Heartbreaker

9. In dem Lockwood Frida Kahlo wird

Den gesamten restlichen Sonntag hatte ich dagegen mit Netflix schauen und mich über Lockwood aufregen verbracht. Wie kam er nur auf die durchgebrannte Idee sich in Boxershorts einfach neben mich ins Bett zu pflanzen?

Dementsprechend mies gelaunt kam ich am Montag dann auch in der Schule an. Ruth, Lia und Aniston kamen sofort auf mich zugeeilt und bombardierten mich mit Fragen über Lockwood. „Er hat was?", rief Ruth sauer, als ich ihnen von meinem Sonntagmorgen berichtete. „Sag ich doch. Der steht auf ich!", sagte Aniston ruhig. Genervt sah ich zu ihr runter. „Nein tut er nicht, er will mir einfach nur mein Leben zur Hölle machen!"

Urplötzlich legte sich ein Arm um meine Schultern. „Morgen, McFlurry", flüsterte mir jemand ins Ohr. „Bereit für Mathe?" Ich wollte nur noch schreien.

Schnell schubste ich seinen Arm von meiner Schulter. Lockwood war zusammen mit seinen Kumpels neben uns stehen geblieben. Diese grinsten uns genauso dämlich an, wie er. „Leg nochmal deinen Arm um mich und Ich breche dir deine Finger!" Nick grinste vor sich hin. „Bro, pass nur auf, dass es nicht deine rechte Hand ist!"

Lockwood zeigte ihm den Mittelfinger, grinste jedoch trotzdem. „Was wollt ihr hier?", fragte nun Lia verwirrt. Nick grinste sie an. „Xander wollte unbedingt seine Perle sehen!" Danach sah er zu Ruth. „Wusstest du eigentlich, dass du wunderschön bist?", fragte er nun sie.
Meine Gesichtszüge entgleisen. Was läuft bei denen nur im Kopf ab? „Weiß ich", antwortete diese entspannt. „Ich finde dich auch wunderschön McFlurry!", lachte Lockwood. „Ich dich nicht", entgegnete ich entnervt.

„Ich sehe euch in der Pause", verabschiedete ich mich von den Mädels und ging an den Jungs vorbei ohne Lockwood noch einmal anzusehen.
Entnervt setzte ich mich auf meinen Sitzplatz in Mathe und bereitete mich psychisch auf meinen Sitznachbarn vor. Er hatte sich diesmal keine Zeit gelassen, sondern war mir gleich hinterhergelaufen. Grinsend ließ er sich auf den Platz neben mir plumpsen. Sein unfassbar guter Geruch stieg mir sofort in die Nase, was ich mir jedoch nicht anmerken ließ. „Weißt du...", begann er. „Ich liebe es, wenn ein Mädchen ‚hard to get' spielt." Ächzend ließ ich meinen Kopf auf meine Arme fallen.

Ich kann das alles nicht mehr.

Help.

Heute früh aufzustehen, um in die Schule zu gehen, war definitiv der erste Schritt in die falsche Richtung.

„Vielleicht ja doch nicht so hard to get. Das in dem Wandschrank war ja eigentlich ganz schön", antwortete ich lächelnd. Überrascht sah er zu mir, als ich ihn anlächelte und ihm tief in die Auge sah. Langsam kam ich ihm näher. Stück für Stück. Und genau wie ich es wollte lehnte er sich ebenfalls zu mir und schloss seine Augen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so einfach geht.

So schnell ich konnte packte ich meinen Edding und mahlte ihm eine Monobraue auf. „Fuck. Was machst du für eine Scheiße?", schrie er auf und zuckte augenblicklich zurück, während ich mir komplett den Arsch ablachte.

Höchste Zeit zur Flucht! Ich sprang auf und rannte durch das Klassenzimmer, Lockwood, nashorngleich trampelnd auf meinen Fersen. Alle, an denen wir vorbeisprinteten fingen augenblicklich an zu lachen. Schnell rannte ich um Mr. Hendersons Tisch herum, sodass Lockwood auf der anderen Seite stand.
„Ich finde dich wunderschön", lachte ich und wiederholte damit seine Worte von vorhin. „McFlurry, das wirst du bereuen!", knurrte er und ließ seine Muskeln spielen.

„Was zum Teufel treibt, ihr Idioten da?", brüllte auch schon Mr. Henderson, der gerade miesgelaunt in der Tür aufgetaucht war. Sobald sich Lockwood jedoch zu ihm umdrehte, brach er ebenfalls in schallendes Gelächter aus.

Mr. Hendersons heutige Checkliste:
Schüler auslachen: Check
Kindern Pausenbrot wegnehmen: Wird auf 1 Uhr verlegt

„Ach wie schön", sagte er munter. Noch nie in meiner ganzen Schullaufbahn, hatte ich Mr. Henderson munter oder auch nur sowas in der Art erlebt. Das Wort „schön" aus seinem Mund zu hören, war genauso wahrscheinlich, wie ein Nashorn Ballett tanzen zu sehen. Die gesamte Klasse starrte ihn ungläubig an. „Setzen sie beide sich doch", sagte er freundlich.
Lockwood starrte ihn ungläubig an. „Kann ich das noch abwaschen?" Mr. Henderson grinste dagegen nur fies. „Was sollten sie denn abwaschen?", fragte er scheinheilig und schickte uns auf unsere Plätze. Fluchend setzte Lockwood sich neben mich und starrte mich böse an, während ich nur provozierend den Edding in meine Tasche fallen ließ.