TW: Suizid, SVV
Sie redeten von Koma.
Sie redeten, als wäre ich ein Gegenstand.
Sie redeten, als würde ich sie nicht hören.Schneider erzählte mir von seinen Kindern,
Olli von unserem kennenlernen. Damals.
Flake erinnerte sich an unsere Zeit bei Feeling B.
Till sagte nicht viel, sondern entschuldigte sich immer wieder und streichelte meine rechte Hand.Aber eines hatten sie alle gemeinsam.
Sie verabschiedeten sich.Ich war wohl tot. Lebendig in einer toten, kalten Körperhülle.
Fühlte sich so sterben an?
Ich war mir durchaus bewusst, was ich getan hatte.
Nur tat ich es, mit dem Ziel, nichts mehr spüren zu können.
Mein Leben komplett zu löschen.Ich wollte jeden einzelnen meiner Jungs in den Arm nehmen und feste drücken.
Nur leider konnte ich nicht auf mich aufmerksam machen.
Der Zustand war ermüdend. Frustrierend.
Die traurigen Geschichten und das heraufholen der Vergangenheit, in der noch alles bunt und wunderschön, ja fast sorgenfrei war, war ermüdend.
Die Verabschiedungen waren tränenreich.
Ich ließ mich von meiner schier nicht enden wollenden Müdigkeit treiben.Es war ein Kuss, welcher mich aus dem Schlaf holte.
Ein warm-weicher, mir nur allzu vertrauter Kuss an meiner Stirn.
Ich sog seinen Geruch ein.
Mein Körper kribbelte. Mir wurde warm.
Es war Richard.
So nah war er mir seit einem Jahr nicht mehr gekommen.
Ich spürte einen sanften Druck auf meinem Oberschenkel. Es muss sein Kopf gewesen sein, den er voller Verzweiflung dort parkte und meine Bettwäsche vollheulte.
„Es tut mir so leid, Paul." er schluchzte.
Er weinte.
„Paul, es tut mir alles so unendlich leid."
„Was soll ich nur ohne dich machen?"
Hörte ich gerade richtig?
Mein Herz kribbelte.
Mein Verstand ging mit mir durch.
Meine Magengegend schmerzte.
Die Endorphine rauschten mir durch die Blutbahnen.Piieeeeep, Piieeeeep, Piep, piep, piep, pieppieppiep...
Ich hörte einen lauten Knall.
„ZUR SEITE MIT IHNEN!" schrie eine mir fremde Stimme.
„Nein Paul, du darfst nicht sterben! Tu mir das nicht an! ....nicht jetzt!" schrie nun auch Richard verzweifelt.Piep, piep, piieeeep, piieeeep...
Stille
„Was zum Teufel?" hörte ich eine Junge Frau.
„Vermutlich ein Fehler" sagte ein Mann.
An mir wurde herumgeruckelt und neben mir hörte ich jemanden Knöpfe drücken.
Dann fiel die Tür ins Schloss.
Nein, Richard. Wo bist du nur?Eine Träne bannte sich den Weg nach draußen.
So sehr hatte ich mir einen letzten Kuss seiner zarten, weichen, perfekten Lippen und seinen Atem auf meiner Oberlippe gewünscht.„Ist das normal, dass seine Augen tränen?" Es war Richards unsichere Stimme.
„Ja, das kann beim Komapatienten durchaus mal vorkommen!"
Jemand wischte mir meine Träne weg. Danach fiel die Tür wieder ins Schloss. Richard und ich waren wieder allein.
Er nahm wieder meine Hand und streichelte über meinen Handrücken.
„Paul, es tut mir so leid, dass ich dir kein Gehör geschenkt habe, dass ich dir nicht geglaubt habe!"
Gleich würde er wieder das weinen anfangen.
„Ich habe dir nicht einmal die Möglichkeit gegeben, dich zu äußern."
„Ich will dir nur sagen...
Du bist mein bester Kumpel und..
...dass ich dich unfassbar doll lieb habe."Ich riss die Augen auf. Geblendet vom kühlen Licht des Krankenzimmers, blinzelte ich zweimal.
„Was?" brachte ich heraus.
„Fuck!" rief Richard und sprang auf. Der Stuhl, auf dem er vor meinem Bett saß, kippte geräuschvoll nach hinten auf den Boden.
Sofort wurde die Tür aufgestoßen.
„Was ist hier los?" rief eine Schwester.
Richard hielt sich die Hand vor den Mund, starrte mich an und zeigte mir dem Zeigefinger auf mich.
Die Schwester folgte seinem Finger.
Ihr Mund stand weit geöffnet, nicht fähig, sich zu bewegen.
Nach einigen Sekunden stürmte sie heraus.
Richard stand wie angewurzelt am Ende des Raumes.
Er trug ein Marineblaues Hemd und eine schwarze, enge Jeans. Seine Haare waren zerzaust und sein Gesicht leicht geschwollen. Seine Augen gerötet.
„Paul, du lebst" brachte er leise hervor.
„Scheiße du lebst!" er kam wieder auf mich zu.
Tränen strömten über sein Gesicht.
„Du lebst, fuck!" er lachte unter Tränen und küsste mich auf die Stirn.
Er presste meine Stirn an seine und wir blickten uns tief in die Augen.
Mein Herz. Bitte, küss mich doch einfach.
Er hörte nicht mehr auf zu weinen.
Er nahm mein Gesicht in beide Hände und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn.
Dieser Mann brachte mich um den Verstand.
Woher auf einmal die Wandlung?
„Bitte sag nochmal was" stammelte er.
„Hi... ...Richard!" Ich lächelte müde.
Es war anstrengend, diese beiden Worte über meine Lippen zu bringen.
Ich konnte nicht mehr aufhören zu lächeln.
Ich konnte nicht mehr aufhören, ihn anzuschauen.
So ein schöner Mann.
So ein gebrochener Mann.
Ich hörte schnelle Schritte auf dem Gang.
„Herr Landers, Hallo!" ein Arzt kam an das Krankenbett.
„Ich bin Herr Doktor Hirschfeld. Ihr behandelnder Arzt." hinter ihm standen, sage und schreibe, fünf Ärzte und drei Schwestern.
Es war ein stetiges Rein und Raus.
Jeder Arzt und jede Schwester wollten sich davon überzeugen, dass ich erwacht war.Er stellte mir unendlich viele Fragen, klopfte auf verschiedenste Körperregionen und betonte immer wieder, welch ein medizinisches Wunder vor ihm liegen würde.
Er erzählte, dass man mich mit aufgeschnittenen Armen in meiner Wohnung liegend, auffand, dass ich 2,5l Blut verlor und mittels eiliger Bluttransfusionen in wirklich allerletzter Sekunde gerettet werden konnte.
Meine Schnitte, die ich mir mit einem Küchenmesser zuzog, mussten genäht und geklebt werden.
„Warum hast du das getan?" hauchte mir Richard zu. Ich fand keine Antwort.
Ich erfuhr, dass Juliet, Richards Ex mich fand, nachdem sie mit ihrem 3 Wochen alten Sohn in windeseile zu mir gerast war.Wir hatten sehr viel telefoniert.
Ich erzählte ihr von Richard und der Band.
Ich erzählte ihr, dass alle glaubten, ich wäre der Vater vom kleinen Elias, und sie meine neue Liebe.
Ihr Plan war es gewesen, die Band selber von meiner Unschuld zu unterrichten. Doch leider hatte jedes Bandmitglied ihre Nummer blockiert, und unser Management drohte ihr mit einer Einstweiligen Verfügung, sofern sie sich nicht von der Band fernhielt.
Das war ihr zu riskant, zumal sie sich, verständlicherweise, erst einmal an ihren neuen Job als alleinerziehende Mutter gewöhnen musste.
Sie war psychisch ebenfalls etwas angeschlagen.
Die schnelle Geburt im Goodfish hatte ihr Körper nicht gut verkraftet, weswegen sie noch zwei ganze Wochen mit starkem Muskelzittern zu kämpfen hatte.
Unser letzter Hoffnungsschimmer, die Situation auflösen zu können, war ein Vaterschaftstest, den ich dem Management zukommen lassen würde. Diese erwarteten ohnehin, dass ich eine Abtrittserklärung unterschrieb und ihnen zusendete.
Nach Tills Abgang hatte sich niemand mehr, außer Juliet, bei mir gemeldet. Ich fiel in ein tiefes Loch, fühlte mich wertlos, gehasst und unfähig.
Mich konnte man nicht lieben.
Meine große Liebe hasste mich, aufgrund eines Missverständnisses, welches erst aufgeklärt werden konnte, sofern das Testergebnis schwarz auf weiß vor uns lag.
Natürlich würde es negativ ausfallen.
Ich hatte niemals etwas mit Juliet.Die zwei Wochen Wartezeit auf das Testergebnis waren unsagbar lang gewesen.
Ich lebte in den Tag hinein, duschte nicht mehr, heulte nur noch, trank und schlief.
Die bösen Gedanken legten sich wie ein schwerer Mantel, der von Tag zu Tag schwerer wurde, um meine Schultern. Am letzten Tag wurde mir klar, dass egal, was ich unternehmen würde - den Kuss konnte ich nicht rechtfertigen.
Nicht ohne allen mitzuteilen, dass ich mich unsterblich in meinen Co-Gitarristen und besten Freund Richard verliebt hatte.
Das hätte die Band, und vor allem Richard nicht verstanden.
Also war es egal.
Früher oder später wäre ich aus der Band geflogen. Meinem Lebenssinn.
Ich verabschiedete mich am Telefon von Juliet und wünschte ihr und Elias alles gute, ehe ich auflegte und das Messer an meinem Handgelenk platzierte.
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#Paulchard - Mein Herz brennt!
FanfictionEine detailverliebte Fanfiction über Paul Landers und Richard Z. Kruspe in Buchlänge. Regelmäßig neue Kapitel. Viel Spaß! 🩷 Achtung: Alles geschriebene entspricht meiner eigenen Fantasie und ist keinesfalls die Realität der Band und der Bandmitgli...