Kapitel 10

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Ein sanftes Licht sickerte durch die Gardinen von Nathans Schlafzimmer. Der Morgen graute leise über der Stadt. Sami lag noch immer in Nathans Armen, halb wach, halb in einem Zustand zwischen Traum und Realität. Die Nacht lag wie ein warmes, schützendes Band um sie beide. Er fühlte sich seltsam ruhig, fast wie in einer anderen Welt, in der alles einfacher und unbeschwerter war.

Nathans Atem war ruhig und gleichmäßig. Sami hörte sein sanftes Herz. Er fühlte die Wärme seines Körpers neben sich. Es war ein Moment, wie er ihn noch nie wirklich gekannt hatte – eine vertraute, stille Nähe, die mehr sprach als Worte.

Nathan schien seinen Blick zu spüren und öffnete langsam die Augen. Für einen Augenblick sah er Sami nur an, ein leichtes, verschlafenes Lächeln spielte um seine Lippen. „Guten Morgen," murmelte er leise und zog Sami ein wenig enger an sich.

„Guten Morgen," erwiderte Sami, und auch er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Er spürte, wie die Wärme in seiner Brust aufstieg, und es war, als könnte er alles um sich herum vergessen. Keine Zweifel, keine Angst – nur das hier, dieses einfache, kleine Glück.

Eine Weile lagen sie einfach so da. Die Stille zwischen ihnen trug mehr Frieden in sich, als Sami es jemals für möglich gehalten hätte. Es war neu für ihn, so nah bei jemandem zu sein. Er fühlte sich sicher und wollte nicht fliehen.

„Woran denkst du?" fragte Nathan leise und strich mit einer Hand sanft über Samis Rücken. Ihre Berührung war leicht, fast wie ein Flüstern. Doch sie ließ Sami erschauern, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus.

Sami zögerte einen Moment. Dann sah er in Nathans Augen und sagte: „Ich glaube, ich denke daran, wie seltsam das hier für mich ist." "Ich... Ich bin nicht gewöhnt, dass jemand so bleibt." Seine Stimme war ruhig, fast verwundert. Diese Wahrheit machte ihn verletzlich.

Nathan nickte und legte eine Hand an Samis Wange, strich sanft darüber. „Ich bin auch nicht daran gewöhnt," gab er zu, und in seinen Augen lag etwas Weiches, Ehrliches. „Aber vielleicht ist das gut so. Vielleicht sind wir beide bereit, für einen Moment aus unseren Gewohnheiten auszubrechen."

Sami lächelte und legte seine Stirn an Nathans. Sie lagen nur da, atmeten im gleichen Rhythmus, ließen die Welt um sich herum verschwinden. Für Sami war es das erste Mal. Jemand hielt so lange seine Nähe, ohne ihn loszulassen oder sich zurückzuziehen.

Nach einer Weile hob Nathan den Kopf. Er betrachtete Sami. Sein Blick zeigte Zuneigung und Neugier. „Hast du irgendwelche Rituale am Morgen?" fragte er leise. Er schenkte ihm ein leichtes, neckisches Lächeln.

Sami lachte leise. „Kaffee, meistens. Viel Kaffee. Und ein wenig Zeit für mich."

Nathan grinste. „Das könnte ich dir bieten. "Zumindest den Kaffee." Er setzte sich auf und zog Sami sanft mit. Zusammen gingen sie in die Küche. Es war ein beinahe stilles Zusammensein, und doch sprach alles an diesem Morgen für sich.

Sami setzte sich auf einen der Hocker am Tresen, während Nathan begann, Kaffee zu kochen. Der Duft verbreitete sich bald in der kleinen Küche, und Sami spürte eine wohlige Zufriedenheit. Das Morgenlicht fiel auf Nathans Gesicht. Für einen Moment sah er so entspannt und friedlich aus, dass Sami ihn nur schweigend betrachtete. Sie brannte sich diesen Augenblick ins Gedächtnis.

Nathan brachte ihm eine Tasse und setzte sich gegenüber. Seine Hände ruhten entspannt um seine eigene Tasse. Sie unterhielten sich leise über Kleinigkeiten. Sie tauschten Erinnerungen aus und lachten über Geschichten aus ihrer Kindheit. Es war ein sanftes Hin und Her. Je länger sie redeten, desto mehr wuchs das Gefühl, dass es gut war, dass sie hier saßen, miteinander verbunden und doch frei.

Irgendwann stand Nathan auf und kam zu Sami. Er legte eine Hand auf seine Schulter und ließ sie langsam über seinen Arm gleiten. Sami sah auf und spürte, wie sein Herz einen Schlag lang schneller wurde. Es war ein stiller, inniger Moment. Ein kleiner Ausdruck der Zuneigung. Er bedeutete ihm, dass Nathan sich ihm innerlich öffnete.

Nathan zog ihn sanft zu sich, ihre Lippen trafen sich in einem langsamen, zärtlichen Kuss. Es war kein wildes, überstürztes Bedürfnis. Es war eine stille Verbindung. Die verband alles, was sie sich nicht zu sagen wagten. Sami gab sich dem Kuss hin. Nathans Hände glitten über seine Schultern. Er spürte, wie eine Vertrautheit wuchs. Sie war wie eine Wurzel, die sich langsam in die Tiefe grub.

„Du bist wirklich einzigartig, Sami," murmelte Nathan. Sami wollte sich in diesem Moment verlieren. Es war ein Gefühl von Geborgenheit, von Akzeptanz. Das beruhigte ihn und verdrängte seine Ängste.

Sie blieben noch lange in dieser stillen Nähe, ohne dass Worte notwendig waren. Der Morgen verstrich, und die Sonne stand inzwischen höher am Himmel. Doch in diesem Raum, in diesem kleinen Augenblick, schien die Zeit stillzustehen. Sami wusste, dass es noch viele, schwierige Fragen geben würde. Aber gerade in diesem Moment war, das alles weit entfernt, bedeutungslos.

Als sie schließlich voneinander abließen, strahlten beide ein leichtes, warmes Lächeln aus. Sie wussten, dass sie etwas gefunden hatten. Es war neu und doch vertraut. Ein stilles, gemeinsames Vertrauen. Es gab ihnen beiden Hoffnung.

„Wollen wir spazieren gehen?" fragte Nathan. Sami nickte, froh, den Tag mit ihm zu verbringen. Sie zogen sich an und traten hinaus in die klare Morgenluft. Ihre Schritte waren im gleichen Takt, ihre Herzen ruhig und erfüllt.

Und für diesen einen Tag ließen sie sich einfach fallen. Ohne Zweifel, ohne Ängste. Nur mit dem Wissen, dass sie hier und jetzt, genau dort, wo sie sein sollten.

Whisper of the ScarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt