Kapitel 10

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Der erste September kam schneller als erwartet. Die letzten Ferientage vergingen wie im Flug. 

Lily hatte so viel Zeit wie möglich mit ihren Eltern verbracht und Petunia geschrieben, die jedoch nicht antwortete. Sie wollte unbedingt ihr Verhältnis wieder stärken. Dass Petunia das offensichtlich nicht wollte, sagte ihr keiner. Allgemein sprach das Thema niemand an, nicht mal Lily.

Ginny, die sich inzwischen gut mit ihr angefreundet hatte, merkte, dass Lily es einfach verdrängen wollte und sie wusste, dass das nicht auf Dauer so funktionieren würde, sagte aber nichts. Sie wollte schließlich auch nicht über letztes Jahr reden und gab sich Mühe es einfach zu vergessen und ihr Leben weiterzuleben, wie es ja anscheinend alle anderen auch taten.

Sie ignorierte, wie oft ihre Gedanken darum kreisten, dass sie ohne Schlaftrank nicht mehr schlief und ihren dauerhaften Kampf-oder-Flucht-Zustand, der sie zu einer misstrauischen und schreckhaften Person machte.

Sie sagte sich, es würde schon mit der Zeit von selbst weggehen. Auch wenn sie nicht daran glaubte, ein kleiner Teil ihres Gehirns hoffte es. 

Mit Harry konnte sie nicht reden, er sollte nicht denken, dass sie dieses kleine schwache Mädchen war. Schließlich hatte er dieses Jahr mal so eben die Welt gerettet, sich geopfert, das ganze Jahr, weiß Merlin welchen Terror ausgehalten und war tatsächlich einmal gestorben und hatte Voldemort trotzdem besiegt. Und er lebte trotzdem sein Leben weiter.

Dass es Harry ähnlich ging, zog Ginny nicht in Betracht. Harry wirkte zwar immer mutig und gefasst, aber das Jahr hatte ihm zugesetzt, klar, wem nicht, aber dafür fand Harry, sah Ginny immer aus, als hätte sie alles im Griff und er wollte sie nicht belasten damit. Er würde schon selbst klar kommen. 

Allerdings hier wieder im Hogwarts Express zu sitzen und so zu tun als wäre alles normal, fühlte sich falsch an. 

Die Rumtreiber alberten mit Frank Longbottom in ihrem Abteil herum, froh sich endlich wieder zu haben nach den Ferien, während er neben ihnen nachdenklich aus dem Fenster sah. Lily hatte kurz ihre Freundinnen suchen wollen, bis sie ins Schulsprecherabteil musste und hatte Ginny mitgenommen, um sie vorzustellen. 

Ginny hatte ihm versichert, bald wieder da zu sein und Harry hoffte inständig, dass sie sich daran hielt, denn er wusste nicht wie viel länger er es noch aushalten würde ohne Peter an die Kehle zu gehen. Dabei wusste er noch nicht mal, ob er hier schon ein Verräter war. Aber man sah ihm eindeutig das rattenartige an, er wirkte hier schon heimtückisch und verräterisch und als würde er jedes Wort mithören um es später weiterzugeben. Okay vielleicht war er nicht ganz objektiv.

 Genau in diesem Augenblick schob sich die Abteiltüre auf und Ginny trat ein. Im Schlepptau hatte sie ein paar andere Mädchen. 

„Lily ist schon los zum Schulsprecherabteil. Also auf gehts, James. Wir brauchen deinen Platz und du willst Lily doch nicht warten lassen. Sie ist schon ganz gespannt auf den anderen Schulsprecher. Denkst du immer noch es war eine gute Idee ihr nichts zu erzählen?“, verscheuchte Ginny James, dem es schon davor graute, Lily jetzt unter die Augen zu treten. Die ganzen Ferien hatte er nichts gesagt, damit sie sich nicht drüber aufregte, sie hatte eh schon kaum ein Wort mit ihm gewechselt. 

Er seufzte, stand dann aber auf und bat Alice Brown seinen Platz neben Frank an. 

„Wünscht mir Glück“, dann verschwand er aus der Tür. 

„Also das ist Harry. Harry, das sind Alice, Marlene und Hestia“, stellte Ginny vor, während sie sich wieder neben ihn setzte. Damit unterbrach sie seine Pläne, wie er Peter unauffällig verschwinden lassen konnte. Sie drückte seine Hand und lächelte ihn aufmunternd an.

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