Kapitel 13

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Der Mittwochmorgen erwacht in einem sanften Licht, das durch mein Fenster strömt. Der Himmel ist klar und die Luft kühl, was den Tag vielversprechend erscheinen lässt. Dennoch erwache ich mit einem Gefühl der Schwere. Die Gedanken an Ryan und die vielen unausgesprochenen Worte schwirren in meinem Kopf. Es ist seltsam, wie ein einzelnes Treffen alte Wunden aufreißen und neue Fragen aufwerfen kann. Mein Blick gleitet über die Bücher auf meinem Nachttisch, die Erinnerungen an vergangene Tage und die ungewisse Zukunft mischen sich in meinem Kopf.

Nach dem Frühstück, das ich in aller Ruhe genieße, mache ich mich auf den Weg zur Universität. Die Wege sind heute besonders lebhaft. Studierende eilen in alle Richtungen, einige in Eile, andere gemütlich plaudernd. Es ist faszinierend und zugleich beruhigend, Teil dieses hektischen Treibens zu sein. Das Geräusch von Gesprächen, Lachen und dem gelegentlichen Klingeln eines Mobiltelefons erfüllt die Luft und sorgt für eine gewisse Normalität in meinem Alltag.

Mein erster Termin des Tages ist eine Vorlesung über moderne Literatur. Die Professorin, eine dynamische Frau mit einer Leidenschaft für das Fach, hält die Vorlesung mit viel Enthusiasmus. Sie spricht über die Entwicklung der Literatur im digitalen Zeitalter, und ich finde mich in ihren Ausführungen vertieft. Doch trotz der interessanten Themen kann ich nicht verhindern, dass meine Gedanken immer wieder zu Ryan zurückkehren. Die Art, wie er sich in der Cafeteria verhalten hat, sein ruhiges Lächeln, das seine Besorgnis verbarg – all das beschäftigt mich.

Als die Vorlesung endet, gehe ich zur Bibliothek, um an unserem Gruppenprojekt weiterzuarbeiten. Die Bibliothek ist wie immer ein Ort der Konzentration und des Wissens. Die Regale sind voll mit Büchern, und der Geruch nach alten Seiten und Tinte liegt in der Luft. Die Gruppenarbeit ist produktiv, und ich schätze die Gelegenheit, mich auf unsere Aufgabe zu konzentrieren. Dennoch merke ich, wie die Gedanken an Ryan immer wieder meine Konzentration stören.

„Emma, alles in Ordnung?“ fragt Lisa, eine Kommilitonin aus der Gruppe. „Du scheinst etwas abwesend.“

„Oh, ja, es ist nur…“ beginne ich und überlege, wie ich meine Gedanken ausdrücken soll. „Ich habe einfach viel im Kopf.“

„Wenn du darüber sprechen möchtest, bin ich da,“ bietet Lisa freundlich an. „Manchmal kann es helfen, sich die Gedanken von der Seele zu reden.“

Ich lächle dankbar. „Das ist nett von dir. Ich denke, ich werde mich später mal melden, wenn es nicht besser wird.“

Die restliche Zeit in der Bibliothek vergeht schnell, und wir schaffen eine Menge Arbeit. Das Gefühl von Produktivität hilft mir, meine Gedanken ein wenig zu ordnen, aber sobald ich den Raum verlasse, kommen die Erinnerungen an Ryan wieder auf. Ich frage mich, wie es ihm wohl geht und ob er ähnliche Gedanken hat. Die Fragen bleiben unbeantwortet, und ich beschließe, mich auf den Rest des Tages zu konzentrieren.

Am Nachmittag treffe ich mich mit Sarah und einigen anderen aus der Studiengruppe in einem kleinen Café in der Nähe des Campus. Das Café ist ein beliebter Treffpunkt für Studierende und bietet eine entspannte Atmosphäre. Die Wände sind mit lokalen Kunstwerken geschmückt, und die gemütlichen Sofas und Stühle schaffen eine einladende Umgebung.

„Hey, Emma,“ ruft Sarah, als ich das Café betrete. „Komm, setz dich zu uns!“

Ich nehme Platz und bestelle einen Kaffee. Die Gruppe ist lebhaft und voller Energie. Sie sprechen über die bevorstehenden Veranstaltungen und ihre Pläne für das Wochenende. Die Gespräche sind abwechslungsreich, und ich genieße die Gesellschaft. Die Ablenkung durch die nette Gesellschaft und die Gespräche tut mir gut.

„Hast du schon von dem neuen Film gehört, der nächste Woche herauskommt?“ fragt Tom, einer der Freunde von Sarah.

„Ja, ich habe gehört, dass er echt gut sein soll,“ antworte ich und versuche, mich in die Diskussion einzubringen. „Ich überlege, ob ich mir den im Kino ansehen soll.“

„Klar, das wäre doch eine tolle Idee,“ sagt Sarah. „Vielleicht können wir eine Gruppe organisieren und zusammen hingehen.“

„Das klingt super,“ sage ich und bin froh über die Einladung. „Ich bin dabei.“

Die Gespräche und die allgemeine Atmosphäre im Café helfen mir, mich von meinen Sorgen abzulenken. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass meine Gedanken gelegentlich zu Ryan zurückkehren. Was macht er gerade? Denkt er an mich? Wie wird unser nächstes Treffen aussehen?

Nach dem Café-Besuch gehe ich in den Park, um einen weiteren Spaziergang zu machen. Der Park wirkt heute besonders friedlich, mit dem sanften Rascheln der Blätter im Wind und dem leisen Plätschern eines kleinen Brunnens. Die Natur hat eine beruhigende Wirkung auf mich, und ich genieße die ruhige Umgebung. Es ist ein willkommener Kontrast zur hektischen Atmosphäre des Campus und gibt mir die Gelegenheit, meine Gedanken zu sortieren.

Während ich durch den Park schlendere, denke ich über die letzten Tage nach. Die Begegnungen mit Ryan haben alte Emotionen und Fragen aufgeworfen, die ich nicht einfach ignorieren kann. Die Vergangenheit hat eine Art, uns in der Gegenwart zu beeinflussen, und ich frage mich, wie ich damit umgehen soll. Die Fragen nach dem „Warum“ und „Wie“ bleiben offen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin, mich ihnen zu stellen.

Gegen Abend beschließe ich, zurück ins Wohnheim zu gehen. Der Weg zurück führt mich durch die Straßen der Stadt, die nun in den goldenen Licht der untergehenden Sonne getaucht sind. Die Stadt wirkt warm und einladend, und ich genieße die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

Zurück im Wohnheim setze ich mich an meinen Schreibtisch, um meine Aufgaben für den nächsten Tag vorzubereiten. Während ich arbeite, merke ich, wie meine Gedanken immer wieder zu Ryan zurückkehren. Es ist, als ob ein unsichtbarer Faden zwischen uns besteht, der mich immer wieder zu ihm zieht. Die Emotionen, die ich empfinde, sind kompliziert und schwer zu definieren. Es gibt eine Mischung aus Sehnsucht, Unruhe und einer tiefen Unsicherheit, wie es weitergehen soll.

Ich versuche, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren, aber die Gedanken an Ryan lassen mich nicht ganz los. Wie werde ich mit den Fragen umgehen, die sich aus unserer Begegnung ergeben haben? Wie werde ich mit den Gefühlen umgehen, die mich immer wieder zu ihm zurückziehen?

Als ich schließlich ins Bett gehe, bin ich erschöpft von den Gedanken und der emotionalen Achterbahnfahrt des Tages. Die Fragen bleiben offen, aber ich bin entschlossen, mich nicht von ihnen überwältigen zu lassen. Der kommende Tag wird neue Herausforderungen und Möglichkeiten bringen, und ich hoffe, dass ich die Klarheit finden kann, die ich brauche, um mit der Situation umzugehen. In der Zwischenzeit versuche ich, mich zu entspannen und den Moment zu genießen, auch wenn die Gedanken an Ryan weiterhin in meinem Kopf spuken.

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