12 Und jetzt?

0 3 0
                                    

Als das Telefon klingelte, wusste Fred sofort, dass etwas schiefgegangen war, und was Klaus ihm aus Hamm berichtete, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen.

„Habt Ihr Kontakt mit Lehmann?" fragte er Klaus.

„Der wollte sich in die Hohenberger Polizeiwache setzen und Funkkontakt mit seinen Teams vor Ort halten. Da müsste er inzwischen sein. Warte, ich gebe Dir die Nummer."

Fred notierte sie sich und überlegte kurz.

„Wir machen das so. Wir treffen uns in Toms Stammkompanie, im Chefzimmer, das ist ja ganz in der Nähe von Hamm. Lehmanns Leute, Du und ich. Fahr sofort hin und informiere den Kompaniechef und den Kasernenkommandanten. Ich rufe Lehmann an und sage ihm, dahin zu kommen. Ich fahre dann auch sofort los."

Der MAD-Chef legte auf, und schon klingelte das Telefon wieder.

„Herr General, der Polizeipräsident von Dortmund," sagte die Frau in der Telefonzentrale.

„Stellen Sie durch. ... Herr Präsident, was gibt's?"

„Halten Sie sich fest. Der NSU ist wieder da. Steht ganz friedlich in der Garage. Ist definitiv benutzt worden. Dafür ist jetzt der weiße Admiral des Doktors weg. Ihre Klientin ist wirklich dreist. Aber es kommt noch besser. Die Leute führen Fahrtenbuch. Der NSU hat ungefähr 500 Kilometer mehr auf dem Tacho, und der Käfer-Cabrio etwas über 200. Mit dem ist sie also auch gefahren."

„Und jetzt hat sie unseren Mann gekidnappt," antwortete Fred bitter, „als alte Oma mit Krückstock diesmal, in einem orangen Touring-BMW, warten Sie, ich gebe Ihnen das Kennzeichen." Er suchte den Zettel und las die Nummer vor. „Herr Präsident, ich bin auf dem Sprung wegen der Entführung. Können Sie veranlassen, dass im Großraum Dortmund – Münster nach dem Wagen gefahndet wird? Auch auf den Autobahnen. Sie ist in Hamm auf die A1 Richtung Bremen gefahren, aber irgendwie glaube ich nicht, dass die ganz weit weg ist. Die Entführerin ist bewaffnet, also auf keinen Fall Zugriff. Aber umgehende Meldung an mich. Sie erreichen mich in ca. 90 Minuten unter folgender Telefonnummer." Er gab ihm die Nummer des Kompaniechefs von Toms Stammeinheit.

„Ich kümmere mich persönlich darum," versprach der Dortmunder Polizeipräsident. „Sollten wir den Wagen finden, melden wir an Sie und beobachten ihn weiter."

„Aber höchste Vorsicht. Denken Sie an Lünen. Sie hat jetzt zwei Pistolen. Den Zugriff machen unsere Spezialisten. Und, Herr Präsident, das geht bitte nicht an die Presse."

„Verstehe. Ich wiederhole mich, General: viel Glück!"

Fred rief seine beiden Adjutanten herein und setzte sie grob ins Bild. Dann befahl er:

„Ihr beide habt abwechselnd Dienst hier, und zwar so lange, bis ich sage, Ihr habt Feierabend, ja? Ihr gebt alles, was in der Sache dieser Entführung reinkommt, an mich weiter. Rückt die Telefonnummer, wo ich zu erreichen bin, nicht raus. Wenn ich meine, dass jemand die haben soll, gebe ich sie ihm selbst. Und nach wie vor: kein Wort zu niemand! In 10 Minuten steht mein Wagen inklusive Blaulicht vor der Tür. So, ich bin weg."

Er ging zur Waffenkammer und ließ sich seine Pistole und eine Uzi aushändigen. In der Kantine kaufte er den restlichen Streuselkuchen auf, 9 Stückchen. Als er sie bezahlte, ordnete sich etwas in seinem Kopf. Die Frage war seit Klaus' Anruf da, und jetzt ahnte er eine Antwort. Er lief zurück in sein Dienstzimmer, griff sich das Telefon und wählte die Nummer des Chefs von Toms Stammkompanie.

„Herr Hauptmann, in aller Kürze: Meine Leute und ich sind auf dem Weg zu Ihnen. Ihr Dienstzimmer wird unser Hauptquartier. Der Gefreite Tom wurde entführt, wir befürchten das Schlimmste. Ihre Kompanie hat Ausgangssperre. Und zwar ohne jede Ausnahme, Funktionsträger eingeschlossen. Alles Weitere vor Ort. Niemand erfährt den Grund. Haben Sie Fragen?"

Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und ZitronenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt