Die Woche beginnt mit einer gewissen Normalität. Die Vorlesungen laufen wie gewohnt, und die täglichen Aufgaben füllen meinen Tag. Die Gedanken an Ryan sind zwar noch präsent, aber ich habe mich damit abgefunden, dass es Zeit braucht, um diese alten Wunden zu heilen. Die Gespräche und die Zeit, die ich mit Sarah verbracht habe, haben mir geholfen, eine gewisse Gelassenheit zu finden.Eines Mittwochnachmittags beschließe ich, nach einer langen Vorlesung ein wenig in der Stadt spazieren zu gehen. Der Herbst hat die Stadt in warme Farben getaucht, und die frische Luft ist eine willkommene Abwechslung von der stickigen Atmosphäre in den Bibliotheken und Klassenzimmern. Es ist ein klarer Tag, und ich genieße es, durch die Straßen zu schlendern und einfach nur die Umgebung auf mich wirken zu lassen.
Während ich an einem kleinen Buchladen vorbeikomme, fällt mir ein, dass ich schon lange kein neues Buch mehr gekauft habe. Der Gedanke, mich in ein neues Buch zu vertiefen, klingt verlockend, also beschließe ich, den Laden zu betreten.
Der Buchladen ist klein, aber gemütlich. Die Regale sind voll von Büchern, und die Atmosphäre ist ruhig und einladend. Ich schlendere durch die Gänge und lasse meine Augen über die Titel gleiten. Es gibt viele Bücher, die mein Interesse wecken, und ich bin gerade dabei, mich in eine Auswahl von Romanen zu vertiefen, als ich plötzlich die Stimme von Ryan höre.
„Emma?“
Ich drehe mich überrascht um und sehe Ryan am anderen Ende des Ganges stehen. Er sieht mich mit einem gemischten Ausdruck von Überraschung und Nervosität an. Sein Gesicht ist immer noch ein wenig erschöpft von den letzten Tagen, und es scheint, als hätte er auch einen langen Tag hinter sich.
„Ryan,“ sage ich und versuche, meine Überraschung zu verbergen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich hier treffe.“
„Ich wollte einfach mal in Ruhe stöbern,“ erklärt Ryan und lächelt schwach. „Ich brauchte eine Auszeit von allem.“
„Das kann ich verstehen,“ sage ich und lächle zurück. „Ich war einfach auf der Suche nach etwas Neuem zum Lesen.“
„Klingt gut,“ sagt Ryan und sieht sich um. „Hast du etwas Interessantes gefunden?“
„Noch nicht,“ sage ich und zeige auf die Regale. „Aber es gibt einige interessante Titel hier.“
Es entsteht eine kurze, unangenehme Stille. Die Situation fühlt sich merkwürdig an, da wir uns in einem völlig anderen Kontext als beim letzten Mal begegnen. Ich merke, dass Ryan ebenfalls unsicher ist, wie er das Gespräch fortsetzen soll.
„Wie geht es dir?“ fragt Ryan schließlich. „Ich hoffe, dass alles gut läuft.“
„Ja, es geht mir gut,“ sage ich und nicke. „Ich habe mich etwas erholt und versuche, meinen Alltag zu leben.“
„Das ist gut zu hören,“ sagt Ryan und nickt. „Ich hoffe, du findest etwas Interessantes hier.“
„Das hoffe ich auch,“ sage ich und schaue mich wieder nach den Büchern um.
Ryan bleibt eine Weile in der Nähe und wir unterhalten uns über einige der Bücher, die wir interessant finden. Das Gespräch ist höflich und ein wenig steif, aber es fühlt sich irgendwie normaler an, als ich erwartet habe. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns in einer neutralen Umgebung befinden, wo die Emotionen der letzten Begegnung nicht so präsent sind.
„Ich habe über das letzte Gespräch nachgedacht,“ sagt Ryan schließlich. „Es war viel, was wir besprochen haben, und ich hoffe, dass wir irgendwann einen Weg finden, das alles besser zu verstehen.“
„Ich hoffe es auch,“ antworte ich. „Es ist einfach ein komplexes Thema, und es braucht Zeit, um alles zu verarbeiten.“
„Ja, das stimmt,“ sagt Ryan und schaut auf seine Uhr. „Ich sollte jetzt wohl langsam weiter. Ich wollte nur kurz vorbeischauen und sehen, wie es dir geht.“
„Ich verstehe,“ sage ich. „Ich werde hier noch ein wenig stöbern. Vielleicht finde ich ja tatsächlich das Buch, das ich suche.“
Ryan nickt und verabschiedet sich höflich. „Es war gut, dich zu sehen. Vielleicht treffen wir uns bald wieder.“
„Ja, vielleicht,“ sage ich und lächle.
Als Ryan den Laden verlässt, fühle ich eine Mischung aus Erleichterung und Unbehagen. Die Begegnung war überraschend, aber es war auch ein kleiner Schritt, um die Distanz zwischen uns abzubauen. Es gibt noch viele Fragen und ungelöste Gefühle, aber vielleicht ist es ein Anfang, dass wir uns wieder in neutralen, alltäglichen Situationen begegnen können.
Ich kehre zu den Regalen zurück und suche weiter nach dem Buch, das mich interessiert. Die Gedanken an Ryan sind noch immer präsent, aber ich versuche, mich auf den Moment zu konzentrieren und das Beste aus meinem Besuch im Buchladen zu machen.
Der Rest des Tages verläuft ruhig. Als ich nach Hause komme, verbringe ich etwas Zeit mit dem Buch, das ich gekauft habe. Die Seiten bieten mir eine willkommene Ablenkung und lassen mich die Gedanken an Ryan vorübergehend vergessen.
Später am Abend bereite ich das Abendessen vor und genieße eine ruhige Nacht. Die Begegnung mit Ryan hat mir gezeigt, dass es vielleicht möglich ist, wieder eine Art von Normalität zwischen uns herzustellen, auch wenn es noch lange dauern wird, bis wir die volle Klarheit über unsere Beziehung finden. Der Weg ist noch weit, aber ich bin bereit, ihn zu gehen, Schritt für Schritt.

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second chance
RomanceEmma und Ryan waren einst unzertrennlich, bis ein schmerzhaftes Missverständnis ihre junge Liebe zerstörte. Drei Jahre später treffen sie sich unerwartet an der Universität wieder. Alte Wunden und Gefühle brechen auf, während sie versuchen, ihre Ver...