37 Goldgrünes Blatt

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Basilis hatte keine Zimmer reserviert – es hatte ja niemand geahnt, dass sie so früh aus Zypern zurückkehren würden. So belegten sie in Sandys und Manos' Haus in Agios Andreas alle verfügbaren Schlafplätze, während Tom seinen Rucksack in Nikos' Zimmer stellte. Am Abend gab es eine Spontanparty rund um den Grill im Garten, und am nächsten Morgen setzten sie sich ins Wohnzimmer und schrieben gemeinsam ihren Bericht.

Klaus erklärte sich bereit, die deutsche Version auf Sandys Schreibmaschine, der einzig verfügbaren mit einer lateinischen Tastatur, mit drei Durchschlägen zu tippen, was sich mühsam gestaltete, weil die Umlaute fehlten und einige Buchstaben nicht am gewohnten Platz waren. Phil tippte anschließend die englische Version.

Tom besuchte derweil Sophia, die erst am Nachmittag in die Uni musste. Auf dem Balkon ihrer Wohnung, von dem aus man sogar ein bisschen Mittelmeer sehen konnte, tranken sie Nescafé.

„Wie ist Dein neuer Job an der Uni so, ich meine den inoffiziellen?" fragte Tom nach ihrer Tätigkeit für den Widerstand.

„Hart," antwortete sie. „Du hast ja gehört, dass vor Ostern überall an den Unis gestreikt und demonstriert worden ist. Ich habe das nicht nur an der juristischen Fakultät, sondern zusammen mit Kollegen, auch von den Kommunisten, an der ganzen Uni organisiert. Wir haben uns auch mit den Leuten vom Polytechneion abgesprochen. Das war viel Arbeit, aber die Studenten sind sehr engagiert."

„Und jetzt liegt das alles auf Eis, oder?" vermutete Tom.

„Ja. Als die Polizei das Gebäude gestürmt hat, konnten wir in der letzten Minute flüchten. Jetzt soll ich mich erst mal zurückhalten. Die Führung meint, wir sollen uns still und heimlich darauf vorbereiten, im Herbst eine große, koordinierte Aktion zu starten."

Sie diskutierten ausführlich darüber, ob die Studenten es schaffen könnten, die Junta zu stürzen. Tom war eher skeptisch, aber Sophia meinte, es gäbe eine echte Chance:

„Jeder weiß, wenn die Junta nicht bald abtritt, steuern wir auf einen Krieg zu. Deswegen kommen auch Studenten zu den Demos, die sonst politisch nichts mit uns zu tun haben. Was wir in den letzten Wochen gemacht haben, war ein Testlauf. Wir haben ausprobiert, wie man solche großen Kundgebungen organisiert, und das klappt immer besser. Die Kommunisten gehen so weit, dass sie meinen, wir könnten Athen komplett stilllegen. Genug Leute wären wir."

Natürlich wurde dann auch Sophias Beziehung mit Maher Thema.

„Ignoriert Dich Dein Vater immer noch?" fragte Tom seine Ex.

„Ja, er ist wirklich hartnäckig diesmal. Aber meine Mutter und Georgios kommen oft her. Das tröstet Maher ein bisschen. Er fährt nächste Woche nach Ägypten und bringt Samirs Liste zu Al-Numeiri. Der hatte dringend darum gebeten."

„Er will sie vermutlich einsetzen, um seine eigene Haut zu retten," meinte Tom und erzählte ihr von der Vermutung, Hamits Vater sei im ägyptischen Geheimdienst unter Druck geraten.

„Und wie läuft's so mit Nikos?" sprach sie ein wesentlich wichtigeres Thema an. „Ich meine, wenn Du nach Deinem Nachfolger fragst, darf ich auch nach meinem fragen."

„Ich möchte die nächsten 50 Jahre mit ihm verbringen, und er mit mir. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen."

„Das geht vorbei," bemerkte sie sarkastisch. „Ohne mich schaffst Du's ja auch."

„Das stimmt nicht, Sophia. Ich denke immer noch jeden Tag an Dich. Und ich liebe Dich immer noch. Aber sag's nicht Maher."

„Das muss ich nicht. Das weiß er von ganz allein, Du Schattenmann," grinste Sophia, und als Tom die farblose Welle im Hintergrund auftauchen sah, verabschiedete er sich lieber.

Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und ZitronenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt