Phil dachte, ein wenig Angeberei könnte nicht schaden, um Silas weitere Geheimnisse zu entlocken:
„Das Genialste war so ein mobiler Granatwerfer, den die Palästinenser damals gerade bekommen haben, ein ganz neues Modell. Den kannst Du überall aufstellen und in Nullkommanix wieder verschwinden lassen. Wir haben das Ding sogar auf einem Jeep angebracht. Knallt höllisch, das Teil. 40-mm-Granaten. Bumm."
„Das hat Dir so richtig Spaß gemacht, ja?" grinste Silas. „Sowas haben wir neuerdings auch - wir testen es gerade. Dann kannst Du ja wirklich die Ausbildung übernehmen."
Phil gefiel sich in seiner Rolle:
„Gerne. Aber was gibt's da zu testen? Reinschmeißen. Bumm. Das ist alles."
„Ja, aber wir testen gerade aus, bei welchem Winkel wir welche Reichweite erzielen."
Phil schüttelte den Kopf. Die Palästinenser mussten das nicht durch die „Trial and Error"-Methode herausfinden:
„Eigentlich müsstet Ihr doch Tabellen bekommen haben. Die hab ich im Kopf, da könnte ich helfen. Und die Munition?"
„Was ist mit der Munition?" fragte Silas.
„Kriegt Ihr die auch aus Bulgarien? Weil, die Palästinenser haben die selbst gemacht. Wir hatten Baupläne und ein paar Formen, die haben wir nachgemacht und die Dinger selbst hergestellt."
„Das machen wir auch," bestätigte Silas, was Phil längst wusste. „Ist einfach zu viel Zeug zum Schmuggeln."
Sie plauderten stundenlang über diese Themen, und als sie in Louvaras ankamen, lud Silas sie zum Essen ein. Er hatte nämlich noch eine Frage, die er sich bis ganz zum Schluss aufgespart hatte, und die ihm, wie alle vorher, von dem Führungszirkel aufgetragen worden war.
Während sie den scharfen Eintopf löffelten, bemerkte er so ganz nebenbei:
„Ich habe Eure Fotos gesehen. Ziemliche Sauerei. Macht Euch sowas eigentlich Spaß?"
Phil erkannte, das sie auf ihren Geisteszustand getestet werden sollten, sah Silas tadelnd an und sagte:
„Wie kann das Spaß sein? Im Gegenteil, ich hasse sowas."
„Danach sah es nicht aus," sagte Silas mit einem Grinsen.
Phil begründete ihre Vorgehensweise bei dem vorgetäuschten Mord:
„Der Auftrag war, wir sollen Messer nehmen, und der Auftrag war, es sollte abschrecken. Wir haben unseren Auftrag erfüllt. Wenn wir morgen den Auftrag kriegen, ein MG in die Berge zu schleppen, dann macht das auch keinen Spaß, aber wir würden es natürlich trotzdem tun."
„Das kann man nicht wirklich vergleichen," meinte Silas.
„Wieso nicht? Ich hasse Messersauerei und ich hasse MG-Schleppen. Trotzdem tue ich das, wenn es sein muss. Ich sehe da keinen Unterschied."
„Ich schon," sagte Silas und wirkte ein bisschen betrübt. „Ihr hört Euch wie eiskalte Killer an."
„Wenn Du bei so einem Auftrag nicht eiskalt bist, machst Du Fehler, und die können tödlich sein. Das müsstest Du doch eigentlich wissen," rügte ihn Phil.
„Nein. Ich habe noch nie jemanden getötet."
Phil sah den Moment für einen angemessen dramatischen Abgang gekommen:
„Aber Du machst doch die Planung. Entschuldigung, aber das kann ich nicht anders als feige nennen."
Silas holte tief Luft und erwiderte:
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Die richtigen Leute Band 10: Land der Oliven und Zitronen
Historical Fiction„Land der Oliven und Zitronen" ist der 10. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute". Im Winter 1973 wird Tom von Melinda, einer Ex-Agentin des DDR-Staatsicherheitsdienstes, entführt. Während Toms Freunde, angeführt von Nikos, versuchen, ihn zu re...