Kapitel 18

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Joshua wartete bereits vor dem Bürogebäude. "Wie ist es gelaufen?", erkundigte er sich, als Alice auf ihn zukam. "Sehr gut", grinste sie, „ich hab ihm gesagt, dass er ein arrogantes Arschloch ist, das in der Hölle schmoren soll." Sehr gut", lachte er," und was hast du jetzt vor?" "Ich würde gerne in meine ehemalige Wohnung wenn es okay ist", sagte sie und spielte nervös mit ihren Händen. "Alles klar. Aber vorher soll sich ein Arzt deinen Kopf anschauen. Keine Diskussion", befahl er streng.

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mal herkommen würde", seufzte Alice, als sie das Appartement öffnete. "Beeilen wir uns, der Doktor hat gesagt, du sollst dich ausruhen", brummte Joshua und blickte aus dem Fenster," hol was du brauchst und dann ab nach Hause." Alice hob die Augenbraue. Der Arzt hatte ihr zwar eine leichte Gehirnerschütterung diagnostiziert, aber keine Bettruhe verordnet und Joshua war darüber alles andere als glücklich. Sie betrat ihr ehemaliges Zimmer und wurde wehmütig. Es war ihr erstes Zuhause in New York gewesen, der erste Ort an dem sie sich daheim gefühlt hatte. Sie erinnerte sich an all die Abende, die sie und Lucy hier zusammen vor dem Fernseher verbracht hatten, an denen sie miteinander über alles mögliche geredet hatten. Auch wenn sich im Nachhinein alles als Lüge herausgestellt hatte, war es doch eine schöne Zeit gewesen. Erinnerungen an die letzten Augenblicke im Wald kamen ihr in den Sinn. Sie dachte an Lucys letzte Worte und wie das Leben aus ihren Augen wich. Alice zitterte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Es wird besser", sagte Joshua, der angelehnt in der Tür  stand. "Ich weiß nicht was du meinst", entgegnete Alice und begann ihre Tasche zu packen. "Elliot hat sich die Leiche angesehen, Ally", seufzte Joshua," du kannst mich nicht anlügen." Alice hielt inne und zögerte bevor sie etwas sagte. "Wie kannst du damit leben? Menschen umzubringen, meine ich", flüsterte sie," es frisst mich auf." Joshua stieß sich vom Türrahmen ab. "Die Welt in die ich geboren wurde ist grausam und dunkel. Ich kannte es von klein auf nicht anders und ich habe mit der Zeit gelernt, wie ich meine Seele abschotten und mein Herz schützen kann. Aber ich habe das, was du jetzt fühlst auch schon gefühlt und ich wünschte, ich hätte dir dieses brennende Schuldgefühl ersparen können", sagte er leise und umarmte sie. "Ich konnte nicht zusehen wie sie sich..", schluchzte Alice laut an seiner Brust, „und sie hat sich auch noch dafür bedankt, Joshua." "Es ist alles gut. Sie wäre so oder so gestorben in diesem Wald, völlig egal wer von euch auf den Abzug der Waffe gedrückt hätte. Auch wenn das für dich vielleicht ein schwacher Trost ist", beschwichtigte er sie. "Bei dir klingt es wie eine Heldentat, aber ich hatte solche Angst", krächzte Alice unter Tränen. "Ich weiß", erwiderte er, "ich weiß."

"Du Joshua?", murmelte Alice, als sie später im Auto saßen. "Ja?", erwiderte er fragend, ohne den Blick von der Straße abzuwenden. "Ich war heute in dem Café von Elliots Schwester", fing sie an und wurde rot," und ich dachte mir.." "Du willst, dass sie die Hochzeitstorte macht?", beendete er ihren Satz. Alice nickte. "Ich weiß, dass es nicht das wäre, was die Hochzeitsplaner sich vorstellen, aber ich will wenigstens die Chance haben etwas zu entscheiden für meine Hochzeit," erklärte sie," schließlich heirate ich nur einmal in meinem Leben." "Du kannst entscheiden was du willst," warf er ein ,"klar müssen wir gewisse Rahmenbedingungen einhalten, aber die ganzen anderen Dinge können wir so gestalten,  wie wir es möchten. Auch wenn es eine Zweckhochzeit ist natürlich." "Ist es das denn noch?", flüsterte sie kaum hörbar. Das Auto hielt an einer roten Ampel und Joshua blickte sie verwirrt an. "Was meinst du?", hakte er nach. Alice' Herz schlug schneller in ihrer Brust. "Ich glaube nicht, dass es für mich noch eine Zweckhochzeit wäre, Joshua," sagte sie zögernd," weil ich mittlerweile echte Gefühle für dich habe."

Burn me - Verbrenne michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt