Halleluja - Richard

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Jetzt war ich dran.
Nachdem Paul mir in den letzten Tagen so rührend zur Seite stand, war es das mindeste, was ich tun konnte, ihm, und seiner 17-Jährigen Tochter beiseite zu stehen.
Er gab sich taff, dennoch merkte man ihm an, wie er sich um Lilli sorgte.

„Ist das heutzutage denn immer noch so schlimm?" fragte Flake.
Ich drehte mich zu ihm um.
„Natürlich. Das war damals schon schlimm, als ich mit Bruce aus der DDR über Ungarn nach Westberlin flüchtete. Ich hab's am eigenen Leib erfahren müssen!" erwähnte ich.
„Aber in Deutschland sind wir doch nun recht aufgeklärt!" sagte Flake stirnrunzelnd.
„Es gibt immer noch Länder wie Polen. Da ist noch zu viel christlicher Halleluja. Oder Russland, die immer noch nichts verstanden haben. In Russland steht dies sogar unter Strafe!" berichtete ich unserem Keyboarder.
„Na, dann lasst uns doch ein Zeichen setzen!" warf Olli in den Raum.
„Wir könnten zum Start in Gelsenkirchen die Regenbogenflagge schwingen, oder in diesen Farben das Bühnenbild beleuchten." sagte Schneider nachdenklich.
„Wenn wir bereits in Gelsenkirchen damit anfangen, werden wir vermutlich in Polen und Russland nicht auftreten dürfen." erwähnte Till beiläufig.
Er strich sich nachdenklich durch seine Haare.
„Aber ein Skandal würde uns tatsächlich nicht schaden" sagte Till belustigt.
„Dann lass uns vorerst die Flagge schwingen und in Russland legen wir noch einen drauf" sagte Schneider.
„Was schwebt dir vor?" fragte Olli skeptisch.
Schneider starrte nachdenklich Richtung Couchtisch, um den wir saßen.
Sein Blick fiel auf eine Sonderausgabe des Heftes „Rock Classics" welche Flake sich als Unterhaltung für den Flug im Dutyfree-Shop gekauft hatte.
Auf der Titelseite war die Band „Kiss" abgebild.
„Kiss" murmelte Schneider. „Ich hab's!"
Alle schauten Schneider erwartungsvoll an.
„Wie wäre es, wenn zwei von uns sich nach der Show küssen? Als Zeichen gegen Homophobie"
„Ja das ist eine super Idee!" sagte Olli.
„Und wer?" fragte Flake unsicher.
„Du und ich" sagte Till flirtend in Flakes Richtung.
„Och nee..." gab Flake wenig begeistert von sich.
„Dann unsere lieben Gründer und Urgesteine Till und Richard" sagte Olli belustigt.
„Auf keinen Fall" sagte ich sicher. „Till rammt mir seine Zunge in den Hals". Till lachte und bewegte seine Zunge heftig in meine Richtung.
„Dann bleiben nur noch Paule und du" sagte Flake selbstsicher in meine Richtung.
„Wie wär's denn mit euch beiden?" Ich deutete zu Olli und Schneider.
„Ist schlecht, da beide im Hintergrund stehen." sagte Paul gelangweilt.
„Also?" fragte Till mit hochgezogenen Augenbrauen.
Ich schaute Paul an. War das in Ordnung für ihn?
Er grinste schelmisch.
„Also ist das nun beschlossene Sache!" freute sich Till.
„Aber hey! Verliebt wird sich nicht!"

Paulchard - Mein Herz brennt! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt