Kapitel 41

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Der Donnerstagmorgen begann grau und trüb, wie eine Vorahnung dessen, was noch kommen sollte. Der Nebel, der über dem Campus lag, schien die düstere Stimmung des Tages widerzuspiegeln. Der Unterricht lief wie in Zeitlupe, jede Minute zog sich endlos hin. Meine Gedanken waren wirbelnd und chaotisch, gefangen zwischen der Erinnerung an das Gespräch mit Ryan und dem drohenden Unheil.

Plötzlich klopfte es an der Klassenzimmertür. Der Professor hielt den Vortrag an und öffnete die Tür. Ein Mitarbeiter des Sekretariats trat ein, und sein ernster Blick ließ mein Herz schneller schlagen. „Frau Parker, bitte kommen Sie sofort mit. Der Direktor möchte Sie sehen.“

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Der Ausdruck des Mitarbeiters war besorgt, und ich konnte nicht ahnen, was diese dringliche Nachricht bedeutete. Zitternd erhob ich mich, ließ meinen Stuhl zurückschwenken und folgte ihm aus dem Klassenzimmer. Jeder Schritt auf dem Flur fühlte sich schwer an, als ob ich durch eine schleichende Traurigkeit wate.

Als wir das Büro des Direktors erreichten, klopfte der Mitarbeiter an die Tür und öffnete sie. Herr Thompson, der Direktor, nickte mir zu, und ich trat ein. Sein Gesichtsausdruck war ernst und mitfühlend, und ich spürte, dass etwas Unvorstellbares bevorstand.

„Emma, setzen Sie sich bitte“, sagte Herr Thompson mit einem Ton, der mir die Luft zum Atmen nahm. Ich setzte mich, und mein Herz begann wild zu rasen. „Ich habe leider eine sehr traurige Nachricht für Sie.“

„Was ist los?“ fragte ich, meine Stimme zitterte vor Angst. „Warum bin ich hierher gerufen worden?“

„Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Mutter gestern Abend verstorben ist“, sagte Herr Thompson sanft, aber seine Worte waren wie ein vernichtender Schlag. „Es war ein plötzlicher und unerwarteter Tod. Ihre Familie hat uns gebeten, Ihnen diese Nachricht zu überbringen und Ihnen zu helfen, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.“

Die Welt brach für mich zusammen. Ich starrte ihn an, unfähig, die Bedeutung seiner Worte zu erfassen. „Meine Mutter… ist tot?“ flüsterte ich, meine Stimme klang fremd und brüchig. „Wie… wie kann das sein?“

„Es ist leider wahr“, antwortete Herr Thompson mitfühlendem Blick. „Wir haben bereits einen Flug für Sie organisiert. Es wäre gut, wenn Sie sich schnell auf den Weg machen könnten. Wenn Sie Unterstützung brauchen, lassen Sie es mich bitte wissen.“

Die Realität des Verlustes traf mich wie ein unaufhörlicher Sturm. Tränen strömten aus meinen Augen, und ich kämpfte gegen das Gefühl an, dass mein Herz in tausend Stücke zerbrach. Ich versuchte, mich zusammenzureißen, konnte aber die verzweifelten Schluchzer nicht unterdrücken, die meinen Körper durchzuckten.

„Ich… ich kann das nicht glauben“, sagte ich, während ich meine Tränen abwischte. „Ich muss einfach nur weg. Ich kann nicht bleiben.“

Der Direktor half mir, den Flug zu buchen, und ich packte hastig einige persönliche Dinge zusammen. Jeder Moment, den ich damit verbrachte, mein Zimmer zu packen, schien sich wie eine Ewigkeit anzufühlen. Die Erinnerung an meine Mutter, die immer in den kleinen Details meines Lebens präsent war, machte mich wahnsinnig. Die Unvollständigkeit des Moments drückte schwer auf mir.

Als ich das Wohnheim verließ, begegnete ich Ryan in der Lobby. Er sah mich mit besorgtem Blick an. „Emma, ich habe gehört, was passiert ist“, sagte er. „Ich werde dir helfen, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Es ist wichtig, dass du jetzt nicht allein bist.“

„Das ist nicht nötig“, antwortete ich hastig, meine Stimme war rau vor Tränen. „Ich muss einfach nur gehen. Ich… ich kann jetzt nicht bleiben.“

„Bist du sicher?“, fragte Ryan, der den Schmerz in meiner Stimme hörte. „Es gibt Menschen, die dir helfen können. Du musst das nicht alleine durchstehen.“

„Es ist nicht, dass ich deine Hilfe nicht schätzen würde“, sagte ich, „aber ich muss das alleine machen. Ich kann niemandem zur Last fallen. Ich… ich muss einfach weg.“

Ryan wirkte verletzt, aber ich konnte nicht aufhören zu weinen und mich über den Verlust meiner Mutter zu schmerzen. Ich verließ das Wohnheim und machte mich auf den Weg zum Flughafen, während Ryan zurückblieb. Der Gedanke, ihn zurückzulassen, belastete mich zusätzlich, aber die Trauer war überwältigend, und ich konnte mich nicht auf irgendetwas anderes konzentrieren.

Am Flughafen wartete ich auf meinen Flug, der sich endlos hinzog. Jede Minute fühlte sich wie eine Stunde an. Die Menschen um mich herum schienen in einer anderen Welt zu leben, während ich in einem Zustand tiefster Verzweiflung gefangen war. Die Welt draußen war leer und bedeutungslos, und der Gedanke an das, was mich in den kommenden Tagen erwartete, ließ mich verzweifeln.

Der Flug war eine Reise durch den Nebel der Trauer. Als ich endlich am Zielort ankam, war es Nacht. Meine Familie wartete bereits auf mich, und ich wurde in ihre Umarmung aufgenommen. Der Verlust meiner Mutter war so erdrückend, dass ich mich wie ein Schatten fühlte, der in die Realität zurückkehrte.

Die Nächte, die darauf folgten, waren von endloser Trauer geprägt. Die Erinnerungen an meine Mutter, die Schmerzen des Verlustes – all das wurde in den kommenden Tagen nur noch intensiver. Doch die Erinnerung daran, dass Ryan mir in dieser dunklen Stunde beistehen wollte, war ein kleiner Lichtstrahl inmitten des endlosen Schmerzes.

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