Kapitel 20

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Harry betrat den Schlafsaal. Im Gegensatz zu sonst sprach ausnahmsweise niemand. Obwohl Remus und Sirius da waren, wurde er auch nicht gegrüßt als er eintrat. Sie redeten noch nicht mal miteinander, was echt ungewöhnlich war, immerhin packten beide und das war normalerweise keine Aktivität zum Stillschweigen. Harry lief zu seinem Schrank und holte eine Reisetasche hervor. Voraussichtlich würden sie maximal eine Woche weg sein, wenn Dumbledore sie nicht zwischendrin wegen dem ganzen Welt-retten-Kram sprechen wollte. 

Doch wenn er sich Sirius und Remus gerade ansah, war Harry noch nicht mal sicher, ob die beiden noch mitmachen wollten. Sie sagten zwar ständig, dass sie kämpfen wollten, aber jetzt sahen beide mehr oder minder traumatisiert aus. 

Remus packte sehr angespannt und mit einem konzentriert zusammengekniffenen Gesicht ganz penibel eine Tasche. Er faltete seine Kleidung präzise und wenn es nicht ordentlich war, faltete er das Kleidungsstück wieder auf und neu. Neben seiner Tasche war ein ganzer Stapel Bücher. Ein Mix aus Muggelromanen und Bücher über VgddK. Er konnte sich anscheinend nicht entscheiden, ob er lieber darüber lernen wollte oder in eine andere Welt entfliehen wollte.

Sirius hingegen warf halbherzig ein paar Sachen ungefaltet in seine Tasche. Auf seinem Nachtisch stand eine offene, halb leere Flasche Feuerwhiskey von der er zwischendrin einen großen Schluck nahm. 

Harry begann seine Tasche zu packen. Er warf ein paar Shirts und Hosen aufs Bett, dann noch Unterwäsche und Socken. Das musste reichen. Dann nahm er noch 2 Bücher von seinem Nachtisch. Eins davon war sein Lieblingsbuch über VgddK. Es würde Remus bestimmt gefallen.

Aber dieses Schweigen musste jetzt erstmal aufhören. „Na?“, fragte Harry wenig kreativ in die Runde. Was sollte man sonst auch sagen in dieser Situation?

„Na?“, echote Remus ungläubig, „denkst du wirklich, dass ist nach diesem Abend die angebrachte Wortwahl? Wir sind alle fast gestorben und das ist deine erste Reaktion?“ 

„Naja, was würdest du denn sagen? Willst du ein „Schön, dass ihr nicht tot seid“ oder „Geht es euch gut?“. Kannst du auch haben. Aber wenn ich euch so sehe, dann reicht das, um festzustellen, dass ihr körperlich nicht verletzt seid und dass es psychisch allen nach so einem Abend scheiße geht, ist sowieso klar. Und das ich froh bin, dass ihr unverletzt seid, solltet ihr auch so wissen. Außerdem ist das nicht meine erste Reaktion. Ich hab tatsächlich schon mit Ginny, Fleamont und Dumbledore gesprochen“, verteidigte sich Harry, aber er nahm es Remus nicht übel. Vielleicht war er echt ein bisschen unsensibel gewesen, immerhin war das hier ihre erste von Voldemort verursachte Nahtoderfahrung. Er hatte einfach zu viele davon gehabt in den letzten Jahren, da vergisst man schon mal, dass das nicht für jeden so gut wie Alltag ist.

 „Streitet ihr euch jetzt ernsthaft über die passende Wortwahl? Sollten wir nicht lieber feiern, dass wir nicht tot sind?“, nuschelte Sirius während er sich eine Zigarette anzündete.

„Wenn du mit feiern im Zimmer rauchen meinst, dann nein. Mach sofort die Zigarette aus oder geh raus, aber wehe du paffst hier drinnen“, drohte Remus ihm. 

„Komm runter, willst du nicht auch mal?“, Sirius nahm Remus nicht wirklich ernst. Er lief zu ihm und hielt ihm grinsend die qualmende Zigarette unter die Nase.

Remus‘ Mund verzog sich zu einem Lächeln. Er griff die Zigarette. „Nein!“, sein Lächeln verschwand so schnell von seinem Gesicht, wie es gekommen war und er warf die Zigarette aus dem geöffneten Fenster. 

„Hey, komm schon Mann, nicht cool. Harry, sag doch auch mal was“, beschwerte sich Sirius empört. 

„Remus hat recht, mach das später, wenn du willst. Erstmal müssen wir los und du willst Fleamont und Euphemia doch nicht völlig dicht unter die Augen treten“, versuchte Harry ihn zu beeinflussen und es wirkte. Wenn es um seine Zieheltern ging, gab Sirius sich Mühe. Er hatte die beiden eben sehr lieb und war immer noch mehr als dankbar, von ihnen aufgenommen worden zu sein, obwohl sie ihm immer versicherten, er war ihr zweiter Sohn und es gäbe nichts wofür er dankbar sein müsste.

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