Kapitel 42

0 0 0
                                        


Die Stunden waren vergangen, und die trüben Gedanken, die mich den ganzen Tag begleitet hatten, wurden nur noch schwerer, als ich mich der Flasche Wein hingab. Der Alkohol schien die einzige Möglichkeit zu sein, den schmerzhaften Gedanken zu entkommen, doch je mehr ich trank, desto verschwommener wurden die Grenzen zwischen dem, was ich fühlte, und dem, was ich tatsächlich sagen konnte.

Der Wein war jetzt fast leer, und die Dunkelheit der Nacht umhüllte mich wie ein undurchdringlicher Schleier. Der Schmerz über den Verlust meiner Mutter war in jedem Atemzug spürbar, und ich fand keinen Trost in den Erinnerungen, die mich ständig quälten. Die Einsamkeit fühlte sich erdrückend an, und ich war völlig verloren in einem Ozean aus Traurigkeit.

Als ich mich auf dem Sofa zusammengerollt hatte, packte mich ein plötzliches Verlangen nach Verbindung. Meine Gedanken waren wirr und chaotisch, und der Alkohol trübte meine Wahrnehmung weiter. Mit zitternden Händen griff ich nach meinem Handy und wählte Ryans Nummer. Die Anrufe liefen mir wie durch einen Schleier, und ich war mir nicht sicher, ob ich ihn überhaupt erreichen konnte.

Der Anruf ging durch, und ich hörte Ryans Stimme am anderen Ende, müde und besorgt. „Emma? Was ist los?“

„Ryan… ich kann das nicht mehr ertragen“, schluchzte ich, meine Stimme war brüchig und wackelig. „Alles hier… alles erinnert mich an sie. Es ist einfach zu viel.“

„Emma, beruhige dich bitte“, versuchte Ryan, seine Stimme beruhigend und sanft. „Ich bin hier, um dir zu helfen. Was ist passiert?“

„Ich fühle mich so allein“, sagte ich, während sich die Tränen unkontrolliert in meinen Augen stauten. „Ich dachte, ich könnte es alleine schaffen, aber jetzt… jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Der Schmerz ist so groß. Ich kann nicht… ich kann nicht mehr atmen.“

„Es wird alles gut“, sagte Ryan, aber seine Stimme klang angespannt, als ob er die Schwere meines Schmerzes spürte. „Du musst dich nicht alleine fühlen. Ich bin hier, egal was passiert.“

„Aber du bist nicht wirklich hier“, sagte ich, die Worte kamen in einem fast verzweifelten Flüstern heraus. „Ich wollte nicht, dass du mir hilfst, aber jetzt… ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll. Es ist einfach zu viel.“

„Ich wünschte, ich könnte bei dir sein“, sagte Ryan mit einem Ton, der voller Besorgnis und Frustration war. „Du musst wissen, dass es okay ist, sich so zu fühlen. Es ist okay, Hilfe zu brauchen. Du musst das nicht alleine durchstehen.“

Die Worte stachen wie Nadelstiche in mein Herz. Die Tränen liefen noch schneller, und ich konnte kaum noch zwischen den Gedanken unterscheiden, die mich quälten. „Es ist so dunkel“, schluchzte ich. „Ich sehe keinen Ausweg aus diesem Schmerz. Alles hier erinnert mich an sie, und ich fühle mich wie in einem endlosen Loch gefangen.“

„Emma, hör mir zu“, sagte Ryan, und ich konnte die Dringlichkeit in seiner Stimme hören. „Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Du musst einfach nur versuchen, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Ich werde alles tun, um dir zu helfen. Du musst nicht alleine durch diese Nacht gehen.“

„Ich weiß nicht, ob ich das kann“, sagte ich, und die Verzweiflung ließ meine Stimme brechen. „Ich fühle mich so verloren und leer. Der Wein macht es nur schlimmer, und ich kann nicht aufhören zu weinen. Es fühlt sich an, als würde ich mich selbst zerstören.“

„Das ist nicht der Weg“, sagte Ryan eindringlich. „Bitte, versuche ruhig zu bleiben. Ich werde jetzt kommen. Ich werde alles tun, um sicherzustellen, dass du nicht alleine bist. Halte durch, Emma. Ich bin gleich bei dir.“

Die Vorstellung, dass Ryan sich so sehr um mich sorgte und bereit war, mir beizustehen, war ein schwacher Lichtblick in meiner verzweifelten Dunkelheit. „Danke, Ryan“, flüsterte ich, während die Tränen nicht aufhörten. „Ich kann es nicht glauben, dass du das tust.“

„Ich werde immer für dich da sein“, sagte Ryan. „Bleib am Telefon, und ich werde so schnell wie möglich bei dir sein.“

Das Gespräch endete, und ich sank erschöpft auf das Sofa, während die Tränen noch immer über mein Gesicht liefen. Die Dunkelheit der Nacht schien sich noch dichter zusammenzuziehen, doch die Vorstellung, dass Ryan bald hier sein würde, bot mir einen kleinen Funken Hoffnung.

Ich versuchte, mich zu beruhigen, aber der Schmerz war immer noch allgegenwärtig. Der Gedanke daran, dass jemand bereit war, alles zu tun, um mir zu helfen, bot mir eine winzige Möglichkeit der Erlösung, die ich in diesem Moment dringend benötigte. Der Weg zur Heilung war noch lang, aber die Aussicht, nicht ganz allein zu sein, ließ mich ein wenig aufatmen.

Der Abend verging in langsamen, schmerzhaften Minuten, während ich versuchte, mich zu sammeln. Als ich schließlich die Tür hörte, wusste ich, dass Ryan angekommen war. In der Dunkelheit, die mich so lange gefangen gehalten hatte, gab es einen Lichtstrahl der Hoffnung.

second chance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt