36. In dem die Gästematratze Comeback feiert

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Als ich am nächsten Tag morgens in die Küche ging, war meine Mutter bereits auf. Wer war bitte an einem Sonntag schon so früh wach? Sie schloss mich in den Arm. „Wollen wir gleich frühstücken?", fragte sie mich fröhlich. Unsicher sah ich sie an. „Ja gerne..."  Sie erwiderte meinen Blick misstrauisch. „Was ist mit dir los?", fragte sie scharf.

„Xander ist hier" Ihre Augenbrauen wanderten in Sekundenschnelle in die Höhe und sie sah mich entgeistert an. „Xander Lockwood? Unser Nachbar, den du gerade mal seit ein paar Wochen überhaupt ausstehen kannst?" Ihr Blick war unheimlich verwirrt, auch wenn sich ein leichtes Grinsen auf ihre Züge schlich. Sofort schüttelte ich energisch den Kopf. „Mum! So war das nicht! Es ist nichts passiert! Er hat nur einen Schlafplatz gesucht!" Sie nickte verstehend. Ich glaube sie hatte eine Ahnung von der Situation. „Okay, hol ihn her!" Xander, der tatsächlich schon im Gang gestanden hat, kam vorsichtig in die Küche. „Guten Morgen Xander. Du kannst das nächste Mal auch gerne durch die Tür ins Haus kommen", sagte sie witzelnd. Xander erwiderte ihr guten Morgen und rieb sich verlegen den Nacken.

Sie musterte sein Gesicht und seine Körperhaltung eingehend. „Ich weiß es ist schwer die Polizei einzuschalten, wenn es um die eigene Familie geht, aber wenn es um deinen Schutz, oder den deiner Mutter geht, dann musst du eine Entscheidung treffen. Wenn du mal Hilfe brauchst, oder mit jemandem reden willst, dann sind wir immer für dich da. Du bist nicht allein und auch wenn ich unter Schweigepflicht stehe, würde ich dir gerne helfen", sagte sie schließlich. Xander sah sie erstaunt an. „Ich habe den Lärm gestern mitbekommen" Er wurde blass und sah verlegen weg. „Geht es deiner Mutter gut?" Xander nickte nur. Meine Mutter war sehr direkt, aber in diesem Fall war es tatsächlich nötig. Was mit Xander passierte, ging über meine Möglichkeiten hinaus und sie wusste, wovon sie sprach.

„Wie ich sehe, hat McKenzie schon gute Arbeit geleistet, ich würde mir die Wunden trotzdem nochmal gerne ansehen, wenn du es zulässt. Vor allem, weil du offenbar was an den Rippen hast." Verwundert sah Xander zu ihr. Aber als eine sehr gute Ärztin sah sie sowas gleich. Und tatsächlich untersuchte meine Mutter nochmal jede einzelne seiner Wunden. Soweit sie es feststellen konnte, waren seine Rippen tatsächlich nicht gebrochen, sie drängte ihn aber, mit ihr ins Krankenhaus zu kommen, um sie zur Sicherheit noch einmal zu röntgen.

Xander blickte die ganze Zeit zu mir, doch als ich ihm aufmunternd zunickte, fuhren wir tatsächlich gemeinsam ins Krankenhaus. Er war schon volljährig, weshalb er keinen seiner Eltern brauchte. Meine Mutter war voll in ihrem Arztmodus, als sie nach den Untersuchungen in ihrem weißen Arztmantel zu uns kam. „Du hast Glück. Drei deiner Rippen sind zwar geprellt, doch die umliegenden Organe sind verschont geblieben. Du wirst die nächste Zeit vermutlich noch oft Schmerzen an den Rippen haben, vor allem bei zu tiefen Atmen, Druck, Niesen oder Husten. Ich schreibe dir daher Schmerzmittel, Schleimlöser und einen Hustenlöser für die Nacht auf. Du solltest sie weiterhin gut kühlen und dich die nächsten Wochen schonen. Das heißt kein Football!"
Xander stöhnte, bedankte sich aber. Jetzt fällt Football schon wieder flach. Wenigstes hatte er, was seine Verletzungen anging, offenbar schon wieder Glück im Unglück, dass nicht mehr passiert ist. Aufmuntern stupste ich ihn an. „Wie wäre es mit einem Film später?", fragte ich in der Hoffnung ihn ein bisschen aufzumuntern. Meine Mutter grinste breit. „Meiner Erfahrung nach beschleunigt das den Heilungsprozess!" Xander musste ebenfalls lachen und sah uns dankbar an.

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„Katniss ist einfach eiskalt", seufzte ich glücklich. Xander neben mir grinste zu mir. „Also ich finde Hamitch cool" Meine Mutter, die auf einem der Sessel sah, sah kopfschüttelnd zu uns auf das Sofa. „Also ich bin ja ein Fan von-" fing sei an, doch ich unterbrach sie mit einem gelachten: „Sinner" Sie nickte. „Genau" Es war toll mit ihnen einen Film zu schauen. Meine Mutter hatte Xander einfach, wie selbstverständlich aufgenommen, weshalb er sie gefragt hat, ob sie nicht beim Filmabend mitmachen möchte. Ich hatte nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Ich freute mich, dass sie sich so gut verstanden.

„Aber wir stimmen doch alle mit ein, dass Rue einfach süß ist?", fragte ich in die Runde. Einstimmig nickten die beiden. Bald würde im Film Rues Beerdigung vorkommen und ich bereitete mich jetzt schon mal mental darauf vor. Da meine Mutter neben uns war, saßen Xander und ich mit angemessenem Sicherheitsabstand auf dem Sofa, doch entging mir nicht, wie seine Fingerspitzen leicht meine streiften. Er sah mir tief in die Augen. Gold traf auf grün.

Meine Mutter gähnte. „Ich gehe dann mal ins Bett und das solltet ihr zwei auch tun. Morgen ist Schule." Sind stand auf und streckte sich genüsslich. „Ach und du", sie deutete mit einem strengen Blick auf Xander. „Du schläfst auf der Gästematratze. Ich brauche erstmal ein bis zwei Wochen Gewöhnungszeit, bevor ihr in einem Bett schlafen dürft!" Sie lachte und verschwand. Mein Gesicht war hochrot. Tomaten wären auf die Farbe eifersüchtig!

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