Kapitel 40

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Der Dienstagmorgen begann grau und regnerisch, und die Stadt schien unter einer dichten Nebelschicht zu liegen. Ich erwachte früh, mein Kopf war noch schwer von den Ereignissen der letzten Nacht. Die Worte, die Ryan und ich ausgetauscht hatten, hallten immer noch in meinem Kopf wider, und ich war unsicher, wie ich mit all dem umgehen sollte. Der Regen prasselte gegen mein Fenster und verstärkte mein Gefühl der Melancholie.

Nachdem ich mich langsam aus dem Bett geschält hatte, bereitete ich mir einen starken Kaffee zu und setzte mich an den Schreibtisch. Die Gedanken der vergangenen Tage hatten meine Konzentration auf das Studium beeinträchtigt, und ich wusste, dass ich dringend etwas Ordnung in meine Gedanken bringen musste. Die Bücher und Notizen lagen vor mir, doch mein Geist schweifte immer wieder ab. Das Gespräch mit Ryan war wie ein unvollendetes Kapitel, das sich nicht so leicht schließen ließ.

Während ich versuchte, mich auf mein Lernen zu konzentrieren, klingelte mein Handy. Es war eine Nachricht von Mia, die fragte, ob ich Lust auf eine gemeinsame Studien-Session hätte. Die Idee, einen Teil des Tages mit Mia zu verbringen, kam mir wie eine willkommene Ablenkung vor, also stimmte ich zu.

Kurze Zeit später trafen wir uns in der Bibliothek, die nun wesentlich geschäftiger war als am Vortag. Mia schien die gleiche Unruhe zu spüren wie ich und brachte sofort das Thema auf, das uns beide beschäftigte.

„Wie geht es dir wirklich?“ fragte sie, während wir uns einen ruhigen Platz suchten. „Ich habe das Gefühl, dass etwas nicht stimmt.“

„Es ist kompliziert,“ antwortete ich und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. „Ich hatte gestern Abend ein sehr intensives Gespräch mit Ryan. Es war... emotional. Wir haben über das Gerücht gesprochen, das damals alles durcheinandergebracht hat.“

Mia hörte aufmerksam zu, während ich den Rest der Geschichte erzählte, die uns beide betraf. Ihre Miene wurde ernst, und ich konnte sehen, wie sehr sie sich um mich sorgte. „Es tut mir leid, dass du durch so etwas gehen musstest,“ sagte sie schließlich. „Ich hoffe, dass dieses Gespräch dir wenigstens etwas Klarheit gebracht hat.“

„Ja, ein wenig,“ sagte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, wie ich das Gespräch mit Ryan in meinen Alltag integrieren sollte. „Es war wichtig, dass wir darüber gesprochen haben, aber ich weiß nicht, wie es weitergeht.“

Wir verbrachten den Rest des Vormittags damit, gemeinsam zu lernen, und die Ablenkung half mir, meine Gedanken ein wenig zu ordnen. Es war beruhigend, sich in der Gesellschaft einer guten Freundin zu befinden, und ich konnte einen Teil der emotionalen Last ablegen, die ich seit Tagen mit mir herumgetragen hatte.

Am Nachmittag hatten wir eine kurze Pause und beschlossen, in ein nahegelegenes Café zu gehen. Während wir uns bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen entspannten, kamen wir erneut auf das Thema Ryan zu sprechen.

„Hast du darüber nachgedacht, wie du weitermachen willst?“ fragte Mia. „Ich meine, wie es mit euch weitergeht?“

„Es ist schwer zu sagen,“ antwortete ich und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. „Ich denke, es wird Zeit brauchen, um alles zu verarbeiten. Vielleicht brauchen wir einfach Zeit, um uns neu zu orientieren und herauszufinden, wie wir miteinander umgehen können.“

„Das klingt vernünftig,“ sagte Mia und nickte. „Es ist wichtig, dass du dir die Zeit nimmst, die du brauchst. Und ich denke, du solltest dich auch nicht unter Druck setzen lassen, schnell eine Lösung zu finden.“

Der Nachmittag verging schnell, und bald war es Zeit, sich auf den Weg zurück zum Wohnheim zu machen. Während ich durch die Straßen schlenderte, versuchte ich, die Gedanken an Ryan beiseite zu schieben und mich auf die anstehenden Aufgaben zu konzentrieren.

Der Abend kam und ich entschloss mich, eine kleine Joggingrunde im Park zu machen, um den Kopf freizubekommen. Der Regen hatte aufgehört, und die frische Luft tat gut. Während ich durch den Park lief, spürte ich, wie die körperliche Betätigung ein wenig Klarheit in meine Gedanken brachte.

Als ich durch die schattigen Wege joggte, erblickte ich aus dem Augenwinkel eine Gestalt, die mir vertraut vorkam. Ryan stand am Rande des Parks, die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben. Sein Gesicht war von den letzten Tagen gezeichnet, und es war offensichtlich, dass auch er Schwierigkeiten hatte, alles zu verarbeiten.

Als ich näher kam, hielt ich an und sah ihn an. „Ryan,“ sagte ich, meine Stimme war fest, aber ruhig. „Wie geht es dir?“

„Emma,“ sagte er und wandte sich mir zu. „Ich wollte nicht, dass wir uns so begegnen. Ich wollte dich nicht stören.“

„Du störst mich nicht,“ erwiderte ich. „Es ist einfach, dass wir uns hier sehen, und ich wollte, dass du weißt, dass ich darüber nachgedacht habe, was wir besprochen haben.“

Ryan nickte und schien erleichtert. „Ich wollte nur sicherstellen, dass wir uns nicht unter Druck setzen. Ich weiß, dass es Zeit braucht, und ich will nicht, dass du dich gezwungen fühlst, eine Entscheidung sofort zu treffen.“

„Das weiß ich,“ sagte ich. „Ich bin mir bewusst, dass es ein langer Prozess sein wird, aber ich bin bereit, ihn anzugehen. Es gibt noch viele Dinge, die wir klären müssen, und ich denke, es ist wichtig, dass wir uns die Zeit nehmen, die wir brauchen.“

Wir standen eine Weile schweigend da, der Park um uns herum war still und friedlich. Es war eine der wenigen Zeiten, in denen die Welt um uns herum einfach nur ruhig war und wir in unseren eigenen Gedanken verloren waren.

„Ich wollte dir nur sagen, dass ich wirklich froh bin, dass wir wieder miteinander sprechen können,“ sagte Ryan schließlich. „Es bedeutet mir viel, dass wir versuchen, die Dinge in Ordnung zu bringen.“

„Mir auch,“ erwiderte ich und lächelte schwach. „Ich hoffe, dass wir es schaffen, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und einen Weg zu finden, wie wir mit dieser neuen Realität umgehen können.“

Als wir uns verabschiedeten und in verschiedene Richtungen gingen, fühlte ich eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Unsicherheit. Es war klar, dass wir beide noch einen langen Weg vor uns hatten, aber der Abend hatte mir gezeigt, dass es immer noch Hoffnung auf Verständigung und möglicherweise auf eine neue Beziehung gab.

Der Weg zurück zum Wohnheim war ruhig, und ich dachte über das Gespräch nach. Es war ein wichtiger Schritt gewesen, aber ich wusste, dass es nur der Anfang war. Die Reise zu innerer Ruhe und einem Neuanfang würde Zeit und Geduld erfordern, aber ich war entschlossen, mich den Herausforderungen zu stellen und die kommenden Tage mit einem offenen Herzen zu beginnen.

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