Kapitel 43

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Die Nacht war dunkel und die Uhr tickte langsam, während ich in der Stille des Raumes verharrte. Der Schmerz hatte sich wie ein schwerer Mantel um mich gelegt, und die Erinnerungen an meine Mutter wurden durch die Alkoholbenebelung nur noch schmerzhafter. Die Gedanken wirbelten wirr durch meinen Kopf, und ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.

Plötzlich hörte ich ein Klopfen an der Tür. Der Klang war leise, aber eindeutig, und er ließ mein Herz schneller schlagen. Ich wischte mir hastig die Tränen ab und versuchte, den Trubel der letzten Minuten zu verbergen. Die Tür öffnete sich langsam, und Ryan trat ein, seine Gestalt von der schwachen Beleuchtung im Flur gespenstisch beleuchtet.

„Emma?“ fragte Ryan leise, als er den Raum betrat. Seine Stimme war sanft, aber auch von Sorge durchzogen.

„Ryan“, sagte ich, als ich ihn sah. Meine Stimme klang rau und gebrochen, und die Tränen setzten wieder ein. „Es tut mir leid, dass ich dich so spät gerufen habe.“

„Das ist kein Problem“, sagte Ryan und ging auf mich zu. Er setzte sich behutsam neben mich auf das Sofa. „Ich bin froh, dass ich hier sein kann. Du musst wissen, dass du nicht allein bist.“

Er nahm meine Hand, und ich spürte die Wärme seiner Berührung, die sich wie eine beruhigende Präsenz anfühlte. Die Verzweiflung, die mich ergriffen hatte, ließ mich kaum noch klar denken, aber die Nähe und Unterstützung, die Ryan bot, gaben mir einen kleinen Moment des Trostes.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll“, sagte ich, während ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub. „Der Schmerz ist so überwältigend. Ich fühle mich, als ob ich in einem endlosen Loch feststecke.“

„Es ist okay, sich so zu fühlen“, sagte Ryan, seine Stimme beruhigend und sanft. „Der Verlust deiner Mutter ist unvorstellbar schwer, und es ist in Ordnung, wenn du nicht sofort weißt, wie du damit umgehen sollst. Es braucht Zeit, und es ist in Ordnung, sich traurig zu fühlen.“

„Es tut mir leid, dass ich dich so belastet habe“, sagte ich, meine Stimme zitternd. „Ich wollte nicht, dass du dich um mich sorgst, aber ich wusste einfach nicht, wohin ich gehen soll.“

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen“, sagte Ryan. „Es ist meine Aufgabe, für dich da zu sein, wenn du mich brauchst. Du hast mir gezeigt, wie stark du bist, indem du dich in dieser schweren Zeit an mich gewandt hast. Ich bin hier, um dir zu helfen, nicht um dir Vorwürfe zu machen.“

Ich blickte auf und sah in Ryans Augen, die voller Verständnis und Mitgefühl waren. Die Gewissheit, dass jemand so tief für mich fühlte und bereit war, mir beizustehen, half mir, einen Moment des Friedens zu finden. Auch wenn die Dunkelheit noch nicht vollständig verschwunden war, fühlte ich mich ein wenig weniger allein.

„Ich weiß nicht, wie ich mich jemals wieder erholen soll“, sagte ich leise. „Es fühlt sich an, als ob der Schmerz nie enden wird.“

„Es wird dauern, aber es wird besser“, sagte Ryan. „Es gibt keinen festen Zeitplan für die Heilung, und es wird Rückschläge geben. Aber du wirst irgendwann wieder Freude finden, auch wenn es im Moment schwer vorstellbar ist.“

Ryan nahm meine Hand fester und zog mich in eine Umarmung. Die Umarmung war wie ein sicherer Hafen in einem Sturm, und ich ließ mich in seinen Armen fallen. Der Trost und die Sicherheit, die seine Nähe bot, waren wie ein kleiner Lichtstrahl in der Dunkelheit.

„Ich werde nicht gehen“, sagte Ryan. „Ich werde hier bleiben, so lange du mich brauchst. Wir können zusammen durch diese schwere Zeit gehen, und ich werde dir helfen, Schritt für Schritt wieder ins Licht zu finden.“

Die Worte halfen mir, den Kloß in meiner Kehle zu lösen und die Tränen freizulassen, die ich so lange zurückgehalten hatte. Es war eine Art cathartische Entladung, die mich für einen Moment erleichterte, auch wenn der Schmerz noch immer tief war.

Wir saßen eine lange Zeit in Stille zusammen, und ich spürte, wie sich die Dunkelheit um uns herum allmählich aufhellte. Ryans Gegenwart war ein unsichtbarer Faden, der mich aus dem Chaos zog und mir half, mich wieder etwas mehr zu sammeln.

Die Nacht verging langsam, und während ich mich in Ryans Umarmung geborgen fühlte, wusste ich, dass ich den ersten Schritt gemacht hatte, um wieder zu mir selbst zu finden. Es war ein langer und schwieriger Weg, aber ich war bereit, ihn zu gehen – und ich wusste, dass ich nicht allein sein würde.

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