Mein Herz brennt - Paul

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Wir saßen in einem Van, der uns zum Letnany Airport, zu unserem zweiten Konzert in Prag, bringen sollte.
Ich hatte meine Hände zwischen meine Schenkel geklemmt und saß einfach versteift da.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Ich war einerseits erleichtert darüber, dass ich in der Sauna nichts falsches gesagt hatte.
Ich war der festen Überzeugung, dass er dahinter gekommen war, dass ich für ihn mehr, als freundschaftliche Gefühle empfand.
Mit seinem „Das verstehen scheinbar so einige nicht", als Antwort darauf, dass meine Tochter nicht verstand, dass das ein klares Zeichen gegen Homophobie war.
Andererseits hatte ich nun Entgültig den Beweis, dass er niemals, auch nur annähernd etwas mehr, als nur freundschaftliche Gefühle für mich empfinden könnte.
Er saß neben mir und war ebenso still.
Er tippte auf seinem Handy rum. Schrieb jedoch nicht mit Kate, sondern mit Juliet.
Es ging darum, dass Richard in den folgenden Tagen nun endlich seine restlichen Sachen abholen wollte, die bereits seit 3 Jahren in Juliets Abstellkammer ruhten.
Flake berichtete derweil in allen Einzelheiten metaphorisch über seine kurze Wanderung mit Till am Mittag, die sie statt der Burgbesichtigung unternommen hatten.
„Die unberührte Schönheit der Natur und die Stille des Waldes ist einfach sonderbar!"
Schneider verdrehte die Augen.
Ich musste schmunzeln.
„Die Bäume in ihrer majestätischen Pracht erzeugen eine Symphonie aus ihren raschelnden Blättern und singenden Vögeln, die mich an ein harmonisches Gitarrenstück erinnert!"
Nun drehte sich Till ernst nach Flake um.
„Alter Flake, halt endlich die Schnauze!"
Nun brachen wir in schallendes Gelächter aus und die Stimmung lockerte sich deutlich auf.
Flake war beleidigt.

Wir fuhren am Stadion vorbei, wo wir scharen von Fans erblicken konnten.
Hinterm Stadion kamen wir zum stehen.
„So Jungs, aussteigen!" sagte Till, und stieg als erstes aus. Gemeinsam gingen wir in die Garderobe, um für das Konzert in einer Stunde fertig gemacht zu werden.
Ein schwerer Stein lag auf meiner Seele.
Ich war so bitter enttäuscht und der Liebeskummer war grenzenlos.
Ich versuchte meine Stimmung wegzulächeln, doch es war eben nicht mehr das gleiche wie noch vor drei Jahren.
Unerwiderte Liebe ist immer eine große Last.

Ich verlor mich wieder vollends in der Musik.
Ich fieberte auf das Lied „Ausländer" hin.
Doch dieses mal änderte Richard eigensinnig einige Dinge.
Beim Song „Mein Herz brennt" kam er plötzlich zu mir und gröhlte mit mir gemeinsam „mein Herz brennt" in mein Mikrofon.
Und das tat es wahrlich.
Mein Herz brannte.

Beim Übergang von „Du hast" zu „Sonne" strich er mir im vorbeigehen sanft über den Rücken.
Was sollte das?
Wollte er die breite Masse mit mehr „Paulchard"-Momenten füttern?
Wollte er mir in der eh schon brennenden Wunde bohren?
Oder wollte er es von sich aus?
Wohl kaum.

Unsere Gitarren verstummten.
Mein Herz sprang mir beinahe heraus.
Meine Seele brannte vor Verlangen.
Bitte, küss mich endlich.
Ich sah Richard erwartungsvoll am.
Man erkannte leichte Unsicherheit in seinem Blick.
Er wusste nicht, ob ein Kuss in Ordnung ginge.
Bitte, tu es einfach.
Ich lächelte ihn verlegen an.
Würde er dieses Zeichen richtig deuten können?
Er kam mir näher.
Ich dachte einen Moment lang, ich würde gleich ohnmächtig werden.
Wir schauten uns eine Sekunde lang in die Augen.
Ganz tief.
Als würde er geradewegs in meine Seele blicken können. Ich schaute verlegen weg.
Nun trennten uns nur noch wenige Zentimeter.
Und dann passierte es.
Er umarmte mich.
Er schlang beide Arme um mich herum. Ich tat es ihm gleich.
Ich spürte seinen warmen, verschwitzen Körper an meinem.
Ich war so überglücklich und zugleich tief enttäuscht.
Allem Anschein nach, war es nun vorbei mit unseren romantischen Paulchard-Küssen.
Doch just in diesem Moment, in einem Bruchteil einer Sekunde, löste sich Richard von mir und unsere Lippen verschmolzen.
Seine warmen, weichen Lippen, welche ich seit drei Jahren begehrte.
Mir wurde schwindelig und ich wusste nicht, wie mir geschah.
Damit hatte ich nun wirklich nicht mehr gerechnet.
Oh Richard, was tust du mir an?

Oh Richard, was tust du mir an?

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