Sie fühlte sich eigentlich nicht danach jetzt irgendwo gemütlich etwas zu essen, der vorherige Tag saß Ginny immer noch in den Knochen und schnürte ihr den Hals zu, aber ihr Magen war so leer, dass es wehtat. Sie holte sich in der Küche ein bisschen Obst und Brot, dann zog sie sich auf den Astronomieturm zurück. Die große Halle war schließlich ein Trümmerfeld und es war erst 5 Uhr. Keiner würde sie dort vermissen.
Sie setzte sich ganz an den Rand und ließ die Beine über den Abgrund baumeln. Dann machte sie sich an ihr Frühstück. Sie aß langsam, aber sie merkte, dass es ihrem Körper gut tat. Nach ein paar Schlucken Wasser fühlte sie sich beinahe wieder wie ein richtiger, lebendiger Mensch.
Sie war zwar einer, also sollte das nicht so ungewöhnlich sein, aber die letzten Monate hatte sie sich oft einfach nur erschöpft und apathisch mit einer Prise unterdrückter Sorge und Ängste gefühlt.
Und jetzt fühlte sie sich immer noch nicht gut, aber so viel besser und vor allem erleichterter. Harry war wieder da, ihm ging es gut, Voldemort war tot, die Schule wurde nicht mehr von den schlimmsten Lehrern überhaupt terrorisiert und der Krieg war vorbei.
Sie wusste nicht, wie lange sie dort saß. Die Sonne war zwischenzeitlich komplett aufgegangen und man sah unten die ersten Menschen umherlaufen. Es mussten wohl also mindestens 2 bis 3 Stunden gewesen sein, in denen sie einfach nur die Stille genossen hatte. Es war angenehm mal allein zu sein, sich nicht um irgendwen oder irgendwas kümmern zu müssen und sich einfach etwas erholen zu können. Da unterbrach ein Räuspern ihre Stille. Erschrocken fuhr sie herum.
Da stand Harry. „Wir sollten reden“, stellte er fest. Er wartete auf eine Reaktion, doch Ginny wusste nicht, was sie sagen sollte. Und was er sagen wollte, wusste sie auch nicht. Was wenn er ihr sagen würde, dass er jemand neuen hatte. Oder das er kein Interesse mehr an ihr hatte. Oder er hatte noch Interesse an ihr, aber wie würde sie dann reagieren. Ihn zappeln lassen? Oder ihm um den Hals fallen und ihn küssen, wie sie es seit einem Jahr gern tun würde? Oder ihm das von Dean erzählen? Würde er es okay finden, vielleicht sogar verstehen oder es ihr vorwerfen?
Harry sah sie abwartend an. „Leg los“, antwortete sie nach einer Weile und versuchte nur halb so nervös zu klingen, wie sie war.
„Okay, wo soll ich anfangen? Ähm, es tut mir leid. Wirklich, alles. Wie ich das mit uns beendet habe, das ich dich verletzt habe und vor allem, dass ich die Schlacht nach Hogwarts gebracht habe. Es hätte nur zwischen Voldemort und mir stattfinden sollen. Besonders das mit Fred. Niemand anderes hätte reingezogen und verletzt werden sollen, aber das ist passiert und es tut mir so so unfassbar leid“, er rieb sich die Schläfen, als würde es ihm schwerfallen nur darüber zu sprechen.
„Es muss dir nichts leidtun. Fred hat sich entschieden zu kämpfen, genau wie alle anderen auch. Sie kannten das Risiko und sind es bewusst eingegangen. Und Voldemort hat die Schlacht nach Hogwarts gebracht, nicht du. Du hast sie beendet. Du bist unser Held“, erinnerte sie ihn mit einem Lächeln, aber die Tränen standen ihr schon wieder in den Augen. Um nicht in Tränen auszubrechen zog sie sich Geländer hoch und ging auf ihn zu bis sie direkt vor ihm stand. Sie waren so nah beieinander, dass sie endlich die kleinen Details in seinem Gesicht wahrnehmen konnte. Die goldenen Sprenkel in seinen grünen Augen und eine kleine Narbe über der Lippe, die letztes Jahr definitiv noch nicht da gewesen war. Er hatte wohl noch nicht geduscht, da in seinem Gesicht noch etwas Ruß und Dreck klebte und seine Wunden sahen ebenfalls nur notdürftig gereinigt oder gar versorgt aus. Die meisten kleinen Schürfwunden und Kratzer schien er ignoriert zu haben.
„Ich will gar kein Held sein. Nicht dafür. Ich würde es lieber ungeschehen machen. Nicht nur die Schlacht, den ganzen zweiten Krieg“, seine Stimme klang brüchig, aber da er so nah vor ihr stand, flüsterte er beinahe. Sie sah ihn mitfühlend an und legte ihm eine Hand auf die Wange. Er legte seine Hand augenblicklich auf ihre, damit sie sie nicht wieder zurückzog, während seine andere Hand sich vorsichtig auf ihre Taille legte, als hätte er Angst sie würde zurückzucken. „Ich weiß. Ich auch“, erwiderte sie und sah ihm aufrichtig in die Augen. Es war nicht nur so dahergesagt. Beide meinten es aus vollem Herzen. Zu viel Schlimmes war in den letzten Jahren geschehen.
Aber ein Lichtblick war, dass beide es anscheinend sofort ausblenden konnten, sobald sie sich nur in die Augen sahen. Denn genau das taten sie jetzt. Und endlich rückte einmal alles andere in den Hintergrund und das war wahrscheinlich auch der Grund, warum Harry sie plötzlich an sich zog, während er seinen Arm um ihre Taille schlang. Sie stieß überrascht gegen seine Brust, doch da beugte er sich schon zu ihr runter und hatte seine Lippen auf ihre gepresst. Sie überlegte keine Sekunde, sondern warf ihre Arme um seinen Hals und drückte ihren Körper noch enger an seinen.
Schnell drängte er sie in Richtung Wand. Die Küsse waren heiß und leidenschaftlich. Sie stöhnte auf, als ihr Rücken auf die Wand traf und Harry direkt über ihren Kiefer und dann ihren Hals und ihr Dekolleté küsste. Seine Hände wanderten über ihren Körper bis er sie unter den Oberschenkeln griff und hochhob. Die verstand sofort und schlang ihre Beine um seine Hüfte.
Unter seinem Tshirt konnte sie spüren wie seine Muskeln sich anspannten. Plötzlich fühlte sie einen seltsamen Druck von außen. Irritiert löste sie sich von Harry. Widerwillig ließ er sie runter. Sie sah sich um. „Ich hätte schwören können, dass da gerade irgendwas passiert ist. Es hat sich angefühlt, als wären wir appariert“, meinte Ginny während sie sich misstrauisch umschaute. „Sind wir aber nicht. In Hogwarts kann man nicht apparieren und außerdem sind wir doch noch hier. Lass uns lieber weitermachen, wo wir aufgehört haben“, er war außer Atem, aber machte Anstalten sie wieder zu küssen. Sie schob ihn jedoch weg. „Nein, hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Schau mal Hogwarts an. Fällt dir was auf?“
Genervt sah er sich um, doch dann riss er die Augen auf. „Was zur- Shit. Es ist unbeschädigt. Wie kann das sein?“ „Woher soll ich das wissen? Sorry, aber du musst dich wohl noch ein bisschen zusammenreißen, denn wir gehen erstmal lieber in die große Halle nachschauen was passiert ist und da ist höchstwahrscheinlich Ron und wenn er sieht, wie du seine kleine Schwester küsst, könnte er womöglich das fertigbringen, was Voldemort all die Jahre nicht geschafft hat“, ihr Scherz entlockte ihm ein kurzes Lachen, was sich in ein genervtes Stöhnen verwandelte, als sie ihn an der Hand aus dem Astronomieturm zog.
Es war seltsam. In der ganzen Schule kam ihnen keiner entgegen und auch die große Halle war bis auf die Haustische leer. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Die beiden zogen vorsichtshalber ihre Zauberstäbe, während sie sich ein wenig in der Halle umsahen. Keine Spur eines Kampfes zu finden. Noch nicht mal Staub oder Dreck war auf den Boden. Da hörten sie plötzlich von hinten ein lautes „Expelliarmus“. Sie fuhren herum, doch Ginny konnte den Zauber auf die Schnelle nur bedingt abblocken und wurde zwei Meter nach hinten geschleudert. Sie landete unsanft auf dem Boden, doch sprang sofort wieder auf, als sie sah wer sie angegriffen hatte. Vor den beiden stand Dumbledore höchstpersönlich.
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Zeitreise
Fiksi PenggemarHarry und Ginny reisen ungewollt durch die Zeit ins Jahr 1978, das Abschlussjahr der Rumtreiber. Dort lernen sie die Rumtreiber näher kennen und wünschen sich jetzt mehr denn je, dass sie ihre Zukunft erleben. Und was, wenn das möglich ist? Was wäre...