„Richard wird die Band verlassen!"
Mir dröhnte der Schädel.
Meine Lippen klebten aneinander und ich hatte einen pappigen Geschmack im Mund.
Ich riss die Augen auf, nur um sie danach wieder ein paar mal zusammenzukneifen.
„W-was sagst du da?" krächzte ich.
Ich blickte verschwommenen Auges auf die Gestalten rund um mein Krankenbett.
Ich war seit gestern Abend wieder bei Sinnen.
Mehr oder weniger.
Aber dieser einzelne Satz war der schlimmste, den ich bisher in meinem Leben zu hören bekam.Richard wird die Gruppe verlassen!
„Paul!" es war Flake.
Sofort kamen die Gestalten näher und ihre Erscheinungen wurden langsam schärfer.
Till, Flake, Schneider und Oliver standen um mich herum. Ich blickte auf Tills Platzwunde. Auch Oliver sah nicht gut aus.
Schneider wirkte müde und abgeschlagen.
Flake hatte geheult. Seine Augen war von dunklen Augenringe unterlegt und seine Augen waren rosa gefärbt.
„Was ist mit Richard?!" fuhr ich meine Kollegen wütend an und richtete mich im Bett auf, was ich aufgrund des stechenden Kopfschmerzes sofort bereute. Ich hielt mir die Schläfen und ließ mich langsam wieder in das Kissen sinken.
Die Frage war mir wichtiger zu stellen, als diese, was überhaupt genau mit uns passiert war.
„Richard geht es gut. Den Umständen entsprechend." sagte Till und schaute besorgt auf meinen Schädel.
„Warum geht er? Einfach so???" Mir stiegen die Tränen auf.
Schneider sah mich missbilligend an, und auch Olli hatte laut seinem Blick, nichts, als Verachtung für mich übrig.
„Hör mal Paule, Richard hat damals auch mit meiner Ex ein Kind gezeugt, nachdem ich mich scheiden lassen habe. Erinnerst du dich?"
Till hielt meine Hand.
Was wollte er von mir? Warum erzählte er mir das?
„Er verliebte sich in sie. Dagegen konnte er nichts machen. Natürlich war ich nicht begeistert. Aber Richard war damals ehrlich zu mir und bat um meine Erlaubnis. Noch bevor das Kind entstand.".
Ich wollte doch nur wissen, wieso Richard die Band verließ.
„Nur so konnte die Freundschaft bestehen bleiben und Richard mit ihr glücklich werden.
Das hättest du auch tun sollen." er schaute mir ernst in die Augen.
Ich verstand nichts mehr.
„Richard ist am Boden zerstört. Er will mit niemandem mehr reden. Er ist der Meinung, wir haben von der Beziehung mit dir und Juliet gewusst und auch, dass du Vater wirst. Ach übrigens, -Herzlichen Glückwunsch zum Sohn.
Juliet und das Kind sind wohlauf! Dank Schneider!" Till grinste.
Auch über Schneiders Gesicht huschte ein kurzes, warmes lächeln.
Mir blieb der Mund offen stehen.
„Was?", „Was sagst du da?" fragte ich empört.
Ich richtete mich wieder auf. Folgend wurde ich wieder mit einem Blitzschlag durch meinen Kopf gestraft.
„Ich hab nichts mit Juliet!" antwortete ich still in einem lauten Tonfall, der so keineswegs beabsichtigt war.
Olli schüttelte fassungslos den Kopf und lief mit Händen über dem Kopf, an die Decke blickend durchs Zimmer.
Er drehte sich zu mir um und schrie mich an: „Ich hab eure Lügereien so satt! Nicht einmal das kannst du zugeben!"
Sofort kamen 2 Krankenpflegerinnen ins Zimmer gestürmt und baten Oliver, das Zimmer zu verlassen. Dieser Bitte folgte er widerstandslos.Die Flüssigkeit stieg mir in die Augen.
Was war hier los?
Ich schüttelte den dröhnenden Kopf und ließ meinen Tränen freien Lauf.
Till seufzte.
„Paule, ich weiß, dass man dir gestern, als du wach wurdest, erzählte, dass einen Unfall hattest.
Bloß war der Unfall Richard, der dir im Goodfish eine verpasst hat, nachdem du Juliet geküsst hattest"
„ICH HAB WAS?", „Wollt ihr mich komplett verarschen? Wo ist die Kamera?" schrie ich Till verärgert an.
„Paul beruhig dich. Die Schwester sagte schon, dass du Erinnerungslücken haben könntest. Vielleicht freust du dich erst einmal über die Geburt vom kleinen Elias!" er lächelte sanft.
Ich ließ verzweifelt den Kopf in den Nacken fallen.
Fast schon gelangweilt sagte ich: „Behauptet sie das etwa?"
„Wer behauptet was?" fragte Till unsicher.
„Juliet. Das ich etwas mit ihr habe? Und dass das Kind meines ist?"
Es war nicht auszuschließen, das Juliet Richard oder mich erneut verletzen wollte.
Hatte ich mich von ihrer erwachsenen Haltung blenden lassen?
„N-nein" schüttelte Till den Kopf.
„Und von wem habt ihr die Info?" fragte ich böse mit gerunzelter Stirn.
„Na das war wohl offensichtlich!" sagte Schneider lachhaft.
Ich war sprachlos.
„Kommunikation ist nicht mehr unsere Stärke, was?" ich war immer noch sauer.
Keiner sagte etwas.
„Paul, es passt alles zusammen.
Du wolltest die abgemachten Küsse während der Tour mit Richard nicht mehr durchziehen, die er nur dir zuliebe durchzog, danach sehen wir dich monatelang nicht. Insbesondere Richard hast du 9 volle Monate komplett ignoriert", Till schnappte scharf nach Luft.
„Und plötzlich sehen wir dich, mit einer schwangeren Juliet, knutschend in der Bar sitzen."
Mir fiel die Kinnlade herunter.
Als Aussenstehender würde ich mir auch nicht glauben.
Es passte, wie Till schon sagte, alles perfekt zusammen. Es hatte mir die Sprache verschlagen. Ich schlug mir die Hände vors Gesicht und ließ mich von einer Tränenflut der Verzweiflung übermannen.
„Ich kann mir den Scheiß nicht mehr geben." sagte Schneider verachtend. Ich blickte auf und sah Flake, der nicht so recht wusste, was er machen sollte. Er schaute mich mitleidig an, entschied sich dann aber dazu, unserem Schlagzeuger zu folgen.
Nun war ich mit Till alleine.
„Till, bitte hör mir zu! Bitte" ich flehte ihn an.
Es muss armselig ausgesehen haben.
Er schaute mich erwartungsvoll an.
Was sollte ich ihm sagen?
Die Wahrheit? Nein. Das konnte ich nicht.
Obwohl das längst überfällig war.
Ich schwieg. Die Stille, die den Raum füllte, dauerte zu lang. Ich schmeckte meine salzigen Tränen, die sich im Mundwinkel sammelten.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Till ließ den Kopf hängen und sagte „Es tut mir leid, Paul.".
Er stand auf bewegte sich langsam Richtung Zimmertür schaute zur Decke, um die Tränen zurückzuhalten und schluckte schwer. Danach kramte er einen Briefumschlag aus der Innentasche seiner Jacke und legte mir diesen auf das Bett, ehe er mir wieder den Rücken kehrte und sich ein letztes Mal umblickte.
Er schloss die Tür hinter sich.
Nichts, was bisher in meinem Leben passierte, tat so weh, wie dieses Gefühl, welches ich gerade verspürte.
Ich streckte meine Hand nach dem, noch warmen Brief, an meinen Fußende. Ich riss ihn auf und las:Abtrittserklärung der Rechte in Bzg. auf die Band „Rammstein"
Ich sollte die Band verlassen.
Ich hatte somit alles verloren, was meinem Leben Sinn gab.
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Paulchard - Mein Herz brennt!
Fanfic„Eine kurze Rückversicherung. Es war okay. Unsere Gesichter kamen aufeinander zu. Ich spürte einen kurzen Windstoß seines Atems, bevor seine Lippen meine berührten. Ein Blitzschlag durchfuhr mich. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Meine Magengeg...