15 Rostock ist nicht San Francisco

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Als Sophia gehen wollte, um sich umzuziehen und zu packen, folgte ihr Sandy, dem inzwischen Zweifel gekommen waren:

„Sophia, Du solltest nicht mitfliegen. Das ist Nikos' Sache."

„Tom hat mir versprochen, sofort zu kommen, wenn mir was passiert," erwiderte sie. „Wir haben uns geschworen, wir sind beste Freunde für immer, Nikos, Tom und ich. Natürlich fliege ich."

„Versetz Dich mal in Nikos' Lage. Wie würdest Du es finden, wenn Deine Vorgängerin mitkäme? Würdest Du nicht den Verdacht haben, sie wollte Dich bei der Gelegenheit ausstechen?"

Sophia setzte sich auf der Veranda auf einen der „Raucherstühle". Es war Winter, das Haus mit Teppichen ausgelegt, und Manos hatte die Raucher wieder vor die Tür verbannt. Sandy setzte sich neben sie und ermahnte sie:

„Auch wenn's gar nicht so ist, ich meine, dass Du die Situation ausnutzen willst, lass es trotzdem lieber sein. Das gibt nur Komplikationen."

Sophia erinnerte sich an ihre unbedachte Entscheidung, mit nach Drama zu fahren, als sie gar nicht eingeladen war und lenkte ein:

„Also gut, vielleicht hast Du recht. Aber Nikos sollte nicht allein fliegen. Der ist doch total fertig. Ich weiß, wie ich mich fühle. Dann flieg Du mit."

„Okay, mach ich."

Sandy und Sophia gingen wieder ins Wohnzimmer, und Sophia sagte zu Nikos:

„Hättest Du was dagegen, wenn Sandy mich vertritt? Ist sicher besser, da fliegen zwei Männer hin."

„Was ist das denn für ein Quatsch? Zwei Männer," ereiferte sich Nikos. „Nichts gegen Sandy, aber wir sind beste Freunde, Du, Tom und ich."

Der Alte Mann hatte verstanden, um was es Sandy ging:

„Sandy, Du fliegst. Auch wenn das mit den Männern wirklich Blödsinn ist. Basilis, einverstanden?"

Basilis nickte:

„Ja. Und Ihr solltet mit dem MAD-Chef besprechen, welche Konsequenzen wir ziehen müssen, wenn diese Sache zu einem guten Ende gekommen ist. Ihr werdet den General bestimmt treffen. Dimi, wie ist das, kann man in Deutschland auch noch den Kriegsdienst verweigern, wenn man schon in der Armee ist?"

„Ja, sicher. Das Gewissen kann jederzeit zuschlagen."

„Das wäre eine Option," sagte der Alte Mann. „Eine sehr gute."

„Falls Tom noch lebt," fügte er in Gedanken hinzu. Alle im Raum dachten wie er, aber niemand wagte es, das auszusprechen.

***

Vorsichtig tastete sich Tom den verschneiten Weg entlang. In einem Dorf erreichten sie eine etwas besser ausgebaute, aber ebenfalls nicht geräumte Straße, die zur Bundesstraße 1 führte. Die letzten 500 m waren steil, sodass er wieder in Schritttempo verfiel. Die Hauptstraße war schon geräumt, und nach einer Viertelstunde waren sie auf der Auffahrt zur Autobahn. Trotz des immer noch dichten Schneetreibens erkannten sie einen Polizeiwagen, der am Rand der Beschleunigungsspur stand. Melinda verdrehte den Rückspiegel und behielt ihn im Auge.

„Hmm. Wegen uns steht der da wohl nicht. Bleibt jedenfalls stehen."

Die rechte Spur der Autobahn war gut befahrbar, während die Überholspur verschneit war. Es waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs, die meisten davon waren Lastwagen. Als sie sich der Raststätte Lichtendorf näherten, vergrub Melinda die rechte Hand mit der Pistole in der Manteltasche.

„Lass volltanken," befahl sie Tom. „Dann gehen wir zusammen rein und bezahlen. Zieh den Schlüssel ab. Und denk dran..."

„... wenn ich Zicken mache, erschießt Du mich," vervollständigte Tom ihre Drohung. „Können wir was zu essen und zu trinken kaufen?"

Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und ZitronenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt