Kapitel 8

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Der Sonntagmorgen beginnt trüb und regnerisch. Der Himmel ist grau, und der Regen prasselt sanft auf die Fenster meines Wohnheims. Das ungemütliche Wetter lädt nicht gerade dazu ein, sich draußen aufzuhalten, also beschließe ich, den Tag in der Stadt zu verbringen. Vielleicht kann ich ein bisschen von dem Charme entdecken, den mir die Umgebung bisher noch nicht gezeigt hat.

Am frühen Nachmittag mache ich mich auf den Weg zu einem nahegelegenen Flohmarkt, von dem ich gehört habe, dass er an Wochenenden stattfindet. Der Markt ist nicht sehr groß, aber er scheint mir der perfekte Ort zu sein, um ein bisschen durch Antiquitäten und Kuriositäten zu stöbern. Das leichte Nieselregen sorgt dafür, dass die Stände und Tische unter provisorischen Überdachungen stehen, die einen regenfreien Einkauf ermöglichen.

Der Flohmarkt ist lebhaft, mit vielen Ständen, die eine Mischung aus alten Möbeln, Vintage-Kleidung, alten Schallplatten und allerlei anderen Gegenständen anbieten. Die Atmosphäre ist entspannt, und ich genieße es, durch die Stände zu schlendern und nach etwas Interessantem zu suchen. Der Geruch von frischem Kaffee und Gebäck, der aus einem kleinen Café am Rande des Marktes herüberweht, macht das Ambiente noch einladender.

Ich entdecke einige interessante Stücke und kaufe ein paar alte Bücher, die ich später noch durchsehen möchte. Beim Durchstöbern eines Stands mit antiken Fotografien bleibe ich plötzlich stehen, als ich eine Person in der Nähe erkenne, die mir vertraut vorkommt. Es dauert einen Moment, bis ich den Gedanken vollständig erfassen kann.

Ryan steht am gegenüberliegenden Ende des Standes und betrachtet einige alte Postkarten. Er hat eine Lederjacke und eine bequeme Jeans an und wirkt in diesem Casual-Look fast entspannt, was einen Kontrast zu der formellen Kleidung aus unserer Highschool-Zeit darstellt. Seine Anwesenheit hier, in diesem ganz anderen Teil der Stadt, überrascht mich.

Ich versuche, meine Überraschung zu verbergen, während ich den Stand weiter inspiziere. Als ich ein paar alte Schallplatten entdecke, versuche ich, mich auf diese zu konzentrieren, doch der Gedanke an Ryan lässt sich nicht abschütteln. Schließlich drehe ich mich wieder um, um einen besseren Blick auf ihn zu werfen, und stelle fest, dass er sich in meine Richtung bewegt. Unsere Blicke treffen sich.

„Emma?“ sagt Ryan überrascht, als er mich entdeckt.

„Ryan,“ antworte ich und versuche, meine Verwirrung zu kaschieren. „Was machst du hier?“

„Ich dachte, ich schaue mir den Flohmarkt an,“ erklärt er und zuckt leicht mit den Schultern. „Ich habe gehört, dass es hier einige interessante Sachen geben soll.“

„Ich auch,“ sage ich und versuche, mich zu entspannen. „Es ist erstaunlich, was man hier alles finden kann.“

„Ja, auf jeden Fall,“ stimmt Ryan zu. „Ich habe schon ein paar interessante Dinge gesehen.“

Ein kurzes, unbeholfenes Schweigen folgt, während wir uns unsicher ansehen. Die Begegnung fühlt sich seltsam an, da sie in einem so unverhofften Kontext stattfindet. Die Leichtigkeit, mit der wir uns einst unterhielten, ist jetzt von einer unvermeidlichen Spannung durchzogen.

„Wie läuft es bei dir?“ frage ich schließlich, um das Gespräch am Laufen zu halten.

„Ganz gut,“ sagt Ryan. „Es ist viel zu tun, aber ich komme zurecht. Und bei dir?“

„Auch gut,“ sage ich und versuche, die Konversation aufrechtzuerhalten. „Ich genieße die Stadt und die kleinen Entdeckungen, die ich hier mache.“

„Das klingt schön,“ sagt Ryan. „Es ist wichtig, sich auch mal Zeit für solche Sachen zu nehmen.“

Wir stehen einige Momente nebeneinander und schauen uns die Stände an. Die Unterhaltung ist höflich, aber es gibt eine spürbare Distanz zwischen uns. Der Gedanke an die Vergangenheit schwebt zwischen uns, und wir beide wissen, dass es keine einfache Lösung für die Fragen gibt, die unsere Beziehung belastet haben.

„Ich wollte eigentlich noch ein bisschen weitergehen,“ sage ich schließlich. „Vielleicht sehe ich dich später noch einmal, wenn wir uns hier wiedersehen.“

„Ja, vielleicht,“ sagt Ryan. „Ich werde noch ein wenig bleiben und weiterschauen.“

Wir nicken uns höflich zu, und ich beginne, mich von ihm zu entfernen. Während ich durch den Flohmarkt schlendere, fühle ich mich nachdenklich und etwas bedrückt. Die Begegnung hat mir klar gemacht, dass, obwohl wir uns in einer neuen Umgebung wiederfinden, die Probleme aus der Vergangenheit immer noch präsent sind.

Als ich den Flohmarkt verlasse und in den Regen hinausgehe, merke ich, wie die trübe Stimmung des Wetters meinen Gemütszustand widerspiegelt. Die Erinnerungen an Ryan und die unerledigten Fragen der Vergangenheit lassen mich nicht los. Ich beschließe, noch einen kurzen Spaziergang durch die Stadt zu machen, um meinen Kopf frei zu bekommen.

Die Stadt sieht bei diesem Wetter melancholisch aus, mit den nassen Straßen und den von den Schirmen der Passanten reflektierten Lichtern. Ich genieße den Moment der Ruhe und versuche, die Gedanken an Ryan zu sortieren. Die Begegnung hat alte Wunden geöffnet, und ich muss herausfinden, wie ich damit umgehen soll.

Am Abend kehre ich in mein Wohnheimzimmer zurück, und die Gedanken an den Tag, an Ryan und an unsere unvollendete Geschichte begleiten mich. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und beginne, in mein Notizbuch zu schreiben. Die Erinnerungen und die Emotionen, die die Begegnung ausgelöst hat, werden zu einem Teil meiner Reflexion über die vergangene Zeit und die Veränderungen, die ich durchlebt habe.

Bevor ich schlafen gehe, blicke ich aus dem Fenster auf die Lichter der Stadt, die im Regen funkeln. Die Gedanken an Ryan sind noch immer präsent, aber ich versuche, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die neue Umgebung bietet mir Chancen und Herausforderungen, und ich bin bereit, mich diesen zu stellen, während ich weiterhin versuche, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und mich auf die Zukunft zu konzentrieren.

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