49. In dem Lockwood immer antwortet

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Ohne Umschweife zog Lockwood mich in ein verlassenes Klassenzimmer. Sein warmer Blick strahlte Sorge aus. „Ist es der, für den ich ihn halte?", fragte er stirnrunzelnd. „Sein Name ist Cedric. Cedric Keene", entgegnete ich steif.

Lockwoods Muskeln spannten sich an. Damn. Okay, das war sicher nicht der richtige Zeitpunkt. Aber damn.

„Ich hätte diesen Wichser umbringen sollen!", rief er wütend. Lockwood war außer sich. Trotz unserer Differenzen schritt ich auf ihn zu und legte ihm beruhigend meine Hand auf die Schulter. Sein Blick verfing sich mit meinem. „Ich komme schon klar. Das habe ich damals auch schon", sagte ich beschwichtigend. Ungläubig starrte er mich an. „Du glaubst doch nicht, dass ich diese Arschloch nochmal in deine Nähe lasse. Egal was das zwischen uns gerade ist. Ich werde einen Scheiß tun und ihn dich wieder verletzen lassen!"

Ein Lächeln zuckte um meinen Mundwinkel. „Mein edler Ritter", kicherte ich leicht. Er war einfach zu süß, um ihn nicht zu necken. „So mit glänzender Rüstung und weißem Pferd", grinste ich weiter. Er zog eine Auenbraue hoch. „Solange ich keinen Tiefschutz tragen muss", grinste er pervers. Verwirrt sah ich ihn an. Was will der jetzt mit einem Tiefschutz?

„Naja wenn ich wegen meiner Prinzessin in Stimmung komme, werde ich nicht so viel Geduld haben!" Sein Grinsen war mehr als nur pervers. Ich kann mir diesen Tiefschutz auch an anderen Stellen vorstellen, die ihm noch weniger gefallen. Oder besser gesagt an tieferen Stellen. Hank lachte hämisch.

„Nenn mich noch einmal Prinzessin und ich hack dir den Kopf ab und werfe ihn über eine Klippe" Seine Augen weiteten sich. „Kein Fan von Prinzessin? Stehen die meisten Mädchen nicht total darauf?", fragte er irritiert. „Bei dem Kosenamen Prinzessin kommt mir die Kotze hoch!"

„Wie du meinst, McFlurry" Ich verdrehte die Augen, auch wenn ich zu meiner Schande ein leichtes Lächeln nicht verhindern konnte. „McFlurry klingt sowieso viel heißer" Kopfschüttelnd sah ich ihn an. Wann genau waren wir wieder an diesen Typ Konversation geraten?

Lockwoods Grinsen war teuflisch, doch ich konnte die Aufrichtigkeit in seinem Blick deutlich sehen. „Danke", sagte ich lächelnd. „Immer" antwortete er.

Unser Blickkontakt wurde von der Schulglocke unterbrochen. Ach ja, da war ja noch was. Was, auch eher bekannt als Mathe. Lockwood schlenderte neben mir her, bereit, mit mir zusammen ein Doppelstunde bei Mr. Henderson durchzustehen, auch bekannt als Mr. Hur**sohn.

+++

In meiner Pause hatte ich sofort meine Mutter angerufen und ihr grob alles erklärt. Jetzt nach der Schule stand sie auch schon wartend auf dem Parkplatz. Gestresst sah sie mich an, als ich näherkam. Ohne auf die Umstehenden zu achten, wuselte sie auf mich zu und nahm mich in den Arm. Froh, dass sie da war, umarmte ich sie zurück. „Aww muss da jemand abgeholt werden von Mami?", fragte ein süffisant grinsendes Mädchen neben uns. Ich erkannte sie. Sie hatte damals mit Lockwood an meinem Spind geknutscht. „Wenigstens muss meine Mutter mir nicht die Windeln wechseln. Apropos, du brauchst eine neue. Du riechst ziemlich beschissen!"

Wortspiel beabsichtigt? kicherte Hank. Jap, definitiv beabsichtigt. Mentales High Five.

Mit geweiteten Augen sahen das Mädchen und die Umstehenden, inklusive meiner Mutter, mich an. Giftig musterte das Mädchen mich. „Der Konter war Klasse!", grinste meine Mutter.
Erstaunt sah ich sie an. „Du bist meine Mutter, solltest du jetzt nicht schockiert sein, oder so?", hackte ich lachend nach. Verschmitzt lächelte die Frau vor mir mich an. „Manche brauchen das, sonst halten die nie die Klappe" Schockiert sah ich sie an. War das noch meine Mutter? Nee, eher ein Alien aus einem anderen Universum.

Augenblicklich wurde ihr Blick ernster, als sie sich daran erinnerte, wieso sie mich abholte. „Steig ein. Ich habe Neuigkeiten" Ihr Blick war eine Mischung aus Sorge und Ernsthaftigkeit. Es war nie gut, wenn eine Mutter solche Blicke aufsetzte. Schnell stiegen wir in den Wagen und fuhren los. „Ich habe im Jugendgefängnis angerufen. Sie haben ihn vor einem Monat entlassen, da er aber bereits volljährig ist, mussten wir nicht informiert werden, solange er nachweislich klarkommt. Er wohnt offenbar bei einem Freund."

Wütend starrte ich auf das Armaturenbrett. Wie konnte man dieses Arschloch nur guten Gewissens wieder auf die Menschheit loslassen? „Aber er hat doch bestimmt Bewährungsauflagen? Muss er sich nicht von mir fernhalten, oder so?" Meine Mum schüttelte den Kopf. „Er ist nicht auf Bewährung. Bewährung ist Quasi, wenn man anstatt im Gefängnis seine Strafe auf freiem Fuß mittels Einschränkungen und festen Regeln absitzt. Das hatte dein Bruder nicht. Er musste seine komplette Zeit in einem Gefängnis absitzen."

Verständnislos schüttelte ich den Kopf. Das war doch Wahnsinn. „Wenn er dich aber belästigen sollte, oder aggressive Tendenzen zeigt, dann können wir ein Kontaktverbot erwirken. Ich war damals bei der Verurteilung dabei. Das Gericht hat aufgrund seines jungen Alters und die damit einhergehende realistische Chance auf Rehabilitation kein dauerhaftes Kontaktverbot erwirkt. Sonst hätten wir das Problem nicht." Ungläubig starrte ich sie an. Der Gedanke, dass ich ihm wieder über den Weg laufen würde, war ungeheuerlich. Dieses Monster hatte sich kein Stück rehabilitiert.

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