Während Nikos mitten auf einem Hof voller Gebrauchtwagen mit zwei Autoverkäufern die Vor- und Nachteile des Linksverkehrs diskutierte, beobachtete Tom unauffällig die weitere Umgebung. Als er sicher war, dass sie nicht beschattet wurden, machte er Nikos ein Zeichen und begab sich mit Nikos und den Autohändlern in das Büro, in dem ganze Stapel von Autopapieren lagen, und das nach Öl roch. Sie setzten sich an einen runden Tisch mit einer Glasplatte, und Nikos berichtete ihren Kontaktleuten, was sie bisher in Erfahrung gebracht hatten.
Lekos, mit ungefähr 30 der etwas ältere der Brüder, die beide blaue Overalls trugen, schickte Linos Kaffee holen und kommentierte Nikos' Bericht:
„Wir haben die meisten dieser Gerüchte auch gehört. Die Situation ist so unsicher geworden, dass jede Stunde irgendeine neue Geschichte die Runde macht. Manchmal sieht es so aus, dass gezielt Falschinformationen gestreut werden. Verlassen kann man sich eigentlich nur auf jemanden, der selbst etwas gesehen hat. Gehen wir die Orte mal der Reihe nach durch."
Linos brachte Kaffee und Wassergläser, und dann arbeiteten sie gemeinsam die Liste ab. Kyrenia war offenkundig ein Haupteinfallstor für geschmuggelte Waren und Menschen.
„Das geht nur, weil die Behörden oder Teile von ihnen alle Augen zudrücken," meinte Lekos. „Das war immer schon so, aber früher ging es eben nur um ganz normalen Schmuggel."
Auch Tsakistra war wohl ein heißer Tipp. Linos meinte, dass von dort aus wahrscheinlich die Überfälle auf türkische Bauernhöfe im Distrikt Paphos verübt wurden. Kato Pyrgos gehörte auch zu den bestätigten Gerüchten.
„Von einer Gruppe, die von Engländern, womöglich sogar aktiven Soldaten aus Akrotiri trainiert wird, haben wir nichts gehört. Aber wir kennen Leute, die wissen könnten, ob das stimmt. Wo esst Ihr heute zu Abend?" fragte Lekos.
Nikos nannte ihm den Namen ihrer Lieblingstaverne, und Lekos kündigte an, zwei finnische UN-Blauhelmsoldaten würden dort auch speisen. Man sollte sich zufällig kennenlernen und in der Hotelbar des D'Avilla dann ein vertrauliches Gespräch führen.
„Die Hotelbar ist sicher," meinte Lekos. „Da könnt Ihr reden. Die UN-Soldaten halten sich meist aus der Politik heraus, aber die beiden sind auf unserer Seite, und sie sind gut informiert."
Am Mittag trafen sich alle wieder in Nikos' und Toms Zimmer. Phil hatte in der Bank fast gleichlautende Auskünfte wie Nikos und Tom bein den Autohändlern bekommen, allerdings dazu noch zwei Adressen - einen ehemaligen Obsthandel im Hafengebiet von Larnaka und einen abgelegenen Bauernhof im Hinterland von Paphos.
„So, Leute, es wird ernst," sagte Nikos überflüssigerweise, denn sie standen ohnehin schon genug unter Spannung. „Martin, analysier mal, wo lohnt es sich wohl am meisten?"
„Das ist nicht die Frage," meinte Martin. „Ich traue mir nicht zu, zu beurteilen, welches Gerücht mehr Wahrheit beinhaltet. Am häufigsten genannt wurden Tsakistra und Kato Pyrgos. Kyrenia erscheint am logischsten, wegen des Hafens an der Nordküste. Sehr obskur finde ich die Sache mit den englischen Soldaten, die angeblich in Louvaras Untergrundkämpfer ausbilden."
„Obskur schon, aber auch am leichtesten zu überprüfen," meinte Phil. „Wenn Engländer dort aktiv sind, kriegen wir das an einem Abend in der Taverne raus. Und wenn das so sein sollte, könnte ich versuchen, bei denen zu landen, die dort ausgebildet werden. Schließlich habe ich die Ausbildung aus den Palästinenserlagern."
„Ich bin auch ausgebildeter Einzelkämpfer," erinnerte sie Klaus. „Ich wäre dabei."
Tom sah ein grundsätzliches Problem:
„Wir haben gesagt, wir arbeiten in zwei Zweierteams, und Amira, Hamit und Klaus, in diesem Fall Martin, bilden die Truppe in der Hinterhand. Die Orte liegen aber so weit auseinander, dass sie nicht zwei Teams in ihrer Reichweite hätten."
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Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und Zitronen
Ficción histórica„Land der Oliven und Zitronen" ist der 10. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute". Im Winter 1973 wird Tom von Melinda, einer Ex-Agentin des DDR-Staatsicherheitsdienstes, entführt. Während Toms Freunde, angeführt von Nikos, versuchen, ihn zu re...