8 Wie Jöggi seine Pickel verlor

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Melinda fuhr mit dem Zug von Toms Schulort zurück nach Dortmund und setzte sich in ihrem Hotelzimmer in der Nähe des Hauptbahnhofs auf die Bettkante. Sie durchforstete systematisch die Anzeigenteile der Samstagszeitungen, die sie bei ihrer Ankunft am Sonntag an einem Kiosk gekauft hatte. Es gab zwei Annoncen, die ihren Kriterien entsprachen - ein Kinderarzt in Dortmund-Hörde und ein Zahnarzt in Lünen hatten ihre Praxen wegen Urlaubs geschlossen. Die Privatadressen fand sie im Telefonbuch. Nach dem Studium der Stadtpläne entschied sie, als erstes einen Ausflug nach Lünen zu machen.

***

Der MAD-Chef und Brigadegeneral Lehmann diskutierten mit den Männern der Sondereinheit das weitere Vorgehen.

„Ich glaube nicht, dass wir die Frau aufgrund der Personenbeschreibung finden werden," meinte Lehmann. „Die hat sich einmal verkleidet, und das wird sie wieder tun. Die Frage ist, wo wird sie zuschlagen? Der Gefreite ist 24 Stunden in der Kaserne, also muss sie es da versuchen oder warten, bis er rauskommt, also am Freitag. Hat die so viel Zeit?"

„Sie hat Geld genug," meinte der MAD-Chef, „und wenn's ihr ausgeht, besorgt sie sich wieder welches. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie versucht, in die Kaserne zu kommen."

„Also gut. Nehmen wir an, sie wartet, bis er rauskommt. Sie weiß nicht, wann das ist. Also müsste sie das Kasernentor beobachten. Ich kenne die Verhältnisse nicht. Wo sind die Parkplätze? Und wie groß sind die?"

Der MAD-Chef hatte sich bereits informiert:

„Es gibt mehrere Parkplätze rund um das Haupttor. Ziemlich unübersichtlich, viele Bäume."

„Gut, wir postieren da zwei Mann," entschied Lehmann. „Wobei wir wieder dasselbe Problem haben: Wahrscheinlich werden etliche Soldaten von ihren Frauen abgeholt. Wenn wir anfangen, die zu kontrollieren, kriegt sie das mit und ist weg. Wir können also nur beobachten und ihr gegebenenfalls folgen, falls wir sie erkennen."

Fred stöhnte ob all der schlechten Nachrichten:

„Also, ich fasse zusammen. Vor Freitag müssten wir Riesenglück haben, um sie zu entdecken. Wir brauchen Fotos. Ich rufe in Munster an und lasse sie Euch bringen. Am Freitagmorgen muss Tom zum Bundeswehrkrankenhaus in Hamm. Ich befehle ihm, von da aus übers Wochenende nach Hohenberg zu fahren. Sobald er die Kaserne verlässt, hängt Ihr Euch an ihn. Auftrag 1: Tom schützen. Auftrag 2: Die Frau verhaften.

Tut sich auf dem Weg und an dem Lazarett nichts, fahren zwei Deiner Leute mit nach Hohenberg und bleiben da, bis er wieder zur Kaserne fährt. Ich werde mit den Polizeipräsidenten in dem Raum sprechen, in allen Städten zwischen seinem Schulort, wo sie nachweislich war, und der Gegend um Münster. Sie sollen mir melden, wenn Dinge passieren, die sie merkwürdig finden. Ich setzte jemanden dran, der die abtelefoniert. Sie wird irgendwann wieder Geld brauchen, zum Beispiel. Vielleicht hat sie sich jetzt doch ein Auto besorgt. Das nehme ich sogar ganz stark an. Wie sonst soll sie sich bewegen?"

Lehmann lehnte sich zurück.

„Haben Sie noch eine Idee?" fragte er in die Runde.

„Wenn ich mir das so anhöre," sagte ein Leutnant, „dann glaube ich, wir kriegen die nur, wenn wir ihr eine Falle stellen. Zum Beispiel an dem Krankenhaus. Wir sollten uns da umsehen. Wenn wir uns gut verstecken können, setzen wir den Gefreiten als Köder ein, vorausgesetzt, seine Nerven machen das mit."

„Der hat einen Messerstich ins Herz überlebt," sagte Fred sarkastisch. „Der hat Nerven wie Drahtseile. Vielleicht eine Möglichkeit. Ich frage mich allerdings, wie wir es schaffen sollen, sie dahin zu locken. Sie weiß ja nicht, dass Tom freitags so früh die Kaserne verlässt und nach Hamm fährt. Lehmann, schick morgen zwei Leute hin. Die sollen sich das Gelände rund um das Krankenhaus ansehen. Und den Weg von Handorf nach Hamm."

Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und ZitronenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt