Kapitel 32

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Der Regen trommelte leise gegen die Fensterscheibe meines Zimmers, als ich mich auf mein Bett setzte und in Gedanken versank. Die letzten Tage waren ein emotionales Chaos gewesen, mit viel mehr Fragen als Antworten. Ich hatte gehofft, dass Ryans Geständnis über die Ereignisse von damals mir Klarheit bringen würde, aber stattdessen hatte es nur weitere Unsicherheiten aufgeworfen.

„Er hat gesagt, dass es ein Missverständnis war,“ murmele ich leise vor mich hin, „aber warum fühle ich mich dann immer noch so verloren?“

Der Gedanke an Ryan lässt mein Herz schwer werden. Er war damals ein so großer Teil meines Lebens, und obwohl wir beide versucht hatten, weiterzumachen, hat uns die Vergangenheit nie wirklich losgelassen. Ich kann das Gewicht der Jahre, die uns auseinandergetrieben haben, immer noch spüren.

Ein leises Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Es ist Mia, die mit einem Lächeln im Gesicht hereinkommt. „Hey, ich habe uns etwas Schokolade besorgt. Dachte, wir könnten es uns gemütlich machen und reden.“

Ich nicke dankbar und rücke zur Seite, damit sie sich zu mir setzen kann. „Danke, Mia. Du bist die Beste.“

Sie reicht mir eine Tafel Schokolade und wir machen es uns gemütlich, während der Regen draußen stärker wird. „Also, wie geht es dir? Und ich meine, wirklich.“

Ich seufze und schaue sie an. „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Alles fühlt sich so... kompliziert an. Ryan hat mir gesagt, was damals wirklich passiert ist, aber ich weiß nicht, ob ich ihm wirklich verzeihen kann. Oder ob ich das überhaupt will.“

Mia nickt verständnisvoll. „Es ist in Ordnung, sich so zu fühlen. Du hast das Recht, Zeit zu brauchen, um all das zu verarbeiten. Niemand erwartet, dass du sofort eine Entscheidung triffst.“

„Ich weiß,“ antworte ich leise. „Aber es fühlt sich so an, als ob die Zeit gegen mich arbeitet. Als ob ich endlich einen Schlussstrich ziehen muss, um weiterzukommen.“

„Das musst du nicht überstürzen,“ sagt Mia sanft. „Du hast alles Recht der Welt, dir die Zeit zu nehmen, die du brauchst.“

Ich nicke, auch wenn die Unsicherheit bleibt. Es ist schwer, alte Wunden zu heilen, besonders wenn sie so tief gehen wie die zwischen Ryan und mir. Die Stille zwischen uns füllt sich mit den Geräuschen des Regens, und für einen Moment fühle ich mich ein wenig leichter, einfach nur hier zu sitzen und zu reden.

Nach einer Weile spricht Mia wieder, diesmal mit einem schelmischen Lächeln. „Also, ich habe gehört, dass am Wochenende eine große Party in der Stadt stattfinden soll. Wie wäre es, wenn wir hingehen? Es wäre eine gute Ablenkung.“

Ich lache leise. „Du meinst, wir sollten uns betrinken und für einen Abend alle Probleme vergessen?“

„Genau,“ sagt sie grinsend. „Manchmal ist das genau das, was man braucht.“

„Vielleicht hast du recht,“ stimme ich zu und nehme einen Bissen von der Schokolade. „Es wäre schön, einfach mal den Kopf freizubekommen.“

Mia lächelt und legt ihren Arm um mich. „Das ist der Geist! Und wer weiß, vielleicht wird es sogar lustig.“

Wir verbringen den Rest des Abends damit, Pläne für die Party zu schmieden und uns über alles Mögliche zu unterhalten. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mich wirklich ein wenig befreit fühle. Doch auch wenn die Ablenkung willkommen ist, spüre ich immer noch das Gewicht meiner Gefühle für Ryan.

Als Mia schließlich geht und ich alleine im Zimmer zurückbleibe, holt mich die Realität wieder ein. Der Gedanke, ihn auf der Party zu sehen, macht mich nervös. Ich weiß, dass ich ihm irgendwann wieder begegnen werde – diese Stadt ist nicht groß genug, um ihm für immer aus dem Weg zu gehen. Aber bin ich bereit dafür?

Ich lege mich ins Bett und starre an die Decke. Der Regen hat nachgelassen, aber das Dröhnen der Tropfen in meinem Kopf bleibt bestehen. Ich schließe die Augen und versuche, an nichts zu denken, doch Ryans Gesicht schleicht sich immer wieder in meine Gedanken.

Vielleicht ist das, was ich brauche, nicht Ablenkung, sondern eine Entscheidung. Aber wie trifft man eine Entscheidung, wenn man noch nicht einmal weiß, was man wirklich will?

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