher. 

„Philip", bettelt er. Colin muss vor Lachen ausversehen sein Wasser, welches er getrunken hat, zurück ins Glas spucken, damit er sich nicht verschluckt oder erstickt. 

„Noah, wir können uns selbst manchmal nicht ordentlich versorgen, wie soll das mit einem Hund klappen?". Philip versucht verzweifelt seinem Zwilling Vernunft einzureden, aber es will ihm nicht gelingen. Noah hat sich schon in den Vierbeiner verliebt und nun gibt es kein Zurück mehr. Noah wird den Hund nicht mehr gehen lassen. 

„Colin, sag deinem Ach-so-tollen Freund bitte, dass es dumm ist, diesen Hund zu behalten", versucht Philip nun Colin noch einzubeziehen, allerdings hebt der Lockenkopf abwehrend die Hände. 

„Ich habs schon versucht. Er wollte sich nicht von ihm trennen". 

„Noah, du bist so bescheuert", murmelt Philip. Noah weiß, dass er gewonnen hat. Er setzt den Hund ab und umarmt seinen Zwilling fest. 

„Du wirst es nicht bereuen, versprochen", flüstert er ihm zu. 

„Jaja, ich hab dich auch lieb. Jetzt geh duschen, du stinkst nach Hund". Mit diesen Worten schiebt Philip Noah von sich und der Ältere düst ins Bad. Colin hat sich zu dem Hund gebeugt und krault ihn hinter den Ohren. 

„Ich denke, wir müssen nochmal groß einkaufen gehen. Und wir sollten ihn baden". 

„Das kann schön Noah machen. Ich mach nichts".


Als Noah aus der Dusche tritt und in das Wohnzimmer kommt, sieht er ein Bild, dass er sogar erwartet hat. Colin sitzt auf dem Boden und erledigt Schulaufgaben, während Philip mit dem Hund auf dem Boden sitzt und ihn ordentlich durchwuschelt. Philips anfängliche Abneigung legt sich schnell, diesmal hat es in Blitzgeschwindigkeit funktioniert. Er ist glücklich, dass er den Hund behalten darf. Bei ihm wird er es sicher schöner haben, als im Wald kurz vor dem Winter. 

„Wie ich sehe, seid ihr schon beste Freunde", meint Noah grinsend und lehnt sich in den Türrahmen. Philip schaut auf. Und dann sieht er wieder weg. Er mag es nicht, im Unrecht zu sein. Und jetzt steckt er ganz tief drin. Also streichelt er einfach weiter den Hund, ohne Noah eine Antwort zu geben. 

„Er hat noch keinen Namen", sagt Noah und setzt sich zu Philip und dem Terrier. Auch Colin rutscht nun zu den Geschwistern hinüber. 

„Wie wäre es mit Freddy?", fragt Philip. Colin schaut ihn fragend an. 

„Was denn? Ich mag Queen und Freddy Mercury ist der beste Sänger, den die Welt je gesehen hat". 

„Dann willkommen in der Familie, Freddy", meint Noah und fährt durch das Fell. Dann lächelt er Philip und Colin an. Seine Familie wächst allmählich immer mehr. 

Gleichgewicht || NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt