Das Gespräch mit Jace ging mir trotz der Lautstärke der Musik nicht aus den Ohren. Der Blick seiner eisblauen Augen ging mir nahe. Mir tat es leid, dass ich der Grund für diesen Blick war. In dem dichten Gedränge, dass im Haus inneren herrschte, konnte ich weder Ruth noch Lia ausmachen. Ob sie hier irgendwo noch beim Tanzen waren oder nicht, konnte ich beim besten Willen nicht sagen.
Also bahnte ich mir den Weg zu dem Tisch, auf dem Scarlett und Nick ihr Trinkspiel veranstaltet hatten. Und tatsächlich, Aniston saß zusammen mit Scarlett auf einem der gemütlichen Sofas um den Tisch herum. Sie unterhielten sich angeregt. Sehr angeregt. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Das kann ich doch nicht einfach unterbrechen. Anistons Gesicht strahlte. Sie hatte ihren Liebeskummer zum ersten Mal seit langem vergessen. Tatsächlich schien es so, als hätte sie gerade alles vergessen. Ihre Augen funkelten. Für sie gab es gerade nur die rothaarige Schottin mit dem breiten Grinsen.Ich zuckte beim Stalken meiner Freundin zusammen, als ein paar Teenager unweit von meiner eigenen Wenigkeit verschreckt aufschrien. Da ich sowieso gerade nichts zu tun hatte, bahnte ich mir einen Weg durch die Masse, um zu sehen, was den Tumult verursacht hatte. Als ich mich mit beherztem Einsatz meiner spitzen Ellenbogen endlich durch die Masse gekämpft hatte, sah ich es. Es war nicht die Frage, was den Tumult verursacht hatte, sondern eher wer.
Lockwood stand mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck und blutender Nase inmitten der Traube. Er grinste den Typen, der ihm eine Reingehauen hatte, schelmisch zu. Auch wenn sein Mund zu einem Grinsen verzogen war, wirkte er nicht fröhlich. Sein Grinsen erreichte seine Augen nicht. In einem sonst perfektem Schauspiel war das der kleine Fehler, der ihm die Glaubwürdigkeit kostete. „War's das schon? Ich wehre mich nicht mal und das ist alles, was du draufhast?"
Angriffslustig krempelte er die Ärmel seines schwarzen Hemds hoch und deutete anschließend auf sein Gesicht. Seine teils vereinzelten Tattoos zogen sich wie Kunstwerke über seine Arme. Von seinen Unterarmen bis hin zu seinen muskulösen Oberarmen, die jedoch unter dem dünnen Stoff seines Hemds verschwanden. Man sah sogar die ein oder andere Ader an seinen Armen. Man sah deutlich das Zusammenspiel der Muskeln, die sich dehnten und denen, die sich in der Bewegung verkürzten. Es war faszinierend zu beobachten, wie auch die kleinste Bewegung seines Körpers fest koordiniert schien. Leider war es definitiv auch der falsche Zeitpunkt darüber nachzudenken.
„Ehrlich süße, ich würde mir jemand besseren suchen!", provozierte er weiter. Kopfschüttelnd sah ich ihn an. Was stimmt denn mit dem nicht? Der Typ, der natürlich sofort auf die Provokation ansprang ging stampfend auf Lockwood zu. Lockwood war einen halben Kopf größer als er, was den Anblick des wutschnaubenden Typen schmälerte, sodass es schon fast unangenehm war, dem Spektakel zuzusehen. Er hob schon schnaubend die Faust und wollte sie erneut in Lockwoods Gesicht rammen. Und Lockwood. Ja, was tat er? Er stand einfach nur mit gesengten Händen da und wartete auf den Schlag.
„Aufhören!", schrie ich sofort und das letzte Mädchen, dass sich noch zwischen mir und den streitenden befand zuckte vor Schreck heftig zusammen und hüpfte zur Seite. Ich warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken" Verdutzt über meine Reaktion winkte sie gespielt lässig ab, starrte mich jedoch immer noch geschockt an. Schnell wendete ich mich Lockwood zu. „McKenzie...", sagte er viel ruhiger und sogar... Konnte das sein? Verlegen?
Beschwichtigend stellte ich mich zwischen die beiden und sah den anderen Typen streng an. „Das ganze tut mir sehr leid, aber bitte geh mit deiner Freundin tanzen, oder so. Das hier ist es nicht wert!" Ich sah zuerst ihn und dann das Mädchen, das offenbar seine Freundin war, bittend an. Erleichtert sah sie zurück und zupfte ihrem Freund am Ärmel herum. Als ob er sie jetzt erst wieder bemerken würde. Sie deutete tatsächlich zu den tanzenden Menschen. Mit einem letzten feindseligen Blick auf mich und einem zornigen auf Lockwood, ließ er sich tatsächlich von seiner Freundin wegziehen. Erleichtert atmete ich auf und drehte mich zu Lockwood um.
Mit großen Augen sah er zu mir herunter. Und nicht nur er. Ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, dass wir einige Zuschauer hatten. Sanft griff ich nach Lockwoods Hand und zog ihn ohne Umschweife hinter mir her nach draußen.
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Heartbreaker
RomanceHeartbreaker. Einen Namen, den Xander Lockwood sich mehr als verdient hat. Die halbe weibliche Schulbevölkerung hat er bereits mit seinem Charme um den Finger gewickelt. Einzig und allein seine Nachbarin McKenzie, die angepisst ist, dass er die Herz...