Kapitel 27

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Ich starre in sein finsteres Gesicht, als sein Blick auf mich fällt. Harry.

"Was macht ihr hier so lange?" Seine Stimme deutet keine Emotionen.

"Wir haben nur geredet." gibt Liam locker als Antwort und ich schweige weiterhin.

Ob er gehört hat über was wir geredet haben? Ich hoffe nicht, denn ich habe nicht so das Gefühl, dass er ganz begeistert davon ist.

"Kommt ihr wieder zurück zur Hütte?" stellt Harry seine nächste Frage und sieht Liam abwartend an.

"Klar." gibt dieser nur zurück und rappelt sich auf die Beine. Ich jedoch bleibe sitzen, als Harry nun auch mich abwartend ansieht.

"Ich würde noch gerne etwas hier bleiben. Geht ihr schonmal zurück." erkläre ich kurz und Liam schenkt mir ein schwaches Lächeln.

"Ich will aber nicht, dass du dich alleine hier draußen rumtreibst." kommt es emotionslos über Harrys Lippen und ich sehe ihn etwas überrascht an. Ist das sein ernst?
Für den ersten Moment weiß ich ehrlich gesagt nicht wirklich, was ich darauf antworten soll. Sein Blick bleibt weiterhin starr auf mich gerichtet. Er meint es wirklich ernst.

"Okay, gut." sage ich schließlich und stehe ebenfalls auf.

Harry dreht sich um und geht geradewegs zurück Richtung Hütte. Ich werfe Liam einen verwirrten Blick zu, welchen er nur mit einem kurzen Schulterzucken erwidert. Schließlich belasse ich es dabei und folge dem Lockenkopf.
So sehr mir Harry auch leid tut, manchmal verstehe ich ihn wirklich nicht - so wie zum Beispiel diese Aktion gerade eben. Ihm kann es doch egal sein wo ich mich rumtreibe. Wie von Anfang an abgemacht - laufen kann ich alleine.

Liam wirft immer wieder einen kurzen Blick zu mir und ich erwidere dies mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen. Diese ganze Situation gerade ist verdammt eigenartig. Ich kann nicht wirklich sagen was es ist, doch ich fühle mich irgendwie total fehl am Platz - was ich eigentlich auch bin. Ich gehöre hier nicht hin. Ich habe keine passende Rolle in dieser Geschichte, doch trotzdem kann ich nichts verändern. Trotzdem bin ich Teil davon und werde es bis zum Ende auch sein, da es kein Zurück mehr gibt.

Ich sehe John welcher total in Gedanken versunken auf der kleinen Bank vor der Hütte sitzt und vor sich hin starrt. An was er wohl gerade denkt.
Als er uns sieht steht er sofort auf und kommt uns ein paar Schritte entgegen. In sein Gesicht ist ein riesiges Fragezeichen geschrieben und i merke an seinem Verhalten, dass er nicht wirklich weiß was er machen soll. Er muss mit dem ganzen hier auch total überfordert sein. Ob er von irgendetwas weiß? Und wie ist er überhaupt in Verbindung mit Jack und seinen Freunden gekommen? Ich muss umbedingt mal mit ihm reden.

Müde lasse ich mich nun auf die Bank nieder und atme tief durch. Ich blicke zu Liam und anschließend zu Harry, die an mir vorbei in die Hütte gehen. Harry wirft mir einen eigenartigen Blick zu, welchen ich, wie so oft, nicht deuten kann.

"Was? Darf ich hier auch nicht mehr sitzen oder was?" motze ich, vielleicht etwas zu unfreundlich. Doch Harry ignoriert meine Aussage einfach und folgt Liam in die Hütte.

"John?" ich blicke zu dem Mann, welcher schweigend vor mir steht. Er sieht mich fragend an und deutet mir weiter zu sprechen.

"Wie ist es dazu gekommen, dass du diesen Typen hilfst? Was ist passiert? Ich dachte du kennst sie nicht?" Die Fragen sprudeln aus mir heraus und John senkt seinen Blick zu Boden. Er schweigt für einige Sekunden, bis er anfängt es mir zu erklären.

"Ich habe sie ja auch nicht gekannt." beginnt er leise und nimmt neben mir auf der Bank Platz. Meine Stirn legt sich in Falten.

"Ich sah sie einige Male in der Stadt und wusste auch, dass sie nicht nur gute Sachen im Kopf haben. Doch eines Tages kamen sie in die Eingangshalle regelrecht herein gestürmt und steuerten direkt auf mich zu. Um ehrlich zu sein hatte ich vom ersten Moment an kein gutes Gefühl in meinem Magen. Dieser Jack oder wie er heißt hat auf mich eingeredet und gefragt wo sich Harry Styles befindet. Natürlich wusste ich es nicht und das machte ihn wütend. Seine Freunde hielten mich fest und redeten immer weiter auf mich ein. Sie sagten mir, dass sie dich entführt haben und wenn ich ihnen nicht helfe Harry zu finden, werden sie dir etwas antun und für mich würde es auch kein gutes Ende nehmen. Ich hatte Angst, riesige Angst und willigte ein ihnen zu helfen. Es tut mir so leid. Amy, ich wollte das nicht. Ich wusste doch nicht, was er genau vor hat und hatte einfach zu große Angst, um zu riskieren, dass er mich auch noch auf dem Gewissen hat." John beendet seine kurze Geschichte und ich merke an dem Tonfall seiner Stimme, dass es ihm wirklich leid tut.

"John, es ist okay. Ich habe diesen Fehler auch begangen. Sie haben mich bedroht und mir auch große Angst eingejagt. Schließlich haben sie gesagt, wenn ich Harry zu ihnen bringe, werden sie mich frei lassen - und ich habe es getan. Doch Jack's Teil der Abmachung war eine Lüge." erzähle ich John und muss wieder an diesen Vorfall denken. Ich hätte es nie tun dürfen. Ich hätte wissen müssen, dass er mich nicht frei lässt. Mir tut es noch immer leid. Wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, hätte Harry keinen Streifschuss abbekommen.

"Warte, sie haben dich wirklich entführt?" John's Stimme klingt schockiert und sein Gesicht deutet nichts anderes.

"Ja." gebe ich nur knapp zurück.

"Oh mein Gott, haben sie dir etwas angetan?" stellt John seine nächste Frage und er klingt wirklich besorgt.

"Nein, mir geht es gut." Den Umständen entsprechend. Wie soll es auch anders sein, in dieser Lage in welcher ich mich befinde.

John nickt nur verständlich.

"Aber nun habe ich eine Frage." fährt John fort und er sieht mich ernst an.
"Was passiert hier eigentlich und welches Spiel wird hier gespielt?"

Ich schlucke schwer. Es war klar, dass diese Frage als nächstes kommt. Doch was soll ich ihm darauf antworten? Wie soll ich ihm das alles erklären? Ich kann es einfach nicht. Ich bringe keine Worte über meine Lippen. Und der Grund dafür ist wahrscheinlich, weil ich es selbst noch nicht ganz realisiert haben welches Spiel hier eigentlich gespielt wird.

Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, doch plötzlich nehme ich laute Stimmen in der Hütte wahr. Es sind Liam und Harry. Anscheinend streiten sie gerade oder führen eine ernste Diskussion.

"Und was willst du mit diesem verdammten Geld? Diese Scheine können dich auch nicht mehr retten!" brüllt jemand und ich kann eindeutig feststellen, dass es Liam ist.

"Welches Geld?" fragt John und ich drehe mich zu ihm. Sein Blick wirkt niedergeschlagen und auch etwas ängstlich. Er hat eine Erklärung verdient, doch ich kann sie ihm nicht geben. Er soll mit Harry reden - oder am besten mit Liam.

"John." Ich mache eine kleine Pause und senke meinen Blick etwas.

"Ich kann dir nicht erklären, was hier passiert. Doch eines kann ich dir sagen. Das Spiel, was hier gespielt wird, das ist kein gutes."

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