Sami und Nathan saßen dicht nebeneinander auf der Couch. Die Dunkelheit der Wohnung hüllte sie ein. Die Stille war warm und vertraut. Samis Kopf ruhte auf Nathans Schulter. Er spürte das langsame Heben und Senken von Nathans Atem. Das brachte ihm eine sanfte Ruhe. Für den Moment schien die Welt außerhalb dieses Zimmers unbedeutend.
Doch während sie saßen, spürte Sami, wie Gedanken in ihm aufstiegen, die er nicht beiseiteschieben konnte. Ein Teil von ihm genoss die Nähe, die Zärtlichkeit, die Nathan ihm gab. Doch ein anderer Teil wusste, dass sie nicht ewig so bleiben konnten. Zu viel war noch ungeklärt. Ein unausgesprochenes Versprechen lastete auf ihnen.
Er hob schließlich den Kopf, löste sich ein Stück weit von Nathan und sah ihn mit einem sanften Lächeln an. „Ich könnte ewig so sitzen", flüsterte er. „Aber wir wissen, dass wir noch zu reden haben."
Nathan nickte langsam, und ein Hauch von Nachdenklichkeit legte sich über sein Gesicht. „Ja, du hast recht", antwortete er leise. „Ich habe das Gefühl, dass es noch viele Dinge gibt, die zwischen uns stehen. Dinge, die wir vielleicht aus Angst vor den Konsequenzen nicht ansprechen."
Sami hielt den Blickkontakt und versuchte, seine eigenen Gedanken zu ordnen. „Es ist diese Ungewissheit", begann er zögernd. „Ich habe das Gefühl, dass deine Vergangenheit immer noch so viel Macht über uns hat. Diese Person, die dich so fest in ihrem Griff hatte – sie ist wie ein Schatten, der immer noch hier bei uns ist."
Nathan sah ihn lange und durchdringend an. In seinen Augen lag ein Hauch von Traurigkeit, vielleicht auch von Resignation. „Du hast recht, Sami", sagte er schließlich. „Diese Person, diese... Kontrolle, die sie über mich hatte, lässt sich nicht so leicht abstreifen. Aber ich will nicht, dass du darunter leidest."
„Vielleicht ist das nicht ganz zu vermeiden", gab Sami sanft zurück. „Aber ich will, dass wir ehrlich miteinander sind." „Ich will nicht zurückblicken und merken, dass wir etwas, das wichtig ist, verschwiegen haben." Sein Herz schlug schneller. Doch er wusste, dass dieser Moment wichtig war.
Nathan atmete tief durch. Dann nahm er Samis Hand. Mit dieser kleinen Berührung wollte er die Distanz zwischen ihnen überbrücken. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich dich, ohne dass du es verdient hast, durch meine Vergangenheit verletze. Dass das, was ich dir biete, nicht genug ist." Seine Stimme war leise, doch die Reue darin war deutlich zu spüren. „Aber ich will, dass du weißt, dass ich dir nichts verheimlichen werde. Was auch passiert – ich werde es mit dir teilen."
Sami nickte langsam. Nathans Entschlossenheit beruhigte ihn etwas. Er spürte, dass Nathan es ernst meinte. Sie waren bereit, die Lasten der Vergangenheit gemeinsam zu tragen. Die Angst war noch da. Doch die kleine Bestätigung, dass sie einander nicht loslassen wollten, tröstete ihn.
Eine Weile saßen sie wieder schweigend da. Dann hob Nathan den Blick und lächelte ihn an. Sami erwiderte das Lächeln sofort. „Hast du Hunger?", fragte Nathan sanft. „Ich könnte uns etwas kochen. Es wird nichts Großartiges, aber ich glaube, wir könnten beide etwas Warmes gebrauchen."
Sami nickte und lächelte, dankbar für den Moment der Normalität. „Das klingt gut", sagte er, und er spürte, wie die Anspannung langsam von ihm abfiel. „Ich helfe dir."
Zusammen gingen sie in die kleine Küche. Sami spürte, wie die Ruhe des Augenblicks sich in seinem Inneren ausbreitete. Während Nathan die Zutaten zusammensuchte, schnitt Sami Gemüse. Er wollte die gleichmäßigen Bewegungen des Messers beobachten. Die Spannung zwischen ihnen ließ langsam nach. Eine warme Zufriedenheit nahm ihren Platz ein.
Nach einer Weile erfüllte der Duft frisch gekochter Pasta und würziger Soße die Küche. Sie lachten über Kleinigkeiten, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatten. Es war, als hätten sie für diesen Moment all die Sorgen und Ängste hinter sich gelassen.
Als das Essen fertig war, setzten sie sich an den Küchentisch. Sami nahm einen ersten Bissen, lächelte und sah Nathan an. „Das schmeckt großartig. Ich wusste nicht, dass du so gut kochen kannst."
Nathan lachte leise. „Naja, ich habe einige Tricks gelernt. Aber ich denke, es schmeckt besser, weil ich es mit dir teilen kann."
Sami fühlte, wie sein Herz schneller schlug, und ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen. Es war ein einfacher Moment, doch er trug mehr Bedeutung in sich, als Worte ausdrücken konnten. Sie aßen weiter in Ruhe, genossen die Wärme des Essens und die Nähe zueinander.
Nachdem sie die Teller abgeräumt und den Tisch geputzt hatten, kehrten sie ins Wohnzimmer zurück. Die Nacht war mittlerweile tief, und nur das weiche Licht der kleinen Lampe erhellte den Raum. Nathan setzte sich auf die Couch und zog Sami sanft zu sich. Nun lag Sami neben ihm, mit dem Kopf an Nathans Brust. Dessen Arme umschlossen ihn fest.
„Weißt du, Sami", begann Nathan leise. Sami spürte, wie seine Stimme in seiner Brust vibrierte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden wie dich in mein Leben lassen könnte. Dass ich jemandem so nah sein könnte. Und manchmal macht es mir auch immer noch Angst. Aber ich weiß, dass ich ohne dich verloren wäre."
Sami hob den Kopf, sah ihm in die Augen und legte eine Hand an Nathans Wange. „Ich bin auch froh, dass wir hier sind, zusammen. Dass wir uns beide entschieden haben, an uns zu glauben."
Nathan beugte sich vor, und ihre Lippen trafen sich in einem sanften Kuss. Der Kuss drückte all die unausgesprochenen Gefühle zwischen ihnen aus. Es war kein leidenschaftlicher Kuss. Er sprach von tiefer Verbundenheit. Er versprach, in der Dunkelheit füreinander da zu sein.
Die Stunden vergingen, während sie eng aneinandergekuschelt auf der Couch lagen. Die Stille um sie herum war nicht mehr bedrückend, sondern beruhigend. Es war, als hätten sie in dieser Nacht ein unsichtbares Band geknüpft. Es hielt sie und erinnerte sie daran, dass sie einander hatten, egal, was die Zukunft bringen mochte.
Als die ersten Sonnenstrahlen den Raum sanft erleuchteten, spürte Sami, wie die Müdigkeit über ihn kam. Seine Augen fielen langsam zu. Neben Nathan fühlte er sich so sicher wie nie zuvor. Als er die Wärme seiner Umarmung spürte, schlief er schließlich friedlich ein. Ein Lächeln auf den Lippen und das Wissen im Herzen, dass er hier, in diesem Moment, genau dort war, wo er sein sollte.
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Whisper of the Scars
Romantik⚠ Trigger Warnung ⚠ Diese Geschichte ist nichts für schwache Nerven. Sie entführt dich in die dunklen Abgründe der Seele, wo Schmerz, Sehnsucht und Angst ein gefährliches Spiel treiben. Inhalte, die dich triggern könnten: Tiefe emotionale Isolation...