29. In dem Nasen brechen

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Abwesend starrte ich in der Gegend umher. Das Gedränge um mich herum, interessierte mich schon lange nicht mehr. „..., weil du verdammt nochmal nicht aus meinem Kopf gehst", hallte Lockwoods Stimme in meinem Kopf wider. Auch, wenn ich mich schlecht fühle, ihn stehen gelassen zu haben, habe ich trotzdem das Gefühl das Richtige getan zu haben. Ich habe das Richtige um meiner selbst Willen getan.

„Ich weiß es nicht. Ich verstehe mich ja selbst nicht mal!" Mein Kopf würde spätestens jetzt platzen, wenn zu viele Gedanken das bewerkstelligen könnten. Seufzend rieb ich mir über die Schläfen. Es war Pause und auch wenn ich Mathe überraschend gut überstanden habe, dachte kein einziger meiner Gedanken über Lockwood daran, einfach die Fliege zu machen. „Kenzie? Was ist los? Du bist schon seit der Party so..." Ruth, die mich unsanft aus meinen Gedanken gerissen hatte, sah mich besorgt an. Sie rang damit, ein passendes Wort zu finden, gab jedoch nach kurzer Zeit auf und benutzte dann doch das naheliegendste. „...anders"

Lia und Aniston hatten ebenfalls ihre Blicke auf mich gerichtet. Sie alle sahen mein Gefühlschaos. Seufzend vergrub ich meine Hand in meine eh schon wirren Haare und sah sie gequält an. Ruth zögerte keine Sekunde, packte mich am Arm und zog mich ohne Umschweife in ein leeres Klassenzimmer. Lia und Aniston folgten uns sofort.

„Was ist passiert?", fragte Ruth ruhig. Es dauerte nicht lange und ich fing auch schon an zu erzählen. Von Jace, bis Lockwood. „...ich wusste nicht, dass Lockwood mich tatsächlich mag. Ich mag ihn auch, es hat keinen Sinn es zu leugnen, aber das ändert nichts daran, dass ich höllisch Angst habe." Erstaunt sahen sie mich an und nickten schließlich. „Das kann ich bei ihm verstehen", fing Ruth an. In ihren dunklen Augen blitzte jedoch etwas auf. „Hast du wegen ihm Jace abgewiesen?", fragte sei interessiert. Seufzend ließ ich mich auf einen Stuhl fallen. „Ich fühle für Jace einfach nicht auf diese Weise. Ich weiß nicht, wie das ohne Lockwood wäre, aber gerade im Moment weiß ich nur, dass Lockwood meine Gefühle hat. Egal, ob ich mich jetzt traue zu ihnen zu stehen, oder nicht!"
Man, war das alles kompliziert. Aniston, Ruth und Lia sahen das offenbar genauso, denn ihren Gesichtsausdrücken nach zu urteilen, wägten sie alle drei gerade ab, was ich tun sollte. Auch anders gesagt, hatte Lia den Gesichtsausdruck auf, den sie hatte, wenn sie sich nicht entscheiden konnte, welches Kleid sie anziehen sollte, Ruth denselben wie wenn sie Mathe macht und Aniston ihren ich-muss-auf's-Klo-aber-es-ist-mir-zu-unangenehm-es-laut-auszusprechen Gesichtsausdruck.

„Ich denke, dass du abwarten solltest. Wenn er dich wirklich mag, dann tut er auch was dafür, um dein Vertrauen zu erobern", sagte Lia sicher. Aniston und Ruth nickten zustimmend. Eigentlich keine bescheuerte Idee. Gerade setzte ich eine Erwiderung an, da hörte ich das Knarzen der Tür. Das Herz rutschte mir in die Hose. Oh, nein...

Jace stand im Türrahmen und seinem Gesichtsausdruck nach, hatte er alles gehört. „Jace...", fing ich zögernd an, doch Zorn loderte in seinen Augen auf. Ohne Umschweife drehte er sich um und stürmte davon. Mein Atem stockte. „Er wird irgendwas dummes machen!", sagte ich schnell und rannte los. Der Schulflur war so voll, dass ich Jace nicht mehr sehen konnte. Gehetzt blickte ich mich um. Auf einmal stürmten einige Schüler aufgeregt tuschelnd in eine Richtung. In Richtung Eingang. Hastig drängelte ich mich durch die Massen, meine Freundinnen direkt hinter mir
„Es ist deine verdammte Schuld!", hörte ich Jace zornig schreien. Als ich am Schauplatz ankam, rutschte mir das Herz erneut in die Hose. Jace war wutentbrannt und starrte zu einem desinteressiert guckenden Lockwood hoch. „Was soll meine Schuld sein?", fragte dieser mit kaltem Gesichtsausdruck. Seine Stimme war schneidend und bestimmt. Seine dunklen Haare fielen ihm elegant in die Stirn und er hob unbeeindruckt seine Augenbraue so, dass sie einen eleganten Knick machte. „Sie hat mich wegen dir abgewiesen. Für dich,Arschloch!" Lockwoods Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Er zuckte mit den Schultern. „Es passiert halt hin und wieder, dass ein Mädchen auf mich steht. Da kann ich auch nichts machen!", antwortete er kühl. Er war so beeindruckend ruhig. Seine Haltung war entspannt und er sah eher aus, als würde er in einem Café gelangweilt auf seinen Kaffee warten, statt in einen Streit verwickelt zu sein.

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