Kapitel 32

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Das sterile Licht des Krankenhauszimmers brannte in Samis Augen, als er eintrat. Sein Blick fiel sofort auf Nathan, der blass, aber bei Bewusstsein auf dem Bett lag. Die Monitore piepsten in einem regelmäßigen Rhythmus, und das leise Summen der Geräte füllte die Luft.

Sami zögerte, seine Hände klammerten sich an die Tür. Für einen Moment schien es, als hätte die Welt aufgehört, sich zu drehen. Nathan hob den Kopf, seine Augen suchten den Raum ab, bis sie Sami fanden.

„Da bist du," murmelte Nathan, seine Stimme heiser, aber warm.

Sami schluckte hart, bevor er nähertrat. Seine Knie fühlten sich weich an, als er sich an die Bettkante setzte. „Natürlich bin ich hier," sagte er leise. „Ich... Ich hatte solche Angst."

Nathan schloss kurz die Augen, ein schwaches Lächeln zog über sein Gesicht. „Ich hatte auch Angst. Aber nicht um mich. Um dich."

„Warum um mich?" fragte Sami, seine Stimme zitterte.

Nathan hob leicht eine Hand, als wollte er Samis Gesicht berühren, doch seine Kraft reichte nicht aus. Sami ergriff Nathans Hand und hielt sie fest.

„Weil ich wusste, wie du dich fühlen würdest, wenn... wenn ich es nicht schaffen würde," flüsterte Nathan. „Aber ich bin noch hier. Für dich."

Samis Augen füllten sich mit Tränen, doch er ließ sie nicht fallen. „Du bist so stur," murmelte er, ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen. „Du könntest es dir leicht machen, aber nein, du kämpfst. Du... du bleibst."

Nathan drückte Samis Hand schwach. „Ich bleibe. Solange du mich lässt."

Sami lehnte sich vor und legte die Stirn auf Nathans Hand. „Ich lass dich nicht mehr los," flüsterte er.

Der Arzt betrat das Zimmer, eine Akte in der Hand, und nickte Sami zu, der an Nathans Seite saß. „Herr Delcourt wird sich vollständig erholen," sagte er. „Der Eingriff war erfolgreich, aber er braucht Zeit und Ruhe."

Sami fühlte, wie die Anspannung in seiner Brust nachließ. „Danke," sagte er leise.

Nathan hob eine Augenbraue. „Hörst du das? Ich werde wieder fit. Du kommst hier nicht mehr aus der Sache raus, Sami."

Sami lächelte, und zum ersten Mal seit Tagen fühlte er, wie sich die Dunkelheit in ihm lichtete. „Ich glaube, ich habe keine Wahl," sagte er leise und drückte Nathans Hand.

Nathan wurde aus dem Krankenhaus entlassen, und Sami war an seiner Seite, als sie zusammen in Nathans Wohnung zurückkehrten. Es war eine seltsame Mischung aus Vertrautheit und Neubeginn. Nathan bewegte sich noch langsam, stützte sich gelegentlich ab, doch sein Lächeln war stärker als jede Schwäche.

„Weißt du, das letzte Mal, als wir hier waren, habe ich dich fast rausgeworfen," sagte Nathan mit einem schiefen Grinsen.

Sami hob eine Augenbraue. „Du hast mir keinen Grund gegeben, hier zu bleiben."

„Und jetzt?" fragte Nathan, sich auf die Couch sinken lassend.

Sami setzte sich neben ihn, nahm Nathans Hand und sah ihn an. „Jetzt bleibe ich, weil ich es will. Und weil ich weiß, dass du mich brauchst."

Nathan nickte, seine Augen glänzten. „Das tue ich. Aber du solltest wissen, dass ich dich mindestens genauso sehr brauche, wie du mich."

Sami schüttelte den Kopf, ein Lächeln zog über sein Gesicht. „Wir haben es geschafft," sagte er. „Trotz allem."

Nathan lehnte sich zurück, zog Sami zu sich, und sie saßen eine Weile in Stille da, ihre Hände ineinander verschlungen.

Whisper of the ScarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt