„Alohomora“, sprach Lily den Zauber, der normalerweise jede Tür öffnete. Diesmal leider nicht. „Meinst du echt, das wäre so einfach, Evans?“, fragte Sirius witzelnd, obwohl ihm gar nicht danach zu Mute war. Vermutlich kam es deswegen auch so fies raus. Lily schenkte ihm nur einen genervten Blick. „Nein, aber es war zumindest ein Ansatz und es auszuprobieren hat uns eine Sekunde gekostet, Black“, gab sie zurück. „Denkt lieber nach und probiert alles aus. Confringo!“, probierte es James. Die Tür bewegte sich kein Stück. „Wartet, vielleicht kann ich die Todesser nachmachen“, Sirius begann wilde Schnörkel mit abrupten Bewegungen in die Luft zu malen. Es klappte nicht.
„Okay, einen Moment, vielleicht klappt das. Finite Incantatem“, Lily richtete ihren Zauberstab auf die Tür. Sie leuchtete einen Moment gleißend auf, dann sah es aus wie vorher.
„Alohomora“, probierte James nochmal. Und diesmal: Klack, ein kleines Schloss, oben an der Tür sprang auf. „Scheint als wäre jedes Schloss einzeln geschützt“, Lily betrachtete frustriert die sieben Schlösser an der Tür. „Na dann. Finite Incantatem“, legte Sirius los. So knackten sie abwechselnd Schloss für Schloss. Lily entschloss sich kurzer Hand noch die Tür zum Keller zu verriegeln. Es musste sie ja keiner hier überraschen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sprang die Tür endlich auf. Sie blickten in angsterfüllte Gesichter von fünf ihrer Mitschüler. Und Lindas Leichnam. Besonders
Sirius fiel es schwer nicht einfach wegzusehen. Stattdessen fokussierte er sich auf ihre anderen Mitschüler.
Sie alle saßen in sich zusammengesackt oder gekrümmt auf dem Boden. Sie sahen müde, verängstigt und trotzdem unglaublich erleichtert aus, die bekannten Gesichter zu sehen. Ihre Klamotten noch von der Halloweenfeier, doch jetzt waren sie zerrissen, dreckig und von Blutflecken übersäht. Besonders das Hemd eines Mitschülers war in Blut getränkt. Verblüffenderweise war er der erste der sich halbwegs aufrichtete. „Ist das hier irgendein beschissener Spaß der Todesser?“, fragte er. Ein Anflug von Angst schwang in seiner Stimme mit, egal wie sehr er ihn versuchte zu unterdrücken, aber er war mutig. Lily überlegte, was sie über ihn wusste. Ravenclaw, ihr Jahrgang, da war sie sich ziemlich sicher. Vielleicht Toby? Ja stimmt, er saß in Verwandlung vor ihr. „Nein Toby, du sitzt in Verwandlung vor mir und wir haben mal in Partnerarbeit den Trank der lebenden Toten gebraut, weil du in der Vorbereitungsstunde krank warst“, erinnerte sich Lily. Hoffentlich würde er ihr jetzt glauben, denn sonst kannte sie maximal die Namen und das Haus von den Schülern hier drinnen und das waren Infos, die sich auch jeder Todesser beschaffen könnte.
„Ich würde euch gern glauben, aber warum solltet ihr kommen, um uns zu retten? Ganz einfach, ihr seid Todesser, wollt uns Hoffnung geben, nur um sie uns wieder zu nehmen und uns im Endeffekt alle umzubringen“, gab er zurück. Mist.
„Zynisch“, kommentierte Sirius nicht besonders hilfreich. „Wir sind eure Schulsprecher. Euch in Notsituationen zu helfen ist unsere Pflicht“, erklärte Lily wenig einfallsreich. Das schien die anderen aber noch misstrauischer zu machen.
„Okay, ihr wollt die Wahrheit. Wir sind eigentlich wegen Peter hier, weil er unser bester Freund ist. Aber jeder der kein herzloses Monster ist, würde euch auch mitnehmen. Und wir sind keine herzlosen Monster. Remus, Ginny und Harry holen Peter raus und wir euch. Wenn ihr wollt. Ihr habt die Wahl. Entweder ihr misstraut uns so sehr, dass ihr hier drinnen bleibt und sterbt oder ihr gebt uns einen Vertrauensvorschuss und habt im Hinterkopf, das ihr möglicherweise sterbt, kommt mit uns raus und sterbt nicht“, benannte James ihnen ihre Möglichkeiten. Die Schüler in der Zelle wechselten einen Blick. „Okay, Vertrauensvorschuss, aber wie sollen wir hier rauskommen? Tobys Bein ist vermutlich gebrochen, Esther kann sich kaum noch auf den Beinen halten, genau wie John. Ich hab offene Wunden mit hohem Blutverlust, damit schaff ich es auch nicht so weit. Und Sarah ist nicht mal bei Bewusstsein“, gab ein Mädchen neben Toby die Antwort auf die Frage, die Lily jetzt gestellt hätte. Erst jetzt sah Lily den großen dunkelroten Fleck, der sich auf ihrem dunkeln kurzen Kleid abbildete.

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Zeitreise
FanfictionHarry und Ginny reisen ungewollt durch die Zeit ins Jahr 1978, das Abschlussjahr der Rumtreiber. Dort lernen sie die Rumtreiber näher kennen und wünschen sich jetzt mehr denn je, dass sie ihre Zukunft erleben. Und was, wenn das möglich ist? Was wäre...