Kapitel 8

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Lily schlug die Augen auf. Und kniff sie gleich darauf wieder zu. Merlin, war das hell hier. Sie blinzelte ein paar Mal bis sie es schaffte die Augen ganz zu öffnen.

Sie erblickte das Dach eines Himmelbetts. Sie hatte kein Himmelbett und apropos, ihr Bett fühlte sich auch nicht so an. Ihre Matratze war eigentlich viel weicher und durchgelegener, weil sie eh nur ein paar Wochen im Jahr da war und deshalb nie eine neue besorgen wollte.

Sie hob den Kopf um sich umzuschauen, stöhnte dann aber auf. Ihr Kopf tat nicht direkt weh, aber er pochte und fühlte sich seltsam benommen an.

„Lily! Du bist wach! alles in Ordnung?“, kam da laut von rechts. Viel zu laut. Die Stimme hallte in ihrem Kopf nach. Sie kam ihr leider sehr bekannt vor. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Sie drehte ihren Kopf ein Stück zur Seite und öffnete langsam die Augen. Bitte, lass es nicht wahr sein. Sie hatte Pech. Es war wahr.

„Potter“, erwiderte sie entnervt. Er saß direkt neben ihrem Bett auf einem Stuhl. Sie hatte keine Ahnung, was passiert war und wo sie jetzt war und hoffte, dass sie nur halb so sehr nach einer viel zu verkochten Spaghetti aussah, wie sie sich fühlte und natürlich war James in genau so einem Moment vor Ort. Warum war er immer da, wenn sie am Tiefpunkt war?

Vermutlich weil man sich in Hogwarts nur schlecht aus dem Weg gehen konnte und er  die nervige Angewohnheit hatte, immer dann aus dem Nichts aufzukreuzen, wenn es gerade gar nicht passte. Besonders wenn Severus bei ihr war. Seit dem Streit in der fünften Klasse redeten die beiden zwar nicht mehr viel, aber viel zu oft, als dass es Zufall sein könnte, rannte gerade James um die Ecke und ärgerte Severus, so dass er lieber abhaute anstatt mit ihr zu reden.

Aber meistens machten Gespräche mit Severus sie mental fertig und dann war James natürlich sofort zur Stelle. Dass sie seine „Unterstützung“  in der Angelegenheit nicht wollte, kümmerte ihn nicht. Er musste vermutlich sein Ego pushen und Severus zeigen, wie überlegen er war.

Klar sah er besser aus, war beliebter, witziger, charmanter, mutiger, ein toller Quidditchspieler, demnach viel sportlicher und besser gebaut. ‚Merlin, Lily, was denkst du da? Das ist schließlich James, äh Potter‘, rief sie sich ins Gedächtnis.

Sie hatte sich in den letzten Monaten viel zu oft bei solchen Gedanken ertappt. Dabei war James Potter ein Idiot, der schon mindestens die Hälfte aller Mädchen in Hogwarts im Alter von 16-Abschlussjahr 76 durchhatte. Bestimmt führte er sogar Liste oder behielt wie irgendein kranker Serienkiller irgendwelche Trophäen wie Unterwäsche seiner Opfer, äh seiner Eroberungen. Die ihm im Prinzip zum Opfer gefallen waren. Aber sie nicht.

Er bettelte vielleicht seit Jahren um ein Date und wenn sie ja sagen würde, würde er sie vermutlich schön ausführen. Es wäre vielleicht das beste Date ihres Lebens und daraufhin würde er ihr jede Menge Zuwendung zeigen, aber sobald er bekäme was er wollte, würde er sie fallen lassen, genau wie die vor ihr. Genau wie-

„Lily, geht es dir gut? Soll ich eine Heilerin holen?“, wurden ihre Gedanken unterbrochen. Ihr wurde unangenehm bewusst, dass sie ihn die ganze Zeit angestarrt hatte.

„Alles in Ordnung, Potter“, gab sie schroff zurück, dann seufzte sie. Er war ihr einziger bekannter Anhaltspunkt hier.

„Kannst du mir sagen was passiert ist und wo ich bin? Bitte?“

„Potter Manor. In einem Gästezimmer bei mir zuhause. Du bist in Sicherheit. Weißt du nicht mehr was bei dir los war? Der Todesserangriff?“, er sah sie besorgt an.

Einen Moment brauchte sie. Man sah von außen förmlich wie es in ihrem Kopf ratterte , dann viel es ihr wieder ein. Auf einmal war alles wieder da. Die Bilder fluteten ihr Gehirn. Überall war Feuer und Schreie und Zerstörung. In ihrem Haus, wo sie aufgewachsen war. Ihre Eltern, die hilflos zusahen.

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