Kapitel 2

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Vorsichtig und mit viel Mühe öffne ich meine Augen.
Sie brennen wie Feuer und ich spüre, dass sie sehr geschwollen sind.

Die letzte Nacht war schrecklich.
Ich habe nur wenige Stunden geschlafen und die meiste Zeit nur geweint.
Ich kann nicht glauben, dass sie einfach weg sind. Und nie wieder zurück kommen.

Mein gesamter Körper schmerzt und ich fühle mich leer.
Mühsahm rapple ich mich auf und stelle mich schwach auf die Beine. Ich verlasse mein Zimmer und schlendere ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel lässt mich selbst zurückschrecken. Ich sehe grauenhaft aus.
Schnell wasche ich mein Gesicht mit kaltem Wasser, um etwas wach zu werden, was auch funktioniert.
Gerade als ich mich im Handtuch trockne, höre ich mein Handy klingeln und ich gehe zurück in mein Zimmer.
Ohne nur irgendwie nachzudenken nehme ich den Anruf an.

"Hallo?" murmle ich kratzig in den Hörer und räuspere mich kurz.

"Hallo Amy! Eigentlich hat deine Schicht vor einer halben Stunde begonnen, aber ich habe gerade erfahren was passiert ist." höre ich die Stimme von meinem Chef, welche zum Ende hin leiser wird.

"Oh, tut mit leid. Ich bin gerade erst aufgewacht." gebe ich zurück.

"Nein. Du musst dich nicht entschuldigen, es ist okay. Ich wünsche dir mein herzlichstes Beileid."

"Danke."

"Ruh dich erstmal ein paar Tage aus. Megan kann ja deine Schichten übernehmen und der neue Lehrling wird ihr zur Seite stehen." spricht er mitfühlend.

"Okay. Danke nochmal." kommt es leise von mir.

"Keine Ursache. Tschüss Amy."

"Bye."
Ich lege wieder auf und lass mein Handy ins Bett fallen.

Ich habe die halbe Nacht darüber nachgedacht, was ich jetzt machen soll. Immerhin kann ich mir dieses Haus alleine nicht leisten. Von meinem Job im Café am Ende der Straße kann ich mir höchstens eine kleine Wohnung mieten. Meine Eltern waren auch nicht gerade reich und zum Rest meiner Familie habe ich keinen besonders guten Kontakt.

Also bleibt mir nichts anderes übrig. Ich muss umziehen.

...

Gefühlte Stunden sind vergangen und ich lasse meinen Kopf auf den Tisch fallen.
Ich habe das gesamte Geld von meinen Eltern, welches ich im Haus gefunden habe zusammen gekratzt und bei jeglichen Vermietern angerufen. Doch entweder ist die Wohnung zu teuer oder nicht mehr zu haben.

Seufzend richte ich mich auf und blättere durch die letzte Zeitung, die mir zur Verfügung steht.
Plötzlich fällt mein Blick auf eine kleine Anzeige auf der letzten Seite.

Kleine Wohnung etwas außerhalb von London zu vermieten.

Sofort nehme ich mein Handy und tippe die angegeben Nummer ein.
Hoffnungsvoll warte ich auf eine Antwort, während es piept. Im nächsten Moment höre ich eine Stimme am anderen Hörer.

"Büro Graves, was kann ich für Sie tun?" meldet sich eine Mann und ich lehne mich im Stuhl zurück.

"Guten Tag! Mein Name ist Amy Morgan. Ich habe Ihre Anzeige in der Zeitung bezüglich der Wohnung gesehen und wollte mich genauer erkundigen." sprudelt es aus mir heraus.

"Oh, da muss ich Sie leider enttäuschen. Diese Wohnung wurde vor einigen Minuten gerade vermietet." spricht der Mann und ich seufze innerlich.

War ja klar, dass ich wieder Pech habe.

"Aber ich habe noch eine Wohnung direkt darunter zu vermieten. Also, wenn Sie Interesse haben?" fügt er noch hinzu und ich reagiere sofort.

"Ja gerne! Kann ich zu einer Besichtigung kommen?

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