Eight

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Eight:
ein freundliches Angebot

Müde blinzelte Rachel und gähnte einmal lautlos.

„Wenn du müde bist, dann schlaf", bat Lennox sie leise und blätterte in seinem Buch um.

Rachel presste die Lippen aufeinander. Es war das erste Mal seit einer Stunde, dass er etwas zu ihr sagte. Dass einer der beiden überhaupt etwas sagte.

Sie hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Eingeklemmt zwischen ihm und einem Senior.

Rachel griff erschöpft nach ihrem Becher Cola.

„In Flugzeugen sei dir zu empfehlen, nur Wasser zu trinken", riet er ihr. „Alles andere ist übersüßt."

Rachel schlug einmal entnervt ihren Kopf gegen ihren Sitz. „Möchtest du mich mit Absicht aus der Reserve locken?"

Er schmunzelte leise, streckte den Finger aus und hielt sich die Stelle auf der Seite, an der er eben war.

„Wieso fliegst ausgerechnet du mit einem normalen Linienflug?", hakte sie nach.

„Ich flieg aus meinem Kurzurlaub nach Hause zurück", erklärte er ihr und drehte ihr den Kopf zu.

Er sah es förmlich in ihrem Kopf rattern.

„Und dafür musst du erst nach Manhattan?" Sie zog ihre Augenbrauen zusammen.

„Wir sind umgezogen", erzählte er ihr und die Erkenntnis traf sie mit ziemlich starker Wucht, empfand der dreiundfünfzigjährige. „Das Landleben war letztendlich nicht mehr das, was Annabelle wollte."

„Du bist... nach Manhattan gezogen", sagte die ehemalige Liaison leise.

Er seufzte. „Nicht ganz", sagte er ihr. Ihr Herzschlag fing schneller zu schlagen an, während Lennox tief Luft holte. „Queens."

Sie hob beide Augenbrauen, stieß ihren angehaltenen Atem aus.

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„Guten Abend."

Rachel blinzelte als sie ihre Kopfhörer kurz heraustat. Doch sobald sie sah, dass es kein Traum war, dass sie neben Lennox im Flugzeug gelandet war, setzte sie die Hörer wieder ein und ließ den Rock-Song durch ihre Ohren hämmern.

Sie wurde nur gleich wieder von ihm angetippt.

Er deutete nach oben, so machte sie ihre Kopfhörer wieder heraus und sah ihn kurz fragend an. Doch es erklärte sich ihr gleich, warum sie das tun sollte.

„...Wir bitten also, dass Sie Ihre Tische hochklappen und Ihre Becher leeren."

Sie sah sich um als sie ihre Kopfhörer samt Handy in die Tasche zu ihren Füßen stopfte.

„Stürzen wir ab?", fragte sie scherzend.

„Nein, wir landen in fünfzehn Minuten", erklärte ihr der Soldat. „Und du hast ungefähr eine halbe Stunde geschlafen." Er schmulte zu ihr hinüber und packte sein Buch in seinen Schoß, klappte es zu. „Gutes Power Nap?"

Sie nickte.

Er schmunzelte leicht, hob die Hand und strich ihr über die Wange. Eine einfache Geste – und doch war sie beiden zu intim. Lennox erkannte es an seinem schnellen Herzschlag und ihren geröteten Wangen. Rachel erkannte es an seinen Augen und ihrem Herzschlag, der stolperte.

Rachel wollte es sich nicht eingestehen. Sie wollte es nicht einmal laut aussprechen – weil sie so Gefahr lief, ihr Leben und das von Sideswipe zu zerstören.

Trotzdem rutschten ihr die Worte über die Lippen.

„Ich vermisse dich."

Ihre Mundwinkel zogen sich augenblicklich nach unten und sie wandte den Blick ab.

Er atmete tief ein und ließ seine Hand sinken. „Rachel", sagte er leise ihren Namen.

„Ich weiß." Sie nickte und seufzte schwer. „Ich sollte dich nicht vermissen."

Lennox seufzte ebenfalls. „Es ist kompliziert", sagte er ihr. „Sarah und ich-"

Rachel schüttelte ihren Kopf. „Bitte", bat sie. „Sag es mir nicht." Sie schloss kurz ihre Augen. „Vergiss einfach, was ich gesagt habe."

„Ich bin seit meiner neuen Zuteilung öfters Zuhause." Rachel schüttelte weiter ihren Kopf. „Ich wollte mehr für meine Tochter da sein, nachdem-"

„Interessiert mich nicht." Sie hob ihre Hand, schnitt ihm das Wort ab. „Bitte... halt den Rand und lass es gut sein."

Sie sah auf ihre Handtasche hinab. Sie hätte sich ohrfeigen können, für das was sie eben ihm und sich eingestanden hatte.

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„Rachel!"

Rachel atmete tief ein und drehte sich erschöpft um.

„Hör zu-", begann sie als der Soldat schnell auf sie zulief und vor ihr stoppte.

„Falls du mal Hilfe benötigst." Er hielt ihr einen Zettel hin. Er musste ihn aus seinem Buch herausgerissen haben. „Egal bei was."

„Nein... aber danke." Sie schloss seine Hand und wollte sie wegstoßen, allerdings umschloss Lennox ihre und zog sie nah zu sich heran.

„Bitte", bat er sie leise und sah ihr tief in die Augen. Sie spürte den Moment, in dem er etwas in ihr berührte. Wie früher. Als könnte allein ein Blick in ihre Augen genügen und die Welt wäre für einen Moment wieder in Ordnung. „Damit könnte ich besser leben", fügte er hinzu.

Sie nahm den Zettel stumm an sich und verstaute ihn in ihrer Handtasche.

Sie kniff die Augen zusammen als es sich der Soldat herausnahm, ihr die Stirn zu küssen.

Und dann war sie es, die an Ort und Stelle stand und ihn ziehen ließ.

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Datum der Veröffentlichung: 20.12.2017 12:06 Uhr

》the Retribution《| PART III || TRANFSFORMERSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt