13 Spuren ins Nichts

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Dann kam Oberst Schönemann, der Kasernenkommandant, dessen Name Programm war, und der einige Jahre als Militärattaché in Neu Delhi gedient hatte. Er bat Klaus um einen Bericht, aber Klaus sagte ihm nicht mehr als zuvor den anderen – das sollte der MAD-Chef lieber selbst tun.

Dem Kompaniechef wurde der ganze Ernst der Lage klar, als ein schwarzer Mercedes mit Blaulicht vor dem Eingang hielt, woraus ihm ersichtlich wurde, dass der Gefreite Tom für den MAD wirklich wichtig zu sein schien.

Der MAD-Chef stürmte in den Raum und würgte den Kompaniechef ab, der ihm Meldung machen wollte:

„Nachher, Herr Hauptmann. Major Klein, wir gehen nach nebenan."

Er ließ sich die Umstände der Entführung schildern und erläuterte Klaus in aller Kürze seinen Plan, und Klaus wiederum berichtete ihm von Lehmanns Missgeschick.

„Es gibt Tage, da reiht sich Scheiße an Scheiße," fluchte Fred. „Aber wir warten, bis Lehmann da ist. Ach, hol doch mal eben meinen Streuselkuchen aus dem Auto, den hab ich ganz vergessen."

Der General ging zurück in das Zimmer des Kompaniechefs, setzte sich auf dessen Schreibtischstuhl und sagte:

„Nehmen Sie Platz, meine Herren. Wir warten auf General Lehmann, dann möchte ich die komplette Kompanie einschließlich aller Funktionsträger im Hörsaal haben. Kennt jemand von Ihnen den Polizeipräsidenten von Hamm?"

Schönemann zeigte auf.

„Oberst, rufen Sie ihn an," befahl ihm Fred. „Er soll sofort ein paar Streifen in die Gegend um den Hammer Hauptbahnhof schicken. Gesucht wird ein Opel Admiral, weiß. Wenn die einen finden, sollen sie feststellen, ob Fahrzeug und Nummernschild zusammenpassen. Der gesuchte Opel hat mit Sicherheit falsche, eventuell Hamburger Kennzeichen. Wenn sie so einen finden, sollen sie ihn öffnen und alles sicherstellen, was sich darin befindet. Das wird dann auf der Stelle hergebracht. Der Wagen muss erkennungsdienstlich untersucht werden, eventuelle Ergebnisse an mich, und zwar gestern. Wenn das geschehen ist, Info an den Dortmunder Polizeipräsidenten. Der Wagen ist vorerst beschlagnahmt, die Dortmunder sollen ihn abschleppen."

***

Auch in der Gegend von Soest war der Nieselregen inzwischen komplett in dichten Schneefall übergegangen.

„Hab ich gar nicht überprüft," sagte Melinda zu Tom. „Hast Du eigentlich Winterreifen?"

„Ja sicher, ich komme aus dem Sauerland. Wieso fragst Du?"

„Wir müssen nachher noch mal über Nebenstraßen fahren."

„Wohin denn?"

„Das siehst Du dann schon. Willst Du mir nicht doch mal ein bisschen über Deine Athener Gruppe erzählen? Deine Urlaubserlebnisse sind ja schön und gut, aber..."

„Jedes andere Thema, aber nicht das," widersprach Tom.

„Dann erzähl mir von Deiner Verlobten und von Alex."

„Wenn Du mir von Jöggi erzählst."

„Jörg, bitte. Also gut, aber Du fängst an."

Tom wunderte sich über sich selbst, als er ihr die ganze Geschichte von Tom, Nikos und Sophia erzählte, von Anfang bis zum vorläufigen Ende. Irgendwie fühlte sich Melinda nicht mehr wie seine Todfeindin an. Irgendwie war sie eigentlich sogar ganz nett. Die Pistole auf ihrem Schoß erinnerte ihn daran, dass er zwei andere Mörder kannte, die auch sehr nett waren. Er blieb auf der Hut.

***

„Lehmann, endlich!" begrüßte der MAD-Chef seinen Freund. „Ist Deinen Leuten was passiert?"

Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und ZitronenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt