19 Technik, die begeistert

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Am Montagmorgen sah sich Tom dann im Besprechungsraum des Stabes auf der Hardthöhe einem hochnotpeinlichen Verhör durch Klaus ausgesetzt, der für die zwei Stunden vergaß, dass sie gute Freunde waren. Er kitzelte ihm alle Informationen heraus, die Tom in den Gesprächen mit Melinda über ihre Person, aber vor allem über die Arbeitsweise des MfS erfahren hatte.

„Du hast eine gute Interviewtechnik," meinte Tom anschließend zu Klaus. „Ich habe Dir Sachen erzählt, von denen ich nicht wusste, dass ich sie wusste."

„Das war so ein Lehrgang," erklärte Klaus. „Ein bisschen lernt man schon bei meinem Verein. Nun zum unangenehmen Teil. Fred hat mir befohlen, Dich an den Wochenenden lückenlos zu beaufsichtigen. Und unter der Woche darfst Du die Kaserne nicht verlassen."

„Ich finde, es gibt was Unangenehmeres."

Nikos und Sandy hatten im Besprechungsraum gewartet. Als Klaus und Tom zu ihnen stießen, sagte Nikos zu Klaus:

„Basilis und der Alte Mann haben uns beauftragt, mit Euch darüber zu sprechen, wie wir uns in Zukunft verhalten sollen. Sie befürchten, dass die DDR uns allmählich auf die Schliche kommt. Vor allem Tom."

„Ich habe das mit Fred auch schon besprochen," antwortete Klaus. „Er meint, für die Athener Gruppe hat sich im Prinzip nichts geändert. Die DDR weiß schon länger, dass Ihr deren Leute ein paar Streiche gespielt habt. Aber wir gehen davon aus, dass sie nur Toms Personalien kennen, und auf den passen wir schon auf."

„Die von Georgios und Sophia haben die auch auch," korrigierte ihn Tom. Klaus schaute ihn entgeistert an:

„Woher kennen sie die denn?"

„Andreas' Vater hat damals auch an die DDR berichtet, und er hat die beiden mal erwähnt. Das habe ich in meiner Akte gelesen."

Klaus gab wieder, was der MAD-Chef ihm aufgetragen hatte:

„Also, grundsätzlich gilt, auch für Dich, Tom: sollte Euch jemand kontaktieren, lasst Euch auf nichts ein. Seht zu, dass Ihr nie mit so jemandem allein seid. Und sagt auf jeden Fall uns Bescheid. Tom, nimm Freds Befehl ernst. Wenn Dich jemand anspricht, meldest Du Dich sofort bei uns."

Nikos hatte eine ganz andere Lösung im Kopf:

„Es wurde auch gefragt, ob Tom nicht jetzt noch verweigern könnte, sodass er nicht ein ganz so leichtes Ziel wäre."

„Das haben wir auch diskutiert," meinte Klaud. „Aber wenn die DDR ihn sucht, werden sie ihn finden, egal wo er ist. Außerdem würde er das sowieso nicht machen, stimmt's, Tom?"

Tom nickte:

„Nein. Ich hab das angefangen, und jetzt mache ich das auch zu Ende. Ich meine, die Gefahr, dass die mir auflauern, ist jetzt nicht größer als vorher. Die Entführung war eine persönliche Sache, davon weiß die Stasi ja gar nichts."

„Nimm das nicht zu leicht, Tom," ermahnte ihn Klaus.

„Ich habe 19 Stunden lang neben einer Frau mit einer geladenen Pistole gesessen. So blöd bin ich nicht, dass ich nicht weiß, wie gefährlich diese Leute sind."

Der Schnee auf Straßen und Bürgersteigen hatte sich in Matsch verwandelt. Es war grau, diesig und kalt. Tom, Nikos und Sandy besuchten Malik, der seinen Schmerz anscheinend schon überwunden hatte.

„Es war sowieso nicht richtig, dass ich hier eine Freundin habe, und zuhause wartet meine Frau auf mich," meinte er, als Tom ihn auf Ulla ansprach. Am Abend aßen sie alle zusammen noch einmal in der Pizzeria neben dem Hauptbahnhof, und am Dienstagnachmittag machten sich Tom, Sandy und Nikos auf den Weg nach Handorf.

Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und ZitronenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt