In Nikosia nahmen Phil und Klaus eine warme Dusche, ein Luxus, den es in Louvaras nicht gab. Dann heckten sie einen Plan aus. Natürlich würden sie das türkische Ehepaar nicht töten, aber sie mussten sie dazu bewegen, ihren Hof zu verlassen, denn das Ehepaar stand offensichtlich ganz oben auf der Todesliste der Terroristen. Wenn Klaus und Phil sie nicht töteten, würden es andere tun. Und auch etwas anderes war ganz klar: Wenn sie den Chef der Untergrundgruppen kennenlernen wollten, mussten sie den Mord überzeugend inszenieren.
„Das kriegen wir nicht allein hin," sagte Phil. „Vor allem nicht, die Leute zu überreden, ihren Hof zu verlassen, und schon gar nicht, sie unbemerkt irgendwo unterzubringen. Und dann sollen die armen Leute auch noch bei einem Theaterstück mitspielen. Klaus, es führt kein Weg daran vorbei - der zypriotische Geheimdienstchef muss uns helfen und zwar beim Überreden und bei der Unterbringung der Leute. Und er muss das Ehepaar so lange verstecken, bis wir die Insel wieder verlassen haben, und wahrscheinlich sogar noch viel länger."
Klaus hatte Zweifel:
„Phil, das ist illusorisch. Wie sollen wir das bis morgen anleiern? Navidis müsste mitmachen, jemand vom Geheimdienst müsste mit den Leuten sprechen, wir müssten den Mord inszenieren und das Ehepaar abtransportieren, und das alles, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Vielleicht sollten wir das so machen wie zwei Drittel von Silas' Kandidaten: einfach nicht wieder auftauchen."
Sie diskutierten eine Stunde, dann setzte sich Phil durch, wenngleich Klaus weiterhin heftige Bauchschmerzen hatte. Phil ging zu der Polizeiwache und bat ihren dort anwesenden „Betreuer" um ein dringendes Gespräch mit seinem Chef. Nach einem kurzen Telefonat fuhr der Polizist ihn in einen Vorort von Nikosia und führte ihn in das Hinterzimmer eines Lebensmittelladens.
„Willkommen im Geschäft meiner Eltern," sagte Herr Navidis und lauschte dann Phils Vortrag, ohne ihn zu unterbrechen.
Danach hatte er einige Fragen:
„Sind Sie sicher, dass Sie den Koordinator aller Gruppen auf Zypern treffen sollen? Nicht nur den Führer einer der Gruppen? Und wenn ja, haben Sie eine Ahnung, wer das sein könnte?"
„Ziemlich sicher, dass es um den Chef aller Gruppen geht. Ich tippe auf einen ehemaligen griechischen General. Er soll über siebzig sein."
„Interessant. Wir vermuten schon länger, dass Männer mit langjähriger Militärerfahrung in Führungspositionen der Partisanen sind. Die Auswahl der Ziele ist geschickt, wenn man mit relativ wenig Aufwand ein ganzes Land verunsichern will, und das haben sie geschafft. Die Menschen sind unruhig, weil die Regierung das nicht in den Griff bekommt."
Navidis besprach sich mit dem „Fahrer", der offensichtlich mehr als ein Laufbursche, und wahrscheinlich auch kein ganz kleiner Mitarbeiter des Geheimdienstes war, vermutete Phil. Das Ergebnis der Beratung war, dass der Geheimpolizist am frühen Morgen zu dem Ehepaar fahren und sie überreden sollte, sich unauffälig auf ihre Übersiedelung in den Norden der Insel vorzubereiten. Sie könnten dort das Anwesen einer griechischen Familie übernehmen, die kürzlich in den Süden umgezogen war.
Genau für Fälle wie diesen hortete die Regierung in mehreren Gegenden solche leerstehenden Bauernstellen. Der Terror hatte schon einige, nicht nur türkische Familien aus ihrer Heimat vertrieben. Für die nächsten zwei Wochen könnten die beiden in einer sicheren Wohnung der Regierung in Nikosia untergebracht werden. Der Geheimdienst würde die Ermittlungen in dem „Mordfall" umgehend an sich ziehen, um so das Verschwinden der „Leichen" vertuschen zu können.
Herr Navidis lächelte Phil an:
„Ich habe nicht daran geglaubt, dass Sie uns Ergebnisse liefern würden, aber dass Sie nach den paar Tagen schon so weit sind - alle Achtung. Verraten Sie mir Ihren Trick?"
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Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und Zitronen
Historical Fiction„Land der Oliven und Zitronen" ist der 10. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute". Im Winter 1973 wird Tom von Melinda, einer Ex-Agentin des DDR-Staatsicherheitsdienstes, entführt. Während Toms Freunde, angeführt von Nikos, versuchen, ihn zu re...