6. In dem Knutschflecke hässlich sind

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Und die Flasche blieb stehen.
Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Natürlich war es niemand normales. Im Gegenteil.

Es war Tom Maine, unter den Schülern auch als perverser Tom bekannt. Seine Riesenbrille und sein Schnurrbart machten die Sache auch nicht besser. Er sah exakt so aus wie Jake Peralta aus Brooklyn-99, als dieser sich als perverser verkleidet hat.

Ekelhaft grinste er mir zu, wobei seine schlechten Zähne zum Vorschein kamen. Ich wollte nicht wissen, was er alles genommen hat, um seine Zähne so aussehen zu lassen. Lia und Ruth sahen ihn ebenfalls angeekelt an.

„Also" grinste die Blondine auf Lockwoods Schoß scheinheilig, die schon genervt die Augen verdreht hatte, nachdem Lockwoods Freunde das „Uhh" ausgestoßen hatten. „Zwei Knutschflecken, wo und an wem ist egal" Am liebsten würde ich ihr ihre falschen blonden Haare ausreißen und in ihre scheiß Visage stopfen.

Lockwood, der ähnliche Gedanken zu haben schien, schubste sie von seinem Schoß und stand auf. „Vergiss es Patrisha. Ich gehe mit ihr rein!" Schlagartig herrschte totenstille, in der alle nur zwischen Xander Lockwood und meiner Wenigkeit hin und hersahen. Keiner machte auch nur einen mucks, außer Patrisha, die empört die Luft einzog.

Shit.

Beides nicht berauschend, aber da noch lieber Lockwood als der perverse Tom.
„Das kannst du nicht machen. Das ist gegen die Regeln!", kreischte Patrisha zornig. Er sah sie kalt von oben an. „Geh doch heulen!"

Eisig und herausfordernd blickte er in die Runde, wobei er ziemlich bedrohlich wirkte. „Hat noch irgendwer ein Problem damit?" Keiner sagte etwas. Er nickte zufrieden, kam langsam auf mich zu und streckte mir seine Hand hin.

Perplex nahm ich an. Ohne Probleme zog er mich hoch und ging mit mir Händchen haltend in den Wandschrank.

Was zum Teufel geht hier gerade ab?

Als sich die Tür hinter uns schloss, war es immer noch mucks Mäuschen still.
Die Kammer war unfassbar eng und stockfinster. Das Einzige, was ich hören konnte, war sein Atem. Er stand so dicht an mir, dass ich seine Körperwärme spürte. Ich sah zu ihm hoch, zumindest, soweit ich das in der Dunkelheit konnte. „Danke?"

Es klang eher nach einer Frage als einer Aussage, da ich so verwirrt war. Er war sowas wie mein Erzfeind und Mobber. Wieso hat er mir geholfen? „Kein Ding, mit dem perversen Tom würde ich auch nicht hier rein wollen." Sagte er. Ich war vollkommen perplex und hatte nicht die geringste Ahnung, was ich jetzt eigentlich tun sollte.

Er packte mich an der Hüfte, drückte mich sanft gegen die Wand und beugte sich leicht zu mir runter, wobei seine Hände sich auf die nackte Haut meiner Taille legten. Mir wurde schlagartig heiß unter seinem intensiven Blick. Sein Geruch umhüllte mich. Er roch unglaublich gut. Schnell fing ich mich jedoch wieder. „Was machst du da?", fragte ich überrascht. „Die zwei Knutschflecke?", antwortete er verständnislos. „Und da habe ich kein Mitspracherecht, oder wie? Knutschflecken sind unfassbar hässlich!", sagte ich. Unzufrieden seufzte er, als könnte er nicht glauben, dass wir dieses Gespräch tatsächlich gerade führten.

Wenn Licht angewesen wäre, hätte er jetzt mit Sicherheit einen ‚dein Ernst?'-Blick drauf. „Ich finde die aber auch hässlich!"

Das ist jetzt ungünstig.

„50/50?", fragte ich hoffnungsvoll. Als Antwort küsste er mich einfach. Völlig perplex stand ich da. Für einen Knutschfleck musste er mich nicht auf den Mund küssen. Wieso küsste er mich dann?

Bevor ich was machen konnte, wanderten seine Lippen auch schon zu meinem Hals. Doch unerwartet fing er nicht an zu saugen, sondern kniete sich vor mir hin und griff nach meinem T-Shirt. Eine heiße Spur zog sich über jeden Zentimeter meiner Haut, den er mit seinen Fingerspitzen streifte. Hat der sie noch alle? Ich glaube der hat nicht mehr alle Glühbirnen am Kronleuchter!

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