Kapitel 24

2.2K 203 26
                                    

"Wo warst du so lange?" ist die erste Frage die ich sofort von Harry bekomme, als ich ins Auto steige. Seine Augen mustern mich ernst, als ich die Türe hinter mir zuschlage.

"Ich habe doch gesagt ich muss mal." gebe ich vielleicht etwas zu genervt zurück und lege mich wieder auf dem Sitz hin. Ich mustere Harry, welcher mich auch noch immer ansieht, doch ich kann seinen Blick nicht wirklich deuten.

"So lange?" fragt Harry weiter und legt seine Stirn in Falten. Für was diese Fragen? Was ist los mit ihm?

"Ja? Übrigens geht dich das eigentlich nichts an was ich mache und jetzt lass mich bitte wieder schlafen." gebe ich zurück und drehe mich auf die andere Seite.
Ich weiß nicht, was ich von diesem Gespräch eben halten soll. Das war gerade ur seltsam, da ich doch nur auf der Toilette war. Und so lange war ich doch gar nicht weg.
Kopfschüttelnd versuche ich mir meine Gedanken aus dem Kopf zu schlagen und schließe meine Augen. Es dauert eine Weile bis ich endlich wieder in einen tiefen Schlaf fallen kann.

...

Als ich meine Augen vorsichtig öffne, blinzle ich ein paar mal um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Ich lasse meinen verschlafenen Blick um mich schweifen, als ich zu Harry sehe und mein Herz für einen Schlag aussetzt.
Seine Augen sind geöffnet und starr auf mich gerichtet. Von einem Moment auf den nächsten bin ich hellwach.

"Verdammt warum starrst du mich so an. Ich hab mich fast zu Tode erschreckt!" platzt es aus mir heraus und ich atme einmal tief durch.

"Ich kann nicht mehr schlafen." gibt Harry mit ruhiger Stimme zurück und hält den Blickkontakt.

"Und da hast du nichts Besseres zu tun als mir beim Schlafen zuzusehen?" Meine Stirn legt sich in Falten. Schon alleine der Gedanke daran is verdammt komisch.

"Naja, du hast den Autoschlüssel. Also habe ich nicht viele andere Möglichkeiten, als hier zu liegen und um mich zu starren." spricht der Braunhaarige emotionslos und dreht sich auf den Rücken.

Oh.

Wortlos setze ich mich auf und taste mit meiner Hand um mich, bis ich auch gleich den Schlüssel gefunden habe.

"Hier." piepse ich leise und halte ihn Harry entgegen.

Mit einem leisen 'Danke' nimmt er den Gegenstand an sich und sperrt mit einem Klick das Fahrzeug auf. So schnell wie das Auto geöffnet ist, ist der Braunhaarige auch schon ausgestiegen und lässt die Türe hinter sich zufallen.
Es herrscht Stille und ich beobachte Harry wie er vor dem Fahrzeug herum schlendert und sich weit streckt. Sein Blick fällt kurz auf mich, als meine Gedanken zu John schweifen. Ich drehe mich um und mein Blick fällt auf die schlafende Person. Wie spät ist es eigentlich?
So leise wie möglich, um John nicht zu wecken, öffne ich die Türe und steige ebenfalls aus. Die Türe lehne ich nur an.
Ich gähne laut vor mich hin und strecke mich weit. Meine Rückenschmerzen versuche ich so gut wie möglich zu unterdrücken.

"Wo sind wir hier?" beginne ich ein Gespräch mit dem Braunhaarigen, welcher wenige Meter neben mir steht.

"Irgendwo im Nirgendwo." seufzt Harry und dreht sich einmal im Kreis.
Ist das sein Ernst?

"Das heißt, du hast keine Ahnung wo wir uns befinden?" frage ich weiter und ziehe meine Augenbrauen nach oben, als der Blick des Lockenkopfes auf mich fällt.

"Naja, so ungefähr schon. Wir müssen noch ein Stück einfach die Straße entlang und dann gelangen wir irgendwann zu dem kleinen Dorf." erklärt mir Harry und ich nicke leicht.

Okay. Na dann.

"Und es ist am besten, wenn wir gleich weiter fahren." fügt der Braunhaarige noch hinzu und maschiert zurück zum Auto.

"Aber John schläft doch noch." Ich drehe mich um, als Harry neben dem Auto stehen bleibt und mich ansieht.

"Das ist mir egal. Wir können uns nicht ewig Zeit lassen." spricht der Lockenkopf, bevor er die Türe öffnet und ins Fahrzeug steigt.

Okay.

Seufzend schlendere ich ebenfalls zum Auto und setze mich hinein. Mit Rücksicht auf John verhalte ich mich so ruhig wie möglich, im Gegensatz zu Harry. Aber was kann ich schon machen, dieser Typ macht sowieso was er will.
Der Motor wird gestartet und schon fahren wir los, die Straße entlang. Ich verhalte mich weiterhin einfach nur ruhig und richte meinen Blick aus dem Fenster.
Zurzeit verspühre ich keine so große Angst gegenüber diesem Jack und seinen Kumpels. Ich frage mich einfach nur, ob das jemals ein Ende nehmen wird. Doch was ist, wenn das Ende erst gekommen ist wenn sie bekommen was sie wollen?
Harrys Tod.
Ehrlichgesagt, daran will ich gar nicht denken. Und so weit wird es auch nicht kommen. Hoffentlich.

"Guten Morgen." Eine verschlafene Stimme von hinten reißt mich aus meinen Gedanken.

Ich drehe mich um und sehe John, wie er sich gerade aufrichtet und seine Augen reibt.

"Morgen." murmle ich und schenke ihm ein schwaches Lächeln.
Harry schweigt.

"Oh man, mein Rücken schmerzt wie die Hölle." seufzt John und verzieht sein Gesicht etwas, als er sich streckt.

"Ich hab auch etwas Rückenschmerzen." gebe ich emotionslos zurück und drehe mich wieder so hin, dass ich auf die Straße sehe.

"Da vorne ist es." meldet sich Harry neben mir und zeigt mit einem Finger geradeaus.

"Was wir sind schon da?" frage ich etwas überrascht, als ich nach vorne gucke.

"Ja, da ist das Dorf." gibt Harry zurück und biegt rechts ein.
Sofort kann ich mich an einzelne Häuser und andere Sachen erinnern. Es sieht auch noch immer total verlassen aus wie letztens.
Das Fahrzeug kommt am Waldrand zum Stehen und ich steige sofort aus.

"Wo sind wir hier?" fragt mich John, als er auf mich zukommt und die Umgebung betrachtet.

"In diesem Wald hinter uns ist eine kleine Hütte, wo Harry und ich sozusagen gewohnt haben, bevor uns diese Typen verschleppt haben." erkläre ich dem Mann, welcher nur lautlos nickt.

Mein Blick schweift zu dem Lockenkopf, welcher mich einfach nur ansieht, während er auf den Wald zusteuert.

"Uhm.. ja. Ich würde sagen wir gehen da auch gleich hin." murmelt er nur, als er bei mir und John vorbeigeht.

"Ja würde ich auch sagen." füge ich hinzu und deute John mir zu folgen.

Ich versuche mich zu orientieren, doch ich kann mich wirklich nicht mehr an den Weg erinnern, weshalb ich mich einfach auf Harry verlasse.
Meinen Kopf habe ich gesenkt und es herrscht Stille zwischen uns, was mich auch nicht wirklich stört.

"Ist es das?" nehme ich Johns Stimme hinter mir wahr und hebe meinen Blick.
Ich entdecke eine mir bekannte Hütte nicht mehr weit von uns entfernt.

"Ja da vorne ist es." gebe ich etwas erleichtert von mir und muss leicht lächeln. Endlich.

Doch plötzlich entdecke ich eine Person, welche aus der Hütte heraustritt und dirket in unsere Richtung starrt.

Aber wer ist das?

SECRETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt