Kapitel 30

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Es sind bereits zwei Wochen vergangen. Und in diesen zwei Wochen konnte ich keinem in den Augen schauen. Auch wenn ich Atlas gesagt habe, dass ich seine Frau bin, fühle ich nicht so. Ich habe impulsiv nachgedacht. Eigentlich hab ich gar nicht gedacht und genau das war mein Problem . mein Schmerz hat alles übertroffen. Ich habe erlaubt, dass jemand stirbt. Zeki ist wegen mir gestorben und diese Tatsache wird sich nie im Leben ändern. Diese Tatsache wird immer frisch bleiben

Ob ich es bereue?
Ich weiß es gar nicht . ich war nicht ICH. Ich war verzweifelt. Ich wollte Rache. Ich wollte Rache für meinen Vater, für meine Mutter und für meine zwei Geschwister. Und irgendwo wollte ich auch Rache für mich. All die Jahre haben sie mich belogen und betrogen. All die Jahre haben sie es geschafft, mich daran glauben zu lassen, dass sie Recht haben. All die Jahre lebte ich in Schmerzen, die ich nicht zu lindern wusste. All die Jahre habe ich daran geglaubt, dass ich eine Familie habe, die mich unterstützt. Bei jeder Sache. Ich musste leider erfahren, dass diese Familie nie existiert hat. Mein Vater hat das damals gesagt und ich wusste es auch. Aber trotzdem war schwer daran zu glauben. Sie waren die einzigen, die auf mich aufgegeben haben. Sie waren die einzigen, die mich nicht im Stich gelassen haben. Das war das einzige woran ich geglaubt habe. Ich hab daran geglaubt, dass ich endlich eine Familie habe, die mich unterstütze, obwohl ich meinem Vater, meine Mutter und meine Geschwister verloren habe.

Atlas hatte nie schuld. Ich fühle mich viel zu schwach für diese Welt. All diese Gefühle überkommen mich. Ich bin doch auch nur ein Mensch. Ich wollte nie so leben, wie ich jetzt gerade lebe. Ich bin Sünden geladen. Ich habe eine Straftat begangen.

Wer bin ich wirklich? Was soll ich glauben? Wem kann ich vertrauen? Diese Fragen durchdringen meinen Geist wie ein ständiger Sturm, der meine Gedanken in alle Richtungen wirbelt.

Es ist, als ob ich in einem endlosen Labyrinth gefangen bin, ohne einen Ausweg zu finden. Jeder Schritt, den ich mache, führt mich nur tiefer in die Dunkelheit meiner eigenen Verwirrung. Bin ich die Person, die ich vorgebe zu sein, oder ist das nur eine Maske, die ich trage, um mich vor der Wahrheit zu verstecken?

Ich habe so viele Rollen gespielt, dass ich mich in all dem Durcheinander verloren habe. Warum musste ich dieses Schicksal haben? Warum wurde ich mit dieser Last beladen, die mich bis an den Rand des Wahnsinns treibt?

Ich versuche, an etwas zu glauben, irgendetwas, das mir Hoffnung gibt, aber selbst meine Überzeugungen fühlen sich hohl und leer an. Vielleicht ist das mein Schicksal, verloren in einem endlosen Meer der Unsicherheit, ohne jemals festen Boden unter meinen Füßen zu finden.

Aber ich weigere mich, aufzugeben. Selbst wenn ich nicht weiß, wer ich bin oder wohin ich gehöre, werde ich weiterkämpfen. Vielleicht finde ich irgendwann die Antworten, die ich suche. Vielleicht finde ich sogar den Glauben, den ich so verzweifelt brauche, um mein Herz zu beruhigen. Bis dahin werde ich weitergehen, im Dunkeln tasten und hoffen, dass eines Tages das Licht am Ende des Tunnels erscheint.

Mein Herz hämmert in meiner Brust, als ich das Klopfen an der Tür höre. Die letzten zwei Wochen waren eine Tortur, ein Albtraum, aus dem ich einfach nicht aufwachen kann. Und jetzt stehen sie draußen, meine Cousins, die nach Antworten suchen, die ich nicht geben kann.

"Zeliha, es sind zwei Männer draußen, die behaupten, deine Cousins zu sein. Soll ich sie reinlassen?" fragt Pablo, der mir seit zwei Wochen nicht von der Seite gewischt ist.

Ich nicke knapp und spüre eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit in mir aufsteigen. Als die Tür aufgeht, treten sie herein, mit düsteren Gesichtern und einem Hauch von Bedrohung in ihren Augen. Amir ist Polizist und ich weiß, dass er hier ist, um die Wahrheit herauszufinden.

"Was wollt ihr?" frage ich mit einer Stimme, die versucht, stark zu klingen, aber kaum das Zittern in meiner Seele verbergen kann.

"Wir wollen wissen, was passiert ist", sagt mein Amir mit der Autorität eines Mannes, der es gewohnt ist, Antworten zu bekommen.

-Atlas-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt