26 Björn

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„Komm rein," sagte der MAD-Chef, als Tom an seine Tür klopfte. Die Konferenz war für heute beendet, und der General nutzte die Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen, um sich über die Qualität des libyschen Staatsfernsehens zu unterrichten.

„Und, wie läuft's?" fragte Tom.

„Es geht voran. Wir sind schon dabei, einen detaillierten Einsatzplan zu erstellen. Das heißt, die grundsätzlichen Fragen sind alle geklärt. Was kann ich für Dich tun?"

Tom schilderte die Beweggründe seines Sinneswandels hinsichtlich der Zypernreise. Diese Mission war wahrscheinlich die gefährlichste, die sie je unternommen hatten, und da konnte er Nikos einfach nicht alleinlassen.

Der MAD-Chef zeigte Verständnis:

„Wenn Ihr was über die Untergrundgruppen erfahren wollt, müsst Ihr gefährlich nah ran. Ich wollte von Anfang an, dass Du mitfährst. Ich rufe noch am Dienstag Deinen Chef und Radermacher an und befehle Deine Abordnung."

„Ich möchte das dem Hauptmann, meinem Zugführer, also Leutnant Fischer, und meinem Stellvertreter Björn aber auch selbst erklären. Ich möchte, dass sie meine Entscheidung verstehen."

„Du willst ihnen sagen, was Ihr auf Zypern macht?"

„Wenn Du den Hauptmann anrufst und ihn noch mal auf strikte Geheimhaltung verpflichtest, die er den beiden auch befehlen soll, dann würde ich das gerne. Ich habe den Fehler gemacht, mich gegen die Zypernreise zu entscheiden, ohne Nikos und die anderen zu fragen. Ich will mit den Leuten in der Zwoten nicht denselben Fehler machen."

„Bist Du absolut sicher, dass die dichthalten?" fragte Fred.

„Ja."

„Dann machen wir das so. Wie war Euer Gespräch mit Gaddafi?"

„Sehr aufschlussreich. Der BND wird staunen. Gaddafi unterstützt unseren Syrienauftrag voll und ganz, und er hat uns aufgetragen, dieselben Themen, um die es in Syrien geht, auch mit Oberst Al-Numeiri in Ägypten zu besprechen. Das übernehmen Hamit und Phil. Wir sind nicht sicher, ob Al-Numeiri noch in seiner Stellung ist, deshalb reisen sie von London aus auf „Verwandtschaftsbesuch" nach Kairo, von da nach Zypern, und erst dann nach Damaskus, damit die Ägypter nicht misstrauisch werden - also die, die nicht zu Al-Numeiris Leuten gehören. Der langen Rede kurzer Sinn: der BND kriegt Informationen aus Ägypten gratis dazu. Die Mehrkosten trägt Gaddafi, was wir dem BND aber nicht unbedingt sagen müssen, oder?"

„Nein. Ihr sagt denen erst mal nichts von Ägypten, und ich entscheide, wenn ich Eure Berichte gelesen habe, ob und was ich an den BND weitergebe. Zum Beispiel sollten sie nicht wissen oder auch nur ahnen, woher Ihr die Ägypten-Informationen habt."

***

In Phils Wohnung waren sie ausnahmsweise unter sich. Tom ging mit Nikos auf den Balkon, wo sie sich sich auf Sitzkissen an die Wand setzten und die milde Brise genossen, die vom Meer her wehte.

„Ich komme mit nach Zypern," sagte Tom. „Ich fahre am Dienstag in die Kaserne und erkläre ihnen, warum. Fred hat zugestimmt."

Nikos legte seinen Arm auf seine Schultern und küsste ihn.

„Danke, Gangster. Wann kommst Du nach Athen?"

„Wir fliegen am Freitag nach Zypern, ja? Also vermutlich am Donnerstag. Bleibst Du so lange in Deutschland?"

„Die Uni hat Osterferien, also ja. Was machen wir in der Zeit?"

„Wie gesagt, am Dienstag fahre ich von Bonn aus zur Kaserne. Da müsste ich früh genug sein, um noch mit dem Kompaniechef und den Jungs in meiner Gruppe zu sprechen. Dann wollte ich nach Hohenberg, Wäsche waschen und die Füße hochlegen. Bist Du dabei?"

Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und ZitronenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt