Kapitel 23

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Ruhig sitze ich auf der Rückbank im Auto, während Harry uns irgendwo hinfährt. Neben mir hat John seinen Platz, welcher sich auch ziemlich ruhig verhält. Immer wieder spüre ich Harrys Blick durch den Rückspiegel auf mir, doch reagiere nicht darauf.
Ich mache mir über alles andere Gedanken und beobachte die vorbeiziehenden Wälder. Ich habe keine Ahnung wo wir uns befinden, aber ich weiß, dass wir schon wieder weiter weg sind, da wir schon eine längere Autofahrt hinter uns haben. Ich bin auch total müde und lehne erschöpft meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe.

„Wohin fahren wir jetzt?" frage ich nach einiger Zeit und sehe Harry durch den Rückspiegel an.

„Am besten, wir fahren zu der Hütte zurück." kommt es von dem Lockenkopf, welcher seinen Blick starr auf die Straße gerichtet hat.

„Denkst du nicht, dass sie uns dort wieder finden werden?" gebe ich unsicher zurück und kaue auf meiner Unterlippe herum.

„Nein. Die werden bestimmt nicht damit rechen, dass wir dorthin zurück gehen." antwortet Harry ernst, doch ich bin mit seinem Vorhaben nicht ganz einverstanden.

„Aber-.."

„Ich kenne sie besser als du, also vertrau mir einfach." unterbricht mich der Braunhaarige sofort und sieht mich durch den Rückspiegel an. Harry vertrauen? Habe ich überhaupt eine andere Möglichkeit? Er macht sowieso was er will.

Ich atme einmal tief durch und sage einfach nichts mehr.
Gerade will ich meinen Blick wieder aus dem Fenster richten, als mich jemand von der Seite antippt. Sofort drehe ich mich zu John und sehe ihn fragend an. Er beugt sich langsam zu mir herüber und nähert sich meinem Ohr.

„Ich bin total verwirrt. Wer sind diese Typen und warum haben sie euch gefangen?" flüstert John mit einer hörbaren Angst in seiner Stimme.

Ich lehne mich zurück und meine Augen weiten sich etwas. Stimmt. Er weißt ja gar nicht was hier eigentlich vor sich geht.
Soll ich es ihm erzählen?
Ob das eine gute Idee ist?

Mein Blick ist starr auf den jungen Mann vor mir gerichtet und ich bin schwer am grübeln. Harry will bestimmt nicht, dass er Bescheid weiß.
Ich beuge mich nach vor und deute John mir näher zu kommen.

„Was wird das eigentlich? Seid ihr dann mal fertig?" meldet sich eine genervte Stimme von vorne und ich setze mich wieder gerade hin. Mein Blick wandert zu Harry, welcher mich nur emotionslos ansieht, bis er sich wieder auf die Straße konzentriert.

„Das ist eine lange Geschichte und ich werde sie dir mal erzählen." flüstere ich noch schnell zu John zurück, welcher nur verständlich nickt.

Die Straße durch den Wald scheint mir endlos und mir kommt es, als würden wir im Kreis fahren. Alle Bäume sehen gleich aus und der Wald nimmt kein Ende. Es ist schon sehr dunkel, was diesen Ort noch gruseliger wirken lässt.

Plötzlich wird das Fahrzeug immer langsamer und ich drehe meinen Kopf zu Harry, welcher das Auto am Straßenrand parkt.

"Was machst du?" frage ich verwirrt und runzle meine Stirn etwas.

"Ich bin schon total müde und ich würde sagen wir schlafen mal etwas." erklärt mir der Braunhaarige, während er sich abschnallt und an seinem Sitz herum greift.

"Meinst du nicht, dass das etwas gefährlich ist?" frage ich unsicher weiter.

"So schnell werden die uns nicht finden und ich schließe das Auto ab." gibt der Braunhaarige zurück, würdigt mir jedoch keinen Blick.

"Ich kann ja auch weiter fahre-.."

"Nein." unterbricht Harry John, der seine Hilfe anbieten wollte, kalt. Der junge Mann neben mir lehnt sich wieder zurück und schweigt nur.

Harry stellt die Lehne der Sitzes zurück und zieht den Schlüssel ab. Mit einem leisen Klick-Geräusch verschließt er das Fahrzeug und legt sich anschließend hin.

"Nacht." murmelt er noch leise und dreht uns den Rücken zu.

Total verwirrt schüttle ich den Kopf und atme tief durch. Ich schnalle mich ebenfalls ab und krabble nach vorne auf den Beifahrersitz, worin ich mich fallen lasse. Irgendwie schaffe ich es ebenfalls den Sitz zurück zu stellen und lege mich erschöpft hin. Ehrlichgesagt bin ich auch schon total müde. Die letzten Wochen waren nicht einfach und zurzeit ist die ganze Situation nicht wirklich schön. Ich hoffe dies ändert sich bald.
Ich richte mich wieder etwas auf und drehe mich um, um nach John zu sehen. Dieser liegt ebenfalls schon halb schlafend auf der Rückbank und blickt mich mit müden Augen an.

"Gute Nacht Amy." murmelt er und es bildet sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.

"Gute Nacht." grinse ich und lege mich wieder hin.
Ein paar mal drehe ich mich herum, bis ich eine gemütliche Position gefunden habe und sofort einschlafe.

...

Langsam werde ich wach und versuche mich zu orientieren. Es ist dunkel und das einzige was ich wahrnehme sind Rückenschmerzen und ein leises Schnarchen.
Mühsam richte ich mich in dem Sitz auf und reibe über meine Augen. Ich sehe um mich, als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen und ich Umrisse erkennen kann.
Ich setze mich gerade hin und will die Autotüre öffnen, doch da fällt mir wieder ein, dass Harry sie abgeschlossen hat.
Verdammt, und ich muss mal.
Nachdenklich kaue ich auf meiner Unterlippe herum und schwenke meinen Blick zu der schlafenden Person neben mir. Er hat seinen Rücken zu mir gedreht und ich beuge mich etwas zu ihm hinüber. Den Schlüssel kann ich nirgendst sehen.
So leise wie möglich knie ich mich hin und beuge mich über Harry als ich den Autoschlüssel neben ihm auf dem Sitz liegen sehe.
Ich stütze mich mit einer Hand ab und greife vorsichtig nach unten, um den Braunhaarigen nicht zu wecken. Doch plötzlich dreht er sich auf den Rücken und ich schrecke zusammen. Ich rutsche mit meiner Hand ab und lande mit meinem Oberkörper direkt auf Harrys Brust.

"Verdammt was machst du da?" fragt mich eine deutlich verwirrte Stimme, doch ich schweige. Ich rühre mich keinen Zentimeter und schließe meine Augen. Verdammt ist das peinlich.

"Amy?" flüstert Harry und ich richte mich langsam auf. Ich stütze mich mit meinen Händen auf Harrys Brust ab und starre ihm direkt in die Augen.

"I-Ich muss mal." gebe ich leise und peinlich berührt zurück.

"Und was hat das mit mir zutun? Muss ich dir helfen oder was?" fragt der Braunhaarige etwas belustigt weiter. Auf seinen Lippen bildet sich ein kurzes Lächeln, was seine Grübchen zum Vorschein kommen lässt.

"Nein, aber du hast uns eingeschlossen." erkläre ich ihm und senke meinen Blick.

Harry versteht sofort und gfreift nach dem Schlüssel. Er hält ihn vor meine Nase und ich nehme ihn sofort dankend an. Danach rapple ich mich wieder auf und schließe das Auto auf. Rasch steige ich aus und gucke in alle Richtungen.
Da für mich sowieso alles gleich aussieht, maschiere ich gleich in den Wald vor mir und suche nach einer geeigneten Stelle. Der Mondschein ist mir dabei eine gute Hilfe, da es mitten in der Nacht ist. Natürlich habe ich Angst, doch mir bleibt im Moment nichts anderes übrig. Ich werde bestimmt nicht John und schon gar nicht Harry fragen ob sie mich begleiten können. Irgendwie schaffe ich das schon alleine.

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